Martin Hafen
Prävention von Jugendgewalt
Die
zunehmenden Berichte über Gewaltakte von Jugendlichen beunruhigen die
Öffentlichkeit. Der Diskurs um Jugendgewalt erweckt den Eindruck, als
wäre dem hoch komplexen Phänomen mit einfachen Lösungen beizukommen.
«Grenzen setzen» und «hart bestrafen» anstelle von «Kuschelpädagogik»
und «Kuscheljustiz» – lautet die zentrale Forderung. Eine sorgfältige
Interpretation empirischer Daten und ein Blick auf soziologische Theorie
zeigen, dass die Dinge so einfach nicht liegen.
Thomas Vollmer
Prävention von Jugendgewalt – die Strategie des Bundes
In
den letzten Jahren wurden im Parlament zahlreiche Vorstösse1 zur
Problematik der Jugendgewalt eingereicht. Sie zeigen die Aktualität
dieses Themas und dass an verschiedenen Fronten Bedarf nach fundiertem
und kohärentem Handeln besteht. Der Bundesrat hat reagiert und am 20.
Mai 2009 den Bericht Jugend und Gewalt verabschiedet. Dieser analysiert
Ursachen und Ausmass von jugendlichem Gewaltverhalten, verschafft einen
Überblick über bereits bestehende Präventionsmassnahmen in der Schweiz
und zeigt die Stossrichtung für eine erfolgversprechende Gewaltprävention in den Bereichen Familie, Schule, Sozialraum und Medien
auf.
Peter Sommerfeld, Cornelia Rüegger, Joel Gautschi
Von der sozialen Integration zur Risikoorientierung im Justizvollzug
Der Umgang mit Kriminalität sowie die Arbeit mit Menschen mit
abweichendem Verhalten hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt.
Als Folge davon wurden im Bereich der Sozialen Arbeit und Prognostik
unter der Bezeichnung «Risikoorientierung» neue Angebote geschaffen.
Dabei laufen wir jedoch Gefahr, dass die Wiedereingliederung in die
Gesellschaft als eigentliches Ziel des Strafvollzugs aus dem Fokus
gerät.
Christian Reutlinger
Jugendgewalt als (sinnentleerter) Kampf um Raum
Jugendgruppen werden im öffentlichen Diskurs verstärkt im Zusammenhang
mit Alkoholexzessen und Gewalttaten thematisiert. Forderungen nach
verschärfter Repression und Kontrolle werden laut. Eine unheilvolle
Allianz mit Sozialer Arbeit droht, die unter dem Label
«Sozialraumorientierung» umgebaut wird. Dieser Verengung wäre eine
pädagogische Antwort entgegenzustellen, indem auf die Bedeutung von
Strassensozialisation und (dem Kampf um) eigene Aneignungsräume
hingewiesen wird.
Béat Windlin, Emmanuel Kuntsche, Marina Delgrande Jordan
Befindlichtkeit, Substanzkonsum und Aggressivität bei Jugendlichen
Internale
und externale Problemverhalten treten häufig zusammen auf. Auch unter
Schweizer Jugendlichen gehen Beeinträchtigungen des psychoaffektiven
Befindens, Substanzkonsum und aggressives Verhalten oft miteinander
einher. Dies zeigt eine neue Auswertung der repräsentativen Studie
Health Behaviour in School-aged Children HBSC 2006.
Marc Bodmer, Daniel Süss
Alles unter Kontrolle? Vom Umgang mit Videospielen
Die mediale Diskussion zu Videospielen dreht sich meist stark um Sucht
und Gewalt. Verbote werden gefordert, deren Wirksamkeit höchst fraglich
ist. Nur wer die Mechanismen der interaktiven Unterhaltung versteht,
kann sachlich über das neue Medium diskutieren und sich auch vor
möglichen negativen Auswirkungen schützen.
Zur Leseprobe
Sonja Wahl, Michael Berner
Das Freiburger Präventionsmodell PräRIE
Zahlreiche Städte, darunter auch Freiburg (D), verzeichnen in den
letzten Jahren steigende Jugendgewaltdelikte in Verbindung mit
Alkoholkonsum. Der Arbeitskreis Suchthilfe Freiburg hat ein umfassendes
Präventionsprojekt ins Leben gerufen, das die Problematik auf mehreren
Ebenen empirisch fundiert angeht.
Christoph Rohr
Anti-Gewalt-Training im Suchttherapiekontext
Das jugendliche Suchtklientel der Dietrich-Bonhoeffer-Klinik im
deutschen Ahlhorn weist eine hohe Gewaltaffinität auf. Aus diesem Grund
adaptierte man im Jahr 2008 das Anti-Aggressivitäts-Training® (AAT®)
nach Weidner, ergänzt durch die sieben «Phasen der Behandlung» nach
Sandvoß und Kuhfuß. Der Artikel beschreibt die in der Klinik erfolgreich
eingesetzte Methode und die bisher damit gemachten Erfahrungen.
Martin Bachmann
Antigewalt-Trainings für Jungen im mannebüro züri
Das mannebüro züri engagiert sich seit 20 Jahren explizit für Männer.
Ein neueres Tätigkeitsfeld ist die Arbeit mit gewalttätigen männlichen
Jugendlichen – die nicht selten auch Suchtmittelprobleme mitbringen. Ein
erster Einblick in diese Form der Trainings, welche sich in den letzten
Jahren von Gruppen- zu Einzeltrainings verlagert haben.