SuchtMagazin Nr. 3/2022

Soziale Arbeit und Sucht

SuchtMagazin Nr. 3/2022
Soziale Arbeit und Sucht

Medium*
CHF 15.00

Das Heft widmet sich der Sozialen Arbeit im Suchtbereich und behandelt die Frage, wie diese das Potenzial der sozialen Dimension nutzen kann, um Menschen mit einer Sucht­problematik die bestmögliche Unterstützung zu geben. Es wird deutlich, dass eine professionelle Interventionsgestaltung eine solide Wissensbasis voraussetzt. Dafür muss sich die Soziale Arbeit weiterentwickeln, indem sie mittels der Sozialen Diagnostik den Konsum psychoaktiver Substanzen in den Lebensstil der Menschen einordnet und diesen als eine Form der Lebensbewältigung versteht.

Artikel in dieser Ausgabe

Funktion und Wirkung – zwei Eckpfeiler professioneller Interventionsgestaltung

Der Beitrag ist eine Aufforderung zur kollektiven Reflexion der Sozialen Arbeit in der Suchthilfe, die vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen als erfolgversprechend eingestuft wird. Funktion und Wirkung bilden die Bezugspunkte für diesen geforderten Reflexionsprozess. Neben der Funktionsbestimmung werden diverse bekannte Bündel von Wirkfaktoren vorgestellt und in einen systematischen Zusammenhang gestellt. Soziale Arbeit wird in diesem Zusammenhang als Komplexleistung beschrieben, deren kunstfertige Praxis eine solide Wissensbasis voraussetzt. Die kollektive Herstellung dieser Wissensbasis ist das Ziel der geforderten Reflexion und der darauf bezogenen zukünftigen Prozesse der Gestaltung.

Zur Leseprobe

Perspektive der Sozialen Arbeit auf Abhängigkeit

Soziale Arbeit stellt im Bereich der Drogen- und Suchtkrankenhilfe zwar zahlenmässig die meisten Fachkräfte, hat aber bisher kaum eigene Näherungen an das Thema erarbeitet. Dazu ist auch kaum Bedarf, wenn sich Soziale Arbeit als Erfüllungsgehilfin in einem Praxisfeld versteht, in dem andere Professionen «das Sagen» haben. Schreitet Soziale Arbeit allerdings mit ihrem allgemeinen professionellen Selbstverständnis auch dieses Arbeitsfeld aus, dann stellen sich zentrale Herausforderungen: das Ruhe versprechende Substanzparadigma aufzukündigen, den Konsum psychoaktiver Substanzen wieder in den Lebensstil der Menschen einzuordnen und dabei Fragen nach dem Stellenwert spezifischer Lebensrealitäten, der Bedeutung von Ritualisierungen, Erwartungen und Funktionen zu klären. Drogenmündigkeit könnte diesbezüglich zu einer hilfreichen Leitidee werden.

Zwischen Bereichs- und Professionsethik: normative Zielhorizonte Sozialer Arbeit im Suchtbereich

Soziale Arbeit im Suchtbereich muss sich sowohl an bereichsethischen Prinzipien als auch an der eigenen Professionsethik orientieren. Dabei entstehen Spannungen, denn im Gegensatz zu anderen im Feld tätigen Professionen hat die Soziale Arbeit immer sowohl das Individuum als auch die gesellschaftlichen Bedingungen im Blick. Dieses bio-psycho-soziale Verständnis bedingt einen entsprechenden normativen Zielhorizont. Alles Wissen über zentrale Werte und normative Ausrichtungen bleibt allerdings wirkungslos ohne die ethische Kompetenz der einzelnen Fachpersonen. Sie müssen den moralischen Gehalt ihrer Handlungen erkennen und entsprechend die Entscheidungen reflektieren und begründen.

Soziale Diagnostik und ihre Bedeutung für die Klinische Soziale Arbeit in der Suchthilfe

In den methodischen Handlungstheorien und der Praxeologie der Sozialen Arbeit erlebt die Soziale Diagnostik seit mehreren Jahren eine Renaissance und findet zunehmend auch Gehör in der Praxis der Sozialen Suchthilfe, wenn auch nur zögerlich. Dadurch werden nicht alle Möglichkeiten des positiven Handelns in der Praxis mit dem Suchtklientel ausgeschöpft und weitere Schritte der Professionalisierung Sozialer Arbeit in der Suchthilfe ausgebremst. Dieser Beitrag zeichnet die lange Tradition dieses methodischen Bausteines nach, skizziert die wichtigsten Orientierungen und Funktionen der Sozialen Diagnostik und veranschaulicht diese anhand eines Fallbeispiels. In den methodischen Handlungstheorien und der Praxeologie der Sozialen Arbeit erlebt die Soziale Diagnostik seit mehreren Jahren eine Renaissance und findet zunehmend auch Gehör in der Praxis der Sozialen Suchthilfe, wenn auch nur zögerlich. Dadurch werden nicht alle Möglichkeiten des positiven Handelns in der Praxis mit dem Suchtklientel ausgeschöpft und weitere Schritte der Professionalisierung Sozialer Arbeit in der Suchthilfe ausgebremst. Dieser Beitrag zeichnet die lange Tradition dieses methodischen Bausteines nach, skizziert die wichtigsten Orientierungen und Funktionen der Sozialen Diagnostik und veranschaulicht diese anhand eines Fallbeispiels.

Sozialen Arbeit in der Suchtprävention: konsequentere Ausrichtung an der Chancengleichheit

Der Fokus der Sozialen Arbeit in der Suchtprävention liegt auf den Lebenswelten, insbesondere von Menschen in benachteiligten Lebenslagen, tendenziell also von Personengruppen mit erhöhtem Risikopotenzial. Mit ihren Erfahrungen mit niederschwelligen, aufsuchenden, intersektorialen und partizipativen Arbeitsweisen verfügt die Soziale Arbeit über ein grosses Potenzial, zukünftig besonders gefährdete Adressat:innengruppen besser zu erreichen und diese in die Angebotsentwicklung einzubinden. Übergreifendes Ziel müsste eine konsequentere Ausrichtung der Suchtprävention an der allseits geforderten Chancengleichheit sein. Präventionsprogramme, welche die Benachteiligungsstrukturen und Gefährdungslage der Adressat:innen unberücksichtigt lassen, riskieren nicht nur, Ungleichheiten aufrechtzuerhalten, sondern diese noch zu vergrössern. Der Fokus der Sozialen Arbeit in der Suchtprävention liegt auf den Lebenswelten, insbesondere von Menschen in benachteiligten Lebenslagen, tendenziell also von Personengruppen mit erhöhtem Risikopotenzial. Mit ihren Erfahrungen mit niederschwelligen, aufsuchenden, intersektorialen und partizipativen Arbeitsweisen verfügt die Soziale Arbeit über ein grosses Potenzial, zukünftig besonders gefährdete Adressat:innengruppen besser zu erreichen und diese in die Angebotsentwicklung einzubinden. Übergreifendes Ziel müsste eine konsequentere Ausrichtung der Suchtprävention an der allseits geforderten Chancengleichheit sein. Präventionsprogramme, welche die Benachteiligungsstrukturen und Gefährdungslage der Adressat:innen unberücksichtigt lassen, riskieren nicht nur, Ungleichheiten aufrechtzuerhalten, sondern diese noch zu vergrössern.

Diagnostik in der Sozialen Arbeit: «Ich muss sagen können, was ich wie warum mache»

Soziale Diagnostik bezieht sich auf die Erfassung individueller und umgebungsbezogener Ressourcen, Stärken, Einschränkungen und Belastungen der Betroffenen – mit einem besonderen Fokus auf die soziale Dimension. Drei Expert:innen aus der Forschung und der Praxis berichten über ihre Erfahrungen mit der Sozialen Diagnostik, die im Rahmen der Tagung Soziale Arbeit und Sucht kontrovers diskutiert wurde. Dabei zeigt sich, dass die Soziale Diagnostik in ihren verschiedenen Ausprägungen eine gemeinsame Sprache ermöglicht, neue Sichtweisen eröffnet, die Entscheidung über Ziele und Mittel transparent bergründen und auch über die Soziale Arbeit hinaus eine wichtige Rolle einnehmen kann.

Der spezifische Beitrag der Sozialen Arbeit in der Suchtprävention: konsequentere Ausrichtung an der Chancengleichheit

Der Fokus der Sozialen Arbeit in der Suchtprävention liegt auf den Lebenswelten, insbesondere von Menschen in benachteiligten Lebenslagen, tendenziell also von Personengruppen mit erhöhtem Risikopotenzial. Mit ihren Erfahrungen mit niederschwelligen, aufsuchenden, intersektorialen und partizipativen Arbeitsweisen verfügt die Soziale Arbeit über ein grosses Potenzial, zukünftig besonders gefährdete Adressat:innengruppen besser zu erreichen und diese in die Angebotsentwicklung einzubinden. Übergreifendes Ziel müsste eine konsequentere Ausrichtung der Suchtprävention an der allseits geforderten Chancengleichheit sein. Präventionsprogramme, welche die Benachteiligungsstrukturen und Gefährdungslage der Adressat:innen unberücksichtigt lassen, riskieren nicht nur, Ungleichheiten aufrechtzuerhalten, sondern diese noch zu vergrössern.

Potenziale Sozialer Arbeit in der Suchtberatung

Suchtberatungsstellen nehmen sowohl im kommunalen Rahmen als auch im Suchthilfesystem häufig eine zentrale Stellung ein. Dennoch ist nicht eindeutig geklärt, worin genau ihre Funktionalität besteht und wie sie aus der Perspektive der Profession Sozialer Arbeit angemessen beschrieben werden können. Dieser Artikel entwickelt einen Vorschlag, wie mit Hilfe eines handlungstheoretischen Modells sozialarbeiterisches Handeln in Suchtberatungsstellen organisationsübergreifend gefasst werden und somit die Grundlage für Wirkungsforschung aus professioneller Perspektive Sozialer Arbeit darstellen kann.

Entwicklung der sozialen Situation suchtbetroffener Menschen

Diese erstmalige Untersuchung in der Schweiz gibt Einblick in die Lebensumstände von Menschen, die wegen ihres Substanzkonsums (Alkohol, Tabak, Cannabis, Kokain, Opioide) bzw. Glücks- und Geldspiels eine Suchtbehandlung begonnen haben. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen in Suchtbehandlung auf Arbeitssuche sind, je nach Suchtproblematik bis zu sechsmal höher und jene, dass sie in einer instabilen Wohnsituation leben, bis zu 20-mal höher. Zudem zeigt sich in den zehn Jahren bis 2017 eine Verschlechterung der sozialen Situation von Menschen in einer Suchtbehandlung: Beispielsweise ist die Erwerbstätigkeit zurückgegangen, hat sich die Wohnsituation verschlechtert und sind diese Personen häufiger sozial isoliert.

Podcast

Weiterempfehlen:

Nach oben

Herausgeber

Schweizerische Gesundheitsstiftung RADIX
Infodrog | SuchtMagazin
Pfingstweidstrasse 10
CH-8005 Zürich
SCHWEIZ

+41 (0)31 376 04 01