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SuchtMagazin Nr. 3&4/2024

Jubiläums­ausgabe

SuchtMagazin Nr. 3&4/2024
Jubiläums­ausgabe

Medium*
CHF 23.00

50 Jahre SuchtMagazin – ja, Sie haben richtig gelesen. Uns gibt es tatsächlich bereits seit einem halben Jahrhundert und gerne feiern wir mit Ihnen diese beeindruckende Zahl und bedanken uns für Ihr fortwährendes Interesse. Anlässlich des Jubiläums blicken wir in unserer Sonderausgabe auf prägende Ereignisse im Suchtbereich zurück. Gleichzeitig wollen wir den Fokus aber auch auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen der Suchtarbeit nicht verlieren. Dies machen wir durch vielseitige Beiträge und für die Jubiläumsausgabe speziell mit sechs zusätzlichen Gesprächsdialogen, wo Fachpersonen wichtige Aspekte u. a. der Suchtpolitik, der Suchtprävention, der Suchthilfe und der Schadensminderung diskutieren. Teile dieser Gespräche können Sie übrigens bei uns auf der Webseite anschauen. In diesem Sinne – auf die nächsten 50 Jahre!

Artikel in dieser Ausgabe

Psychiatrie und Sucht: Ein historischer Rückblick auf 50 Jahre SuchtMagazin

Kaum ein wissenschaftliches Feld hat einen derart grossen Einfluss auf das Suchtverständnis der letzten 100 Jahre gehabt wie die Psychiatrie. Auch das SuchtMagazin, damals noch «die kette» genannt, entstand vor 50 Jahren im Umfeld der Psychiatrie. Der psychiatriehistorische Rückblick auf die Geschichte der Sucht verdeutlicht die Verbindung zwischen der Psychiatrie, dem SuchtMagazin sowie dem Suchtverständnis und wirft vor diesem Hintergrund die Frage auf, wie sich unser Verständnis und unser Umgang mit dem Thema in Zukunft gestalten sollten.

«Sucht ist eine normale Erkrankung wie jede andere auch!»

Obwohl der Suchtbereich in Deutschland über ein gut ausgebautes Hilfesystem verfügt und die Stigmatisierung von Suchterkrankungen in der Fachwelt abgenommen hat, wurden in der allgemeinen Bevölkerung kaum Fortschritte erzielt. Suchterkrankte Menschen sind nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch im Gesundheitssystem selbst strukturellen Stigmatisierungen ausgesetzt. Der nachfolgende Gesprächsdialog verdeutlicht, dass erst mit der politischen Anerkennung der Relevanz der Suchthilfe sowie einer sachlichen Berichterstattung über die Lebenswelt der Betroffenen Fortschritte erzielt werden können, um von der Ausgrenzung zu einem Empowerment-Ansatz zu gelangen.

Herausforderungen einer künftigen Suchtpolitik

Die Welt ist im Wandel und mit ihr der Umgang und die Politik psychoaktiver Produkte. Wir schauen zurück, lernen und werfen einen progressiven Blick voraus. Wie und warum soll die Suchtpolitik nicht nur Schaden mindern, sondern vermehrt auch Raum für Konsumerfahrungen schaffen, in denen Konsumkompetenz erworben werden kann? Welche konkreten Schritte können dazu unternommen werden und wie sieht die Suchtpolitik der Zukunft aus?

Zur Leseprobe

Die Schweiz soll wieder vorangehen – mit kleinen, aber mutigen Schritten

Die Entwicklung der Suchtpolitik war in den letzten Jahren durch substanzabhängige Regulierungen, gescheiterte Reformversuche und einen Wechsel zwischen Progression und Stillstand geprägt worden. Nun stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Ein derzeit gangbarer Weg ist eine Politik der kleinen Schritte, um Substanzen im Sinne der Public Health zu regulieren – finden die beiden Gesprächsteilnehmenden. Mit Blick auf die Zukunft wäre ausserdem eine evidenzbasierte Suchtpolitik, die die gesamte Bevölkerung und insbesondere auch betroffene Personen einbezieht, wünschenswert.

