SuchtMagazin Nr. 5/2009

Jugendgewalt und Sucht

Prävention von Jugendgewalt | Die Bundesstrategie | Von der sozialen Integration zur Risikoorientierung | Kampf um Raum | Befindlichtkeit, Substanzkonsum und Aggressivität | Gewalt und Videospiele | Freiburger Präventionsmodell PräRIE | Antigewalttrainings im stationären und ambulanten Setting

Artikel in dieser Ausgabe

Prävention von Jugendgewalt

Die zunehmenden Berichte über Gewaltakte von Jugendlichen beunruhigen die Öffentlichkeit. Der Diskurs um Jugendgewalt erweckt den Eindruck, als wäre dem hoch komplexen Phänomen mit einfachen Lösungen beizukommen. «Grenzen setzen» und «hart bestrafen» anstelle von «Kuschelpädagogik» und «Kuscheljustiz» – lautet die zentrale Forderung. Eine sorgfältige Interpretation empirischer Daten und ein Blick auf soziologische Theorie zeigen, dass die Dinge so einfach nicht liegen.

Prävention von Jugendgewalt – die Strategie des Bundes

In den letzten Jahren wurden im Parlament zahlreiche Vorstösse1 zur Problematik der Jugendgewalt eingereicht. Sie zeigen die Aktualität dieses Themas und dass an verschiedenen Fronten Bedarf nach fundiertem und kohärentem Handeln besteht. Der Bundesrat hat reagiert und am 20. Mai 2009 den Bericht Jugend und Gewalt verabschiedet. Dieser analysiert Ursachen und Ausmass von jugendlichem Gewaltverhalten, verschafft einen Überblick über bereits bestehende Präventionsmassnahmen in der Schweiz und zeigt die Stossrichtung für eine erfolgversprechende Gewaltprävention in den Bereichen Familie, Schule, Sozialraum und Medien auf.

Von der sozialen Integration zur Risikoorientierung im Justizvollzug

Der Umgang mit Kriminalität sowie die Arbeit mit Menschen mit abweichendem Verhalten hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Als Folge davon wurden im Bereich der Sozialen Arbeit und Prognostik unter der Bezeichnung «Risikoorientierung» neue Angebote geschaffen. Dabei laufen wir jedoch Gefahr, dass die Wiedereingliederung in die Gesellschaft als eigentliches Ziel des Strafvollzugs aus dem Fokus gerät.

Jugendgewalt als (sinnentleerter) Kampf um Raum

Jugendgruppen werden im öffentlichen Diskurs verstärkt im Zusammenhang mit Alkoholexzessen und Gewalttaten thematisiert. Forderungen nach verschärfter Repression und Kontrolle werden laut. Eine unheilvolle Allianz mit Sozialer Arbeit droht, die unter dem Label «Sozialraumorientierung» umgebaut wird. Dieser Verengung wäre eine pädagogische Antwort entgegenzustellen, indem auf die Bedeutung von Strassensozialisation und (dem Kampf um) eigene Aneignungsräume hingewiesen wird.

Befindlichtkeit, Substanzkonsum und Aggressivität bei Jugendlichen

Internale und externale Problemverhalten treten häufig zusammen auf. Auch unter Schweizer Jugendlichen gehen Beeinträchtigungen des psychoaffektiven Befindens, Substanzkonsum und aggressives Verhalten oft miteinander einher. Dies zeigt eine neue Auswertung der repräsentativen Studie Health Behaviour in School-aged Children HBSC 2006.

Alles unter Kontrolle? Vom Umgang mit Videospielen

Die mediale Diskussion zu Videospielen dreht sich meist stark um Sucht und Gewalt. Verbote werden gefordert, deren Wirksamkeit höchst fraglich ist. Nur wer die Mechanismen der interaktiven Unterhaltung versteht, kann sachlich über das neue Medium diskutieren und sich auch vor möglichen negativen Auswirkungen schützen.

Zur Leseprobe

Das Freiburger Präventionsmodell PräRIE

Zahlreiche Städte, darunter auch Freiburg (D), verzeichnen in den letzten Jahren steigende Jugendgewaltdelikte in Verbindung mit Alkoholkonsum. Der Arbeitskreis Suchthilfe Freiburg hat ein umfassendes Präventionsprojekt ins Leben gerufen, das die Problematik auf mehreren Ebenen empirisch fundiert angeht.

Anti-Gewalt-Training im Suchttherapiekontext

Das jugendliche Suchtklientel der Dietrich-Bonhoeffer-Klinik im deutschen Ahlhorn weist eine hohe Gewaltaffinität auf. Aus diesem Grund adaptierte man im Jahr 2008 das Anti-Aggressivitäts-Training® (AAT®) nach Weidner, ergänzt durch die sieben «Phasen der Behandlung» nach Sandvoß und Kuhfuß. Der Artikel beschreibt die in der Klinik erfolgreich eingesetzte Methode und die bisher damit gemachten Erfahrungen.

Antigewalt-Trainings für Jungen im mannebüro züri

Das mannebüro züri engagiert sich seit 20 Jahren explizit für Männer. Ein neueres Tätigkeitsfeld ist die Arbeit mit gewalttätigen männlichen Jugendlichen – die nicht selten auch Suchtmittelprobleme mitbringen. Ein erster Einblick in diese Form der Trainings, welche sich in den letzten Jahren von Gruppen- zu Einzeltrainings verlagert haben.

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