Alexandra Serafin
Vulnerabilität im Jugendalter
Kinder und Jugendliche sind im Laufe Ihrer Entwicklung einer Vielzahl von Bedingungen ausgesetzt, durch die sie ihre Fähigkeiten mehr oder weniger gut entwickeln. Aktuelle Modellformulierungen unterscheiden zwischen Vulnerabilitäts- und Risikofaktoren sowie Schutz- und Ressourcenfaktoren und sind biopsychosozial ausgerichtet. Ergänzend dazu hat sich eine entwicklungspsychologische Perspektive etabliert. Diese allgemeinen Prinzipien der Vulnerabilität und Risikofaktoren lassen sich auch auf das Thema der Sucht(-entwicklungs)störungen bei Jugendlichen übertragen.
Oliver Bilke-Hentsch, Mogens Nielsen
Die «Liegenden»: Phänomenologie adoleszenter Entwicklungsverweigerung
Überfluss und gleichzeitiger Mangel fordern in der Spätmoderne eine individuelle Stärke in der Steuerungsfähigkeit, um sich in der Medien- und Konsumwelt adäquat zu bewegen. Von praktischer und klinischer Bedeutung ist 2018 eine Gruppe Jugendlicher, deren Aktivierungsgrad gering ist und die scheinbar unmotiviert durch das Leben gleiten. Für manche Jugendliche ist dies ein spielerisch eingesetzter phasenweiser Mechanismus. Bei denen, die sich online wie offline ihre eigene Parallelwelt schaffen, findet irgendwann ein «Überstieg» statt. Aus angepasstem Mit-Spielen wird passiv-aggressive Verweigerung. Aus einem kuriosen Verhalten wird ein ernsthaftes Problem. Entsteht hier das neue Syndrom der sog. «pathological demand avoidance»?
Zur Leseprobe
Marianne König, Manuel Fuchs
«Ich bin mega optimistisch und freue mich einfach…». Gespräch mit Amalia, Gwendolyn und Willow im Mädchentreff Punkt 12 in Bern
Wie reflektieren Jugendliche ihre Lebenswelt, ihre soziale Einbettung und ihre Zukunft? Drei junge Frauen von 14 und 17 Jahren erzählen über ihr Beziehungsnetz zwischen FreundInnen, Familie, Schule und Mädchentreff. Ein lebensfreundliches Quartier und kompetente, empathische Ansprechpersonen haben grossen Anteil an einem gesunden Aufwachsen, gelungenen Problemlösungen und positiven Zukunftsperspektiven.
Paola Gallati
Verwundete Jugendliche: Wer sind sie, was brauchen sie?
Sie ritzen sich, sie verschanzen sich in ihrem Zimmer, sie haben keine Freunde, sie fühlen sich unsicher in Gesellschaft mit Gleichaltrigen, sie wünschen sich, aus ihrer Situation herauszukommen, haben dennoch weder die Hoffnung noch den Mut dazu. Sie kommunizieren vor allem virtuell via Internet, fühlen sich trotzdem sehr einsam. Sie fallen meistens nicht auf, erst wenn es zu spät ist. Ihre Lösungsansätze wirken oft so verzweifelt wie sie selbst. Wer sind diese Jugendlichen? Warum sind sie so? Was brauchen sie? Ein Erfahrungsbericht aus der Praxis auf der Suche nach Antworten.
Oliver Bilke-Hentsch, Daniel Baumann, Marco Micaglio, Mogens Nielsen, Mireille Pochon, Andreas Wepfer, Marc Bodmer, Tagrid Leménager, Kai Müller
Stationäre Interventionen bei schweren Mediengebrauchsstörungen
Die digitale Revolution mit ihren vielfältigen Vorteilen und Gefährdungen stellt Kinder, Jugendliche, Familien und deren Hilfspersonen vor erhebliche Herausforderungen. Seelische Störungen und Mediengebrauchsstörungen verbinden sich im Einzelfall in ungünstiger Weise. Ein intersystemischer Ansatz zur Interventionsplanung geht die Problemebenen lösungsorientiert und pragmatisch vom Indexpatienten zum System hin an und hat im Kern «Beziehung in Entwicklung» im Fokus – in der Offline- wie in der Onlinewelt. Grundlage ist eine individuelle Mehrebenendiagnostik, so dass psychische Erkrankungen, Teilleistungsstörungen, Intelligenzdiskrepanzen und soziale Verhaltensauffälligkeiten alters- und geschlechtsentsprechend berücksichtigt werden. Diese Ansätze individuell und partizipativ mit moderner Technologie zu integrieren, ist Ziel der Interventionen im SOMOSA-MediaLab und im SOMOSA Job-Assessment 4.0.
Karin Moser
MidnightSports: Chancengleichheit durch Förderung und Partizipation
Ausserschulische Angebote leisten einen wichtigen Beitrag zur individuellen und ressourcenorientierten Förderung von Jugendlichen. Mit dem Programm MidnightSports und dem CoachProgramm bietet die Stiftung IdéeSport den Jugendlichen Freiräume und Lernfelder, in denen sie durch aktive Partizipation am Programm ihre Kompetenzen entwickeln können.
Philip Nielsen, Henk Rigter, Eva Cardenoso-Wark, Marina Croquette Krokar
Multidimensionale Familientherapie MDFT in Schulen
Die Multidimensionale Familientherapie MDFT ist ein evidenzbasierter Ansatz zur Behandlung von gefährdeten Jugendlichen, die sich in besonders schwierigen Situationen befinden. Diese für einen Therapieprozess zu gewinnen, ist eine der grössten Herausforderungen im Bereich der Früherkennung und Frühintervention. Die MDFT zeigt eine grosse Eignung, um die Jugendlichen in die Behandlung einzubeziehen und darin zu halten. Mit dem hier beschriebenen Projekt wurde die Möglichkeit der Implementierung von MFDT-Allianz- und Motivationstechniken in der Schule untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Techniken in einen schulischen Kontext übertragen werden können und von den Lehrpersonen als nützlich angesehen werden.
Nadja Wirth
Umgang mit legalen und illegalen Drogen im Heim
Junge Menschen in der Heimerziehung sind von riskantem Konsumverhalten besonders betroffen. Ein konstruktiver pädagogischer Umgang damit leistet einen wesentlichen Beitrag zur bio-psycho-sozialen Gesundheit. Die Diskussion über konsumbezogene Haltungen bietet eine zentrale Grundlage für ein Konzept zur Konsumpädagogik. Von ihren Ergebnissen leiten sich Ziele ab, und auch strukturelle (z.B. Regelentwicklung) und verhaltenspräventive Massnahmen (z.B. Förderung von Emotionsregulation und konsumbezogene Interventionen).
Fazit. ForschungsSpiegel von Sucht Schweiz
Vulnerable Jugendliche: Definition und statistische Daten aus der Schweiz
«Wie gross ist der Anteil der besonders vulnerablen Jugendlichen in der Schweiz?» Diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten, denn Vulnerabilität entsteht durch komplexe, dynamische Interaktionsprozesse zwischen multiplen Risiko- und Schutzfaktoren. Im Folgenden wird deshalb zuerst basierend auf statistischen Zahlen aus der Schweiz ein Überblick zu verschiedenen Risiko- und Schutzfaktoren gegeben. Als Hinweis für den Anteil «besonders vulnerabler» Jugendlichen wird anschliessend untersucht, bei wie vielen Jugendlichen sich individuelle, familiäre und schulische Risikofaktoren kumulieren.