Von der Drogen- zur Suchtprävention: Denkmuster, Meilensteine und aktuelle Herausforderungen

Die institutionelle Suchtprävention blickt auf eine relativ kurze Geschichte zurück. Gesellschaftliche Veränderungen und damit verbundene Neubeurteilungen von Abhängigkeit und psychoaktiven Substanzen haben differenzierte Konzepte und Ansätze hervorgebracht. Heute steht für die Suchtprävention ein erneuter Professionalisierungsschub an, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein.

«Man weiss heute viel besser, welche Elemente der Prävention wirken und welche Elemente nicht wirken.»

Die Komplexität, aber auch die Vielfalt der Themen in der Suchtprävention sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Durch die Präventions- und Evaluationsforschung weiss man gegenwärtig besser, welche Massnahmen wirksam sind und welche nicht. Im Fokus der aktuellen Präventionsarbeit stehen die Lebenskompetenzförderung sowie die aktive Beteiligung der Zielgruppe bei der Entwicklung der Angebote. Neue Suchtformen, digitale (Lebens-)Welten sowie die Förderung der Akzeptanz von verhältnispräventiven Massnahmen auf politischer Ebene stellen u. a. die zukünftigen Herausforderungen der Suchtprävention dar.

Schadensminderung: gestern – heute – morgen

Schadensminderung hat sich in der Schweiz von einem aktivistischen, gegen zahlreiche politische Widerstände kämpfenden, Bottom-up-Ansatz hin zu einer breit abgestützten, fachlich und wissenschaftlich fundierten sowie politisch etablierten Säule der Suchtpolitik entwickelt. Noch immer sind die regionalen Unterschiede in der Schweiz gross, was die Verfügbarkeit von schadensmindernden Angeboten betrifft. Im Zuge der Professionalisierung der Schadensminderung werden die Angebote auch zunehmend mit Erwartungen konfrontiert, ihre Wirksamkeit nachzuweisen.

«Wir müssten alle Bereiche von der Prävention über die Intervention und Therapie bis hin zur Repression unter Schadensminderungsaspekten anschauen.»

Nachdem die Schadensminderung in den 90er-Jahren erfolgreich im Vier-Säulen-Modell der schweizerischen Suchtpolitik integriert und umgesetzt wurde, stellt sich die Frage, was aktuelle Herausforderungen sind und wie sich die Schadensminderung weiterentwickeln kann. Wieso dabei die Anwendung der Prinzipien der Schadensminderung in allen Bereichen der Suchtarbeit eine wichtige Rolle einnimmt und wo es sonst noch Handlungsbedarf gibt, dies und mehr erfahren Sie im nachfolgenden Gesprächsdialog.

Zur Zukunft der Suchthilfe

Seit der erfolgreichen Etablierung der Vier-Säulen-Politik wurde die Suchthilfe zwar konzeptuell weiterentwickelt, die (Finanzierungs-)Strukturen und die gesetzlichen Grundlagen jedoch kaum den aktuellen Herausforderungen angepasst. Wie uns der Rückblick auf die Anfänge der professionellen Suchthilfe lehrt, sollten die Weiterentwicklungen (wieder verstärkt) unter Einbezug der Betroffenen und auf Grundlage entsprechender Forschung sowie durch Kooperationen zwischen verschiedenen Akteur:innen und Professionen erfolgen.

Von der Drogenpolitik zu einem substanz- und suchtformenübergreifenden Suchtverständnis

Die Suchthilfe in der Schweiz hat in den vergangenen Jahrzehnten einen erheblichen Wandel durchlaufen, welcher sich von der zieloffenen Suchtarbeit über die Einführung des Würfelmodells bis hin zur Anerkennung der Abhängigkeitserkrankung als psychische Erkrankung abzeichnete. Gegenwärtig sind u. a. der Umgang mit neuen Substanzen, die bessere Erreichbarkeit der Betroffenen sowie die Ausgestaltung von Präventionsangeboten zur Stärkung der psychischen Gesundheit, insbesondere von jungen Menschen, herausfordernd. Der nachfolgende Gesprächsdialog zeigt Ihnen auf, weshalb die Nutzung der Synergien über die Kantonsgrenzen hinweg sowie eine stärkere Fokussierung der sozialen Dimension für die zukünftige Ausgestaltung der Suchthilfe bedeutsam sind.

«Die Drogenszene im Jugendheim»: Zwischen den Pfeilern der Viersäulenstrategie

In den 1970er- und 1980er-Jahren forderte eine neue Jugendkultur lautstark autonome Räume. Zeitgleich bildeten sich in der Stadt Zürich lokale Drogenszenen, die sich Mitte der 1980er-Jahre auf dem Platzspitz und später im stillgelegten Bahnhof Letten niederliessen. Am Rande dieser Szenen arbeiteten die städtischen Jugendheime mit Jugendlichen, die sich, wie andere Jugendliche auch, gegen das Establishment wehrten und zum grossen Teil Drogen konsumierten. Der Blick auf die Jugendheime erschliesst ein bisher wenig untersuchtes Spannungsfeld zwischen Verbot und Toleranz in der Suchtarbeit.

Von familiären Gemeinschaften zur individualisierten Sozialtherapie

In den vergangenen 50 Jahren hat sich die stationäre Sozialtherapie in der Schweiz erheblich gewandelt. Zu Beginn stand ein gemeinschaftliches Miteinander im familiären Rahmen im Zentrum. Gegenwärtig ist der therapeutische Alltag individualisiert auf die Bedürfnisse der Klient:innen ausgerichtet. Trotz aller Veränderungen bleibt die Überzeugung bestehen, dass eine stationäre Sozialtherapie nur in Zusammenarbeit mit den betroffenen Personen, basierend auf Vertrauen und auf Augenhöhe, erfolgreich ist. Welche früheren, aktuellen und zukünftigen Herausforderungen die stationäre Suchttherapie ausserdem geprägt haben bzw. immer noch prägen und warum die Finanzierungsstrukturen dabei eine zentrale Rolle spielen, erfahren Sie im folgenden Fachdialog.

Was können wir aus der Crackkrise in Genf lernen

Ab dem Jahr 2022 berichteten die Medien über eine Situation im Zusammenhang mit dem Crack-Konsum in Genf, die nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch das Leben im öffentlichen Raum insgesamt beeinträchtigte. Auch auf politischer Ebene entbrannte eine Debatte darüber, wie zu reagieren sei – mit mehr Hilfe, mehr polizeilichen Massnahmen oder beidem? Das kantonale Genfer Gesundheitsdepartement (DGS) hat Sucht Schweiz Ende 2022 beauftragt, einen Bericht zu erstellen, um mehr Klarheit zu schaffen. Dieser Artikel fasst den Bericht zusammen und zeigt auf, was in dieser Stadt geschehen ist und welche Massnahmen als Reaktion empfohlen werden können.

50 Jahre SuchtMagazin – 10 Jahre Forschungsspiegel «Fazit» – Wie die Suchtforschung zur Suchtpolitik beitragen kann

Wissenschaftliche Erkenntnisse sind in der Regel eines der Elemente, die bei der Gestaltung von suchtrelevanten politischen Massnahmen eine Rolle spielen können. Sie haben aber neben z. B. gegenläufigen Interessen von Industrien, Finanzierungsfragen und Ideologien oft einen schweren Stand. Trotzdem können die Wissenschaft und ihre Resultate wichtige Faktoren sein, um politische Prozesse anzustossen oder die Entscheidungsfindung zu beeinflussen, damit eine effektivere Suchtpolitik implementiert wird. Die folgenden Beispiele aus der Erfahrung von Sucht Schweiz zeigen, wie und wann die Wissenschaft solche Verbesserungen ermöglichen kann.

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