SuchtMagazin Nr. 2/2010

Neuro-Enhancer

SuchtMagazin Nr. 2/2010
Neuro-Enhancer

Medium*
CHF 15.00

Überblick und Ethik | Vor dem gesellschaftlichen Durchbruch? | Jenseits von rechtlichen Bestimmungen | Neurophysiologie | Pharmakologie und Suchtpotential | Doping am Arbeitsplatz | Versprechen und subjektive Wirkung | Suchtmedizin | «Ritalin liess mich funktionieren»

Artikel in dieser Ausgabe

Neuro-Enhancement – Ein Überblick

Neuro-Enhancement rückt zunehmend ins öffentliche Interesse. Gleichzeitig liegen bisher nur wenige empirische Daten über Wirkungen und Nebenwirkungen sowie die Verbreitung innerhalb der Gesellschaft vor. Unter dem Schlagwort der «Selbstgestaltung» spielen Wunschvorstellungen von einem angenehmeren, erfolgreicheren oder zufriedenstellenden Leben in der Diskussion eine gewichtige Rolle, mögliche problematische Auswirkungen werden jedoch leicht übersehen. Der folgende Beitrag arbeitet die komplexen Zusammenhänge in individueller, gesellschaftlicher und ethischer Hinsicht heraus und plädiert für eine an empirischen Daten ausgerichtete breite gesellschaftliche Diskussion über Sinn und Unsinn von Neuro-Enhancement.

«Smart Drugs» vor dem gesellschaftlichen Durchbruch?

Noch stösst die Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit mittels Psychopharmaka in weiten Teilen der Bevölkerung auf grosse Skepsis. Doch vor dem Hintergrund der marktwirtschaftlich zugespitzten sozialen Konkurrenzsituation könnten die so genannten «Smart Drugs» bald schon eine Umdeutung erfahren. Ein soziologischer Erkundungsgang im Grenzland zwischen Realität und Science-Fiction.

Enhancement: jenseits von rechtlichen Bestimmungen

Die rechtlichen Aspekte des Enhancements sind bis anhin bei der Diskussion um die medizinische Verbesserung des Menschen kaum besprochen worden. Somit erstaunt es nicht, dass die Beurteilung momentan schwer fällt, auch weil keine rechtliche Definition des Begriffs Enhancement existiert.

Neurophysiologie des Neuro-Enhancements: Möglichkeiten und Grenzen

Die verbreitete Vorstellung, neue Psychopharmaka könnten die kognitive Leistungsfähigkeit bald nebenwirkungsarm und bei jedermann steigern, hält einer näheren Überprüfung nicht stand. Wie die meisten Psychopharmaka setzen auch zahlreiche Neuro-Enhancer an der chemischen Signalübertragung zwischen den Nervenzellen an. Diese gehorcht bestimmten Gesetzen, die sich auch in Zukunft nicht aushebeln lassen. Bislang stehen keine effektiven Substanzen zur Verbesserung der intellektuellen Leistungsfähigkeit bei Gesunden zur Verfügung und dies wird sich in absehbarer Zeit auch kaum ändern, da das gesunde menschliche Gehirn bereits weitgehend optimal austariert zu sein scheint.

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Pharmakologie und Suchtpotential von Neuro-Enhancern

Eine breite Vielfalt an Wirkstoffen wird bereits jetzt oder voraussichtlich zukünftig als Neuro-Enhancer eingesetzt. Obwohl es bislang kaum Hinweise auf ein Suchtpotential dieser Substanzen gibt, sollten sie mit Bedacht und in Kenntnis ihrer pharmakologischen Wirkungen eingesetzt werden.

Doping am Arbeitsplatz

In Deutschland helfen etwa 540’000 Berufstätige in der Altersgruppe der 20- bis 50-Jährigen gezielt mit aufputschenden, konzentrationssteigernden oder beruhigenden Arzneien nach, um Aufmerksamkeit, Ausdauer und Stressresistenz am Arbeitsplatz zu steigern. Dies zeigt der Gesundheitsreport 2009 der Deutschen Angestellten-Krankenkasse DAK.

Pillen für den besseren Menschen: Versprechen und subjektive Wirkung

Pharmakologisches «Neuro-Enhancement» verspricht, dem Geist auf die Sprünge zu helfen, aufmerksamer, kreativer und merkfähiger zu machen. Die wissenschaftliche Forschung und subjektive Erfahrungsberichte sprechen aber dagegen, dass der Schlüssel zur kognitiven Optimierung gefunden wurde. Zukünftig dürfte es klüger sein, primär die sozialen und ökonomischen Kräfte zu analysieren, denen aus der Enhancement-Debatte Vorteile erwachsen.

Neuro-Enhancement aus suchtmedizinischer Sicht

Neuro-Enhancement ist ein neues Forschungsgebiet. Dem möglichen Nutzen (Verbesserung der Leistungsfähigkeit bei Gesunden) stehen erhebliche Risiken hinsichtlich psychiatrischer Folgeschäden und eines Suchtpotenzials entgegen. Diskutiert wird aktuell vor allem der Einsatz von Psychostimulanzien vom Typ Ritalin und Modafinil.

«Ritalin liess mich funktionieren»

«Ritalin war für mich immer ein Mittel, das mich funktionieren liess. Vor allem zur Nachbereitung von Unterrichtsstunden oder zur Vorbereitung auf Prüfungen. Ritalin hielt mich wach, stellte körperliche Bedürfnisse in den Hintergrund und half vor allem dabei, Motivation zu finden.»

Risiken und Nebenwirkungen der Enhancement-Debatte

In der aktuellen Diskussion werden Verbreitung und Effektivität des Enhancement oft über-, Risiken hingegen untertrieben. In diesem Kommentar möchte ich unterstreichen, wie wichtig eine korrekte Darstellung ist, zu der das SuchtMagazin einen entscheidenden Beitrag liefert.

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