Peter Sommerfeld
Funktion und Wirkung – zwei Eckpfeiler professioneller Interventionsgestaltung
Der Beitrag ist eine Aufforderung zur kollektiven Reflexion der Sozialen Arbeit in der Suchthilfe, die vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen als erfolgversprechend eingestuft wird. Funktion und Wirkung bilden die Bezugspunkte für diesen geforderten Reflexionsprozess. Neben der Funktionsbestimmung werden diverse bekannte Bündel von Wirkfaktoren vorgestellt und in einen systematischen Zusammenhang gestellt. Soziale Arbeit wird in diesem Zusammenhang als Komplexleistung beschrieben, deren kunstfertige Praxis eine solide Wissensbasis voraussetzt. Die kollektive Herstellung dieser Wissensbasis ist das Ziel der geforderten Reflexion und der darauf bezogenen zukünftigen Prozesse der Gestaltung.
Zur Leseprobe
Gundula Barsch
Perspektive der Sozialen Arbeit auf Abhängigkeit
Soziale Arbeit stellt im Bereich der Drogen- und Suchtkrankenhilfe zwar zahlenmässig die meisten Fachkräfte, hat aber bisher kaum eigene Näherungen an das Thema erarbeitet. Dazu ist auch kaum Bedarf, wenn sich Soziale Arbeit als Erfüllungsgehilfin in einem Praxisfeld versteht, in dem andere Professionen «das Sagen» haben. Schreitet Soziale Arbeit allerdings mit ihrem allgemeinen professionellen Selbstverständnis auch dieses Arbeitsfeld aus, dann stellen sich zentrale Herausforderungen: das Ruhe versprechende Substanzparadigma aufzukündigen, den Konsum psychoaktiver Substanzen wieder in den Lebensstil der Menschen einzuordnen und dabei Fragen nach dem Stellenwert spezifischer Lebensrealitäten, der Bedeutung von Ritualisierungen, Erwartungen und Funktionen zu klären. Drogenmündigkeit könnte diesbezüglich zu einer hilfreichen Leitidee werden.
Sonja Hug
Zwischen Bereichs- und Professionsethik: normative Zielhorizonte Sozialer Arbeit im Suchtbereich
Soziale Arbeit im Suchtbereich muss sich sowohl an bereichsethischen Prinzipien als auch an der eigenen Professionsethik orientieren. Dabei entstehen Spannungen, denn im Gegensatz zu anderen im Feld tätigen Professionen hat die Soziale Arbeit immer sowohl das Individuum als auch die gesellschaftlichen Bedingungen im Blick. Dieses bio-psycho-soziale Verständnis bedingt einen entsprechenden normativen Zielhorizont. Alles Wissen über zentrale Werte und normative Ausrichtungen bleibt allerdings wirkungslos ohne die ethische Kompetenz der einzelnen Fachpersonen. Sie müssen den moralischen Gehalt ihrer Handlungen erkennen und entsprechend die Entscheidungen reflektieren und begründen.
Dario Deloie
Soziale Diagnostik und ihre Bedeutung für die Klinische Soziale Arbeit in der Suchthilfe
In den methodischen Handlungstheorien und der Praxeologie der Sozialen Arbeit erlebt die Soziale Diagnostik seit mehreren Jahren eine Renaissance und findet zunehmend auch Gehör in der Praxis der Sozialen Suchthilfe, wenn auch nur zögerlich. Dadurch werden nicht alle Möglichkeiten des positiven Handelns in der Praxis mit dem Suchtklientel ausgeschöpft und weitere Schritte der Professionalisierung Sozialer Arbeit in der Suchthilfe ausgebremst. Dieser Beitrag zeichnet die lange Tradition dieses methodischen Bausteines nach, skizziert die wichtigsten Orientierungen und Funktionen der Sozialen Diagnostik und veranschaulicht diese anhand eines Fallbeispiels.
In den methodischen Handlungstheorien und der Praxeologie
der Sozialen
Arbeit erlebt die Soziale Diagnostik seit mehreren Jahren
eine Renaissance
und findet zunehmend auch Gehör in der Praxis der Sozialen
Suchthilfe,
wenn auch nur zögerlich. Dadurch werden nicht alle
Möglichkeiten des positiven
Handelns in der Praxis mit dem Suchtklientel ausgeschöpft
und weitere
Schritte der Professionalisierung Sozialer Arbeit in der
Suchthilfe ausgebremst.
Dieser Beitrag zeichnet die lange Tradition dieses
methodischen
Bausteines nach, skizziert die wichtigsten Orientierungen
und Funktionen der
Sozialen Diagnostik und veranschaulicht diese
anhand eines Fallbeispiels.
Irene Abderhalden
Sozialen Arbeit in der Suchtprävention: konsequentere Ausrichtung an der Chancengleichheit
Der Fokus der Sozialen Arbeit in der Suchtprävention liegt auf den Lebenswelten, insbesondere von Menschen in benachteiligten Lebenslagen, tendenziell also von Personengruppen mit erhöhtem Risikopotenzial. Mit ihren Erfahrungen mit niederschwelligen, aufsuchenden, intersektorialen und partizipativen Arbeitsweisen verfügt die Soziale Arbeit über ein grosses Potenzial, zukünftig besonders gefährdete Adressat:innengruppen besser zu erreichen und diese in die Angebotsentwicklung einzubinden. Übergreifendes Ziel müsste eine konsequentere Ausrichtung der Suchtprävention an der allseits geforderten Chancengleichheit sein. Präventionsprogramme, welche die Benachteiligungsstrukturen und Gefährdungslage der Adressat:innen unberücksichtigt lassen, riskieren nicht nur, Ungleichheiten aufrechtzuerhalten, sondern diese noch zu vergrössern.
Der Fokus der Sozialen Arbeit in der Suchtprävention liegt
auf den Lebenswelten,
insbesondere von Menschen in benachteiligten Lebenslagen,
tendenziell
also von Personengruppen mit erhöhtem Risikopotenzial. Mit
ihren Erfahrungen
mit niederschwelligen, aufsuchenden, intersektorialen und
partizipativen
Arbeitsweisen verfügt die Soziale Arbeit über ein grosses
Potenzial, zukünftig
besonders gefährdete Adressat:innengruppen besser zu
erreichen und diese
in die Angebotsentwicklung einzubinden. Übergreifendes Ziel
müsste eine
konsequentere Ausrichtung der Suchtprävention an der
allseits geforderten
Chancengleichheit sein. Präventionsprogramme, welche die
Benachteiligungsstrukturen
und Gefährdungslage der Adressat:innen unberücksichtigt
lassen, riskieren nicht nur, Ungleichheiten
aufrechtzuerhalten, sondern diese
noch zu vergrössern.
Gespräch mit Heike Güdel, Tanya Mezzera, Peter Pantuček-Eisenbacher
Diagnostik in der Sozialen Arbeit: «Ich muss sagen können, was ich wie warum mache»
Soziale Diagnostik bezieht sich auf die Erfassung individueller und umgebungsbezogener Ressourcen, Stärken, Einschränkungen und Belastungen der Betroffenen – mit einem besonderen Fokus auf die soziale Dimension. Drei Expert:innen aus der Forschung und der Praxis berichten über ihre Erfahrungen mit der Sozialen Diagnostik, die im Rahmen der Tagung Soziale Arbeit und Sucht kontrovers diskutiert wurde. Dabei zeigt sich, dass die Soziale Diagnostik in ihren verschiedenen Ausprägungen eine gemeinsame Sprache ermöglicht, neue Sichtweisen eröffnet, die Entscheidung über Ziele und Mittel transparent bergründen und auch über die Soziale Arbeit hinaus eine wichtige Rolle einnehmen kann.
Irene Abderhalden
Der spezifische Beitrag der Sozialen Arbeit in der Suchtprävention: konsequentere Ausrichtung an der Chancengleichheit
Der Fokus der Sozialen Arbeit in der Suchtprävention liegt auf den Lebenswelten, insbesondere von Menschen in benachteiligten Lebenslagen, tendenziell also von Personengruppen mit erhöhtem Risikopotenzial. Mit ihren Erfahrungen mit niederschwelligen, aufsuchenden, intersektorialen und partizipativen Arbeitsweisen verfügt die Soziale Arbeit über ein grosses Potenzial, zukünftig besonders gefährdete Adressat:innengruppen besser zu erreichen und diese in die Angebotsentwicklung einzubinden. Übergreifendes Ziel müsste eine konsequentere Ausrichtung der Suchtprävention an der allseits geforderten Chancengleichheit sein. Präventionsprogramme, welche die Benachteiligungsstrukturen und Gefährdungslage der Adressat:innen unberücksichtigt lassen, riskieren nicht nur, Ungleichheiten aufrechtzuerhalten, sondern diese noch zu vergrössern.
Rita Hansjürgens
Potenziale Sozialer Arbeit in der Suchtberatung
Suchtberatungsstellen nehmen sowohl im kommunalen Rahmen als auch im Suchthilfesystem häufig eine zentrale Stellung ein. Dennoch ist nicht eindeutig geklärt, worin genau ihre Funktionalität besteht und wie sie aus der Perspektive der Profession Sozialer Arbeit angemessen beschrieben werden können. Dieser Artikel entwickelt einen Vorschlag, wie mit Hilfe eines handlungstheoretischen Modells sozialarbeiterisches Handeln in Suchtberatungsstellen organisationsübergreifend gefasst werden und somit die Grundlage für Wirkungsforschung aus professioneller Perspektive Sozialer Arbeit darstellen kann.
Fazit. ForschungsSpiegel von Sucht Schweiz
Entwicklung der sozialen Situation suchtbetroffener Menschen
Diese erstmalige Untersuchung in der Schweiz gibt Einblick in die Lebensumstände von Menschen, die wegen ihres Substanzkonsums (Alkohol, Tabak, Cannabis, Kokain, Opioide) bzw. Glücks- und Geldspiels eine Suchtbehandlung begonnen haben. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen in Suchtbehandlung auf Arbeitssuche sind, je nach Suchtproblematik bis zu sechsmal höher und jene, dass sie in einer instabilen Wohnsituation leben, bis zu 20-mal höher. Zudem zeigt sich in den zehn Jahren bis 2017 eine Verschlechterung der sozialen Situation von Menschen in einer Suchtbehandlung: Beispielsweise ist die Erwerbstätigkeit zurückgegangen, hat sich die Wohnsituation verschlechtert und sind diese Personen häufiger sozial isoliert.