SuchtMagazin Nr. 3&4/2012

Tabak

SuchtMagazin Nr. 3&4/2012
Tabak

Medium*
CHF 15.00

Tabakpolitik | Zahlen zum Tabakkonsum | Slalom der Massnahmen | Einfluss sozialer Netzwerke | Herzgesundheit | Rauchfreies Zuhause | Rauchen in Filmen | Effekt und Effektivität von Massnahmen | Interventionen in Suchtfachstellen | Schulische Prävention | abenteuerinsel.ch | Rauchen in Gefängnissen | Entwöhnung in der Arztpraxis | I-cut | Funktion des Rauchens

Artikel in dieser Ausgabe

Tabakprävention: Schutzbestimmungen im Aufwind

Die zentrale Mission des Nationalen Programms Tabak 2008–2012 des Bundes lautet: Die tabakbedingten Todes- und Krankheitsfälle in der Schweiz sind reduziert. Das setzt die Senkung der Anzahl an Personen, die rauchen, voraus. Dazu sind sowohl Massnahmen, die beim Individuum als auch solche, die bei der Gesellschaft ansetzen, notwendig. Dieser Artikel stellt wichtige Entwicklungen der internationalen und nationalen Tabakpräventions- und -kontrollpolitik sowie der Schadensminderung vor.

Tabakkonsum in der Schweiz: Entwicklung und Blick in die Zukunft

Der Tabakkonsum der Schweizer Wohnbevölkerung ist im Vergleich zum Jahr 2001 gesunken, insbesondere bei den Jugendlichen. Seit 2008 stagniert der Anteil rauchender Personen allerdings. Wenn die Oberziele des Nationalen Programms Tabak in naher Zukunft erreicht werden sollen, sind verstärkte Anstrengungen von allen beteiligten AkteurInnen notwendig.

Slalom der Tabak-Massnahmen und die vergessene Schadensminderung

Seit Beginn des 17. Jahrhunderts wird versucht, mit verschiedenen Massnahmen den Tabakkonsum einzudämmen. Dies verhinderte jedoch nicht den Siegeszug der Zigaretten, der gefährlichsten Tabakkonsumform, im 20. Jahrhundert. Die internationalen Anstrengungen gegen die Zigaretten und die Tabakindustrie führen aber im 21. Jahrhundert neben den gewünschten Effekten bezüglich des Konsums dazu, dass die Schadensminderung mit wenig rationalen Reglementierungen schwer wiegend behindert wird.

Zur Leseprobe

Rauchverbote und Herzgesundheit

Über 40 internationale Studien belegen, dass Gesetze zum Nichtraucherschutz die Gesundheit der Bevölkerung fördern können. Zwei neuere Untersuchungen zeigen den Zusammenhang zwischen Rauchverboten und Verbesserung der Herzgesundheit in der Bevölkerung erstmals auch für die Schweiz und Deutschland auf.

Fördern öffentliche Rauchverbote auch ein rauchfreies Zuhause?

Ziel von Rauchverboten in öffentlichen Räumen ist der Schutz von Nichtrauchenden vor den Gesundheitsgefahren durch Passivrauchen. Kritische Stimmen argumentieren allerdings, dass solche Rauchverbote auch eine gegenteilige Wirkung haben könnten, nämlich eine Zunahme der Tabakrauchbelastung zuhause, wenn durch öffentliche Rauchverbote das Rauchen vermehrt ins Private verlagert wird. Tatsächlich ist aber genau das Gegenteil der Fall.

Rauchen in Filmen: Einfluss auf europäische Jugendliche

Tabakwerbung wird mit der Initiierung des Rauchens bei Jugendlichen in Verbindung gebracht. Diese Erkenntnis ist die Grundlage für die Reglementierung von Tabakwerbung, die in der WHO Framework Convention on Tobacco Control FCTC beschlossen wurde. Doch selbst ein weitreichendes Verbot von Tabakwerbung kann nicht verhindern, dass positive Bilder des Rauchens durch andere Medien vermittelt werden, wie etwa durch Tabakrauchszenen in Spielfilmen.

Die Rolle sozialer Netzwerke beim Rauchstopp

Ein genauerer Blick in die Netzwerkforschung und ihre Erkenntnisse zu gesundheitsrelevantem Verhalten allgemein sowie zu Tabakprävention und Rauchstopp im Besonderen zeigt auf, dass Netzwerke Effekte aufweisen, welche sich für Interventionen nutzen lassen. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf die Informationsverbreitung, sondern auch zur Initiierung von Verhaltensänderungen.

Wirken, Wirkung, Wirklichkeit bei Massnahmen im Tabakbereich

Die Grundfrage bei der Umsetzung von Massnahmen im Tabakbereich (unseres Wirkens) ist, ob die Massnahme einen Effekt bewirken kann (die Wirkung). Anhand eines Wirkungsmodells wird in vielen Fällen die Effektivität (Grad der Zielerreichung) von Massnahmen überprüft. Untersuchungspläne zur Prüfung von Effekten kommen selten zum Einsatz. Die Methode des Intervention Mappings bietet die Möglichkeit, Umsetzung und Evaluation von Massnahmen gemeinsam zu konzipieren.

Tabakinterventionen in Suchtfachstellen

Der Fachverband Sucht und GREA haben mit Unterstützung des Tabakpräventionsfonds eine Bestandeserhebung der Interventionen zu Tabak in Suchtfachstellen durchgeführt und in einem Bericht publiziert. Die Resultate wurden schweizweit diskutiert und haben einerseits zu offenen Fragen bei Zusammenhängen mit anderen Substanzen und andererseits zu gemeinsamen Empfehlungen für eine bessere Wahrnehmung und Behandlung von Tabakproblemen geführt, die von den Vorständen des Fachverbandes Sucht, von GREA und von Ticino Addiction verabschiedet wurden.

Förderung des Rauchstopps an Berufsfachschulen via SMS

Der Short Message Service SMS über das Mobiltelefon eröffnet neue Möglichkeiten für eine niedrigschwellige und gleichzeitig individualisierte Förderung des Rauchstopps. Die ersten Ergebnisse zur Akzeptanz des Programms SMSCOACH zur Förderung des Rauchstopps bei Lernenden an Berufsfachschulen zeigen, dass über diesen Interventionsansatz der überwiegende Anteil der Rauchenden erreicht werden kann.

Schulische Tabakprävention in den Kantonen Bern und Zürich

Eine Studie auf der Sekundarstufe I und II in den Kantonen Bern und Zürich zeigt, dass die Mehrheit der Schulen ein absolutes Rauchverbot für SchülerInnen hat, ein solches für Lehrpersonen ist hingegen weniger verbreitet. Über Wirksamkeit und Umsetzungsmöglichkeiten verhältnispräventiver Massnahmen zu informieren, könnte insbesondere für Mittel- und Berufsschulen hilfreich sein. Im Hinblick auf verhaltenspräventive Massnahmen zur Tabakprävention zeigte sich, dass die Hälfte der Schulen aktuell eine Massnahme durchführt.

abenteuerinsel.ch – das Rauchstopp-Angebot für die ganze Familie

RADIX und die Lungenliga Schweiz entwickelten in Zusammenarbeit mit Life Science Communication abenteuerinsel.ch, die webbasierte Rauchstopp-Intervention für die ganze Familie. Die Evaluation des Pilotprojekts zeigt, dass die Wirksamkeit von abenteuerinsel.ch ähnlich hoch ist wie bei vergleichbaren Projekten und die Intervention eine gute Ergänzung zu bestehenden Rauchstopp-Angeboten für Einzelpersonen oder Gruppen darstellt.

Frei von Tabak – Tabakentwöhnung in der Arztpraxis

Seit 10 Jahren werden mit «Frei von Tabak» Kurse in Rauchstoppberatung für ÄrztInnen angeboten, um die Häufigkeit und Qualität der ärztlichen Rauchstoppberatung zu verbessern. Über 8'000 ÄrztInnen haben einen oder mehrere der 450 Kurse besucht. Evidenzbasierte Inhalte prägen die kurzen Sensibilisierungs-Vorträge ebenso wie die halbtägigen Kurse. Eine Veränderung im Beratungsalltag der KursbesucherInnen ist festzustellen.

Rauchen in Gefängnissen: von der Forschung zu Lösungsstrategien

Tabakrauchen unter Gefangenen ist zwei- bis viermal so stark verbreitet wie in der Allgemeinbevölkerung. Männliche und weibliche Gefangene weisen dabei ähnlich hohe Raten auf. Mehrere Massnahmen sind nötig, um das Rauchen und die Passivrauchbelastung unter Gefangenen wie unter MitarbeiterInnen zu vermindern. Eine umfangreiche Strategie zum NichtraucherInnenschutz in den Justizvollzugsanstalten wird vorgestellt.

I-cut – gleichzeitige Rauchentwöhnung von Tabak und Cannabis

Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass regelmässiger Cannabiskonsum während und nach der Tabakentwöhnung zunehmen kann und wahrscheinlich das Risiko für die Entwicklung einer abermaligen Tabakabhängigkeit erhöht. Obwohl naheliegend, existieren bis dato keine Programme, welche diesem Umstand durch den gleichzeitigen Konsumstopp von beiden Substanzen Rechnung tragen. Gegenwärtig wird in einer Studie in Winterthur und Zürich überprüft, ob ein spezifisch auf Tabakabhängige mit regelmässigem Cannabiskonsum zugeschnittenes Gruppenprogramm für die gleichzeitige Rauchentwöhnung von Tabak und Cannabis machbar und erfolgsversprechend ist.

Die Funktion des Rauchens – Essay zur Entdringlichung des Dringlichen

Peter Fuchs

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