Rebekka Streck
Von Lebensrettern und Autopiloten: Chancen eines lebensweltlichen Suchtverständnisses
Wie beschreiben Menschen, die sich selbst als süchtig erfahren oder erfahren haben, Sucht? Dieser Frage gingen wir in einem Lehr-Lern-Forschungsprojekt an der Evangelischen Hochschule Berlin nach. In den Interviewtexten fällt eine Vielzahl an Metaphern auf, mit denen Sucht beschrieben wird. Anhand dieser werden vier Aspekte eines lebensweltlichen Suchtverständnisses dargelegt: Sucht als ambivalente Erfahrung, als sinnliche Erfahrung, als Reduktion von Komplexität und als Konflikt. Die Arbeit mit Metaphern eröffnet auch für die Suchthilfe neue Perspektiven der intersubjektiven Verständigung.
Birgit Müller
Deutungen von Sucht zwischen Krankheit und Alltagshandeln in der Suchtberatung
Fachkräfte von Beratungsangeboten in der Suchtarbeit sind mit der Herausforderung konfrontiert, den Konsum psychoaktiver Substanzen von Ratsuchenden einzuordnen. Empirisch lassen sich zwei dominierende Deutungen feststellen: Sucht als Krankheit (medizinisch-psychologische Deutung) oder als stabilisierendes Alltagshandeln (lebensweltliche Deutung). Es zeigt sich weiterhin, dass die lebensweltliche Deutung das Fallverstehen der Berater:innen primär bestimmt.
Thomas Koller
Suchthilfe und Alterung der Menschen mit einer Opioidabhängigkeit
Opioidabhängige Menschen haben eine steigende Lebenserwartung. Diese positive Entwicklung stellt Institutionen der Suchthilfe vor neue Herausforderungen. Wie kann also auf die neuen Bedürfnisse adäquat reagiert werden? Die Analyse der Situation der Suchthilfe der Stadt Bern zeigt, dass die Bereitstellung von bedarfsgerechtem Wohnraum, eine professionelle Haltung zum Thema Alter und Sterben sowie der Umgang mit sozialer Isolation wichtige Elemente zur erfolgreichen Bewältigung darstellen.
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Carlo Fabian, Pascal Lienert, Nadia Aerni, Simon Gerber, Sara Lina Studer, Naomi Ereteta
Legal Kiffen? – Befragung der Bevölkerung zum geplanten Cannabis-Pilotversuch in Olten
Cannabis bewegt die Gemüter. Es sind politische und gesellschaftliche Diskussionen in Gange. Auf Basis einer Gesetzesänderung hat die Schweiz aktuell die Möglichkeit, legal Cannabis-Pilotversuche durchzuführen. Das Ziel der Versuche ist es, mehr über die Vor- und Nachteile eines kontrollierten Zugangs zu erfahren und eine wissenschaftliche Grundlage für eine zukünftige Regulierung von Cannabis in der Schweiz zu schaffen. Die Meinungen der lokalen Bevölkerung gegenüber einem solchen Pilotversuch, welcher in ihrer eigenen Stadt durchgeführt werden soll, wurde bisher kaum erhoben. Im Rahmen einer studentischen Arbeit an der HSA FHNW1 konnte dies nun erstmals gemacht werden.
Kathrin Amann, Johanna Brandstetter, Nadine Burtschi, Lea Hofmann, Stefan Köngeter
Tabak- und Nikotinprävention in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit
Über die konkrete Praxis und wirkungsvolle Ansätze der Tabak- und Nikotinprävention in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) ist bislang nur wenig bekannt. Wirksame Präventionsprogramme aus dem Setting Schule können wichtige Ansatzpunkte für eine Übersetzung der Ansätze in das Setting Freizeit bieten. Sie stehen jedoch in Spannung zu den handlungsleitenden Prinzipien der OKJA. Damit die OKJA ihr vielversprechendes präventives Potenzial entfalten kann, braucht es eine Weiterentwicklung der bestehenden Tabak- und Nikotinprävention. Dazu soll das aktuell laufende Forschungsprojekt TANOKJA beitragen.
Monika Masic, Nikolai Kiselev, Corina Salis Gross
Mit (Mini-)Interventionen zum Rauchstopp?
Der Zugang zum Tabak- und Nikotinausstieg für sozial benachteiligte Rauchende in der Schweiz ist erschwert. Das Projekt «Gemeinsam Rauchfