Ulrich Frischknecht
Stigmatisierung von Menschen mit Suchterkrankungen
Stigmatisierung vergrössert die Last von Suchterkrankungen für die Betroffenen. Sie werden in eine Schublade gesteckt, mit der negative Eigenschaften verbunden sind, als andersartig abgewertet und erleben Diskriminierungen.Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über diesen wichtigen Aspekt, der oft als «die zweite Erkrankung» bezeichnet wird. Es werden Definition, Arten, Ursachen, Auswirkungen und Möglichkeiten zum Abbau von Stigmatisierung beschrieben.
Stephanie Buschner-Fehr, Thomas Müller, Otto Schmid
Werden drogenkonsumierende Menschen stigmatisiert – insbesondere vom Fachpersonal?
Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen sind zahlreichen Vorurteilen ausgesetzt. In einer Studie wurden Fachpersonen von Akutspitälern und Behörden sowie Patient:innen eines Ambulatoriums der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel befragt, wie Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung Stigmatisierung im Kontakt mit sozialen Institutionen, Krankenhäusern und Behörden wahrnehmen. Über 70 % der befragten Patient:innen fühlen sich aufgrund ihrer Abhängigkeitserkrankung stigmatisiert. Je mehr Betroffene Stigmatisierungen durch ihr psychosoziales Hilfesystem erfahren, desto weniger nehmen sie Unterstützungsangebote an.
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Irmgard Vogt
Sucht, Sex, Schwangerschaft, Mutterschaft: zur Stigmatisierung von süchtigen Frauen
Frauen mit Substanzkonsumstörungen müssen mit vielen Vorurteilen sowohl im Alltag als auch von Expert:innen der medizinischen und psychosozialen Berufe rechnen. Die negativen Urteile treffen Frauen mit Suchtproblemen allgemein, verstärkt jedoch diejenigen, die sexuelle Dienstleistungen anbieten. Noch stärker sind die Vorurteile und Ablehnungen gegenüber Frauen mit Substanzkonsumstörungen, die schwanger sind oder mit kleinen Kindern zusammenleben. Daher ist es wichtig, Fachkräften in den Referenzwissenschaften in Lehrveranstaltungen die Hintergründe von Substanzkonsumstörungen bei Frauen zu vermitteln sowie ganz gezielt Vorurteile abzubauen.
Christa Berger
Stigmatisierung in der Suchtprävention erkennen und überwinden
Suchtprävention und Stigmatisierung sind grundlegend miteinander verbunden. Begrifflich mit dem Sucht-Stigma behaftet, steht die Suchtprävention in einer Tradition, in der Stigmatisierung billigend in Kauf genommen wird. Dahersollten sich Fachleute der Suchtprävention mit den Dilemmata ihrer Praxis proaktiv auseinandersetzen. Die in diesem Artikel vorgeschlagenen Strategien zur ethischen Reflexion verbessern die Qualität suchtpräventiver Facharbeit und leisten einen Beitrag zur Entstigmatisierung von Sucht und Menschen mit einer Suchterkrankung.
Fachgespräch mit Franziska Eckmann und Peter-Paul Bänziger
Suchtpolitik in der Schweiz – zwischen Schadensminderung und Repression
Suchterkrankungen wirkten und wirken stigmatisierend. Was können wir daher aus der Vergangenheit für die Gegenwart und die Zukunft lernen? Das nachfolgende Fachgespräch thematisiert verschiedene Etappen der schweizerischen Suchtpolitik wie die Einführung der Schadensminderung und damit verbunden des Vier-Säulen-Modells, die Auflösung der Einteilung der Substanzen in illegal und legal als auch die aktuelle Debatte rund um die Cannabislegalisierung. Einigkeit herrscht, dass nur durch ein Zusammenwirken aller Angebote sowie das Einbeziehen der Betroffenen zukünftig eine integrative Versorgung gelingen kann.
Regina Kostrzewa
Wege aus dem Stigma
Um eine stigmafreie Haltung gegenüber Suchterkrankungen in der Gesellschaft voranzutreiben, werden insbesondere Strategien in den Bereichen der Kommunikation, Empowerment und Forschung vorgestellt. Darüber hinaus werden die Erkenntnisse der psychologischen Forschung bzw. die Elemente Kontakt, Edukation und Protest miteinbezogen, um einen möglichen Weg aus der Stigmatisierung aufzuzeigen. Dabei stellt sich eine ganzheitliche Verhaltensprävention, die auf eine Gesundheitskompetenz abzielt, als genauso geeignet dar wie eine professionell gestaltete Öffentlichkeitsarbeit, die z. B. durch den Medienleitfaden FairMediaSucht erreicht werden kann.
Silvija Gavez, Samuel Keller
Persönlicher Blickwinkel zur Angst vor Stigmatisierung und Diskriminierung
Ausgehend von Aussagen aus einem Interview wird in diesem Beitrag aufgezeigt, was die Angst vor Stigmatisierung und Diskriminierung für Betroffene selbst bedeuten kann. Es lässt sich folgern, dass es zentral ist, einerseits in der Familie eine angemessene Kommunikation zu finden, um den Zusammenhalt nicht zu gefährden. Andererseits ist dabei auch die Angst vor negativen Reaktionen bzw. das Bedürfnis nach Geheimhaltung zu beachten.
Fazit. ForschungsSpiegel von Sucht Schweiz
Europäische Online-Befragung zum Thema illegale Drogen – einige Resultate für die Schweiz
In der Schweiz existieren kaum Daten dazu, in welcher Art und welchen Mengen illegale Drogen konsumiert werden. Eine von Sucht Schweiz im Rahmen einer europäischen Studie durchgeführte Online-Befragung gibt einen Einblick in die Motive, die Beschaffung und die Konsummuster. Im Hinblick auf die anstehenden Pilotversuche mit Cannabis in den Städten wurde ein spezieller Fokus auf Cannabis gelegt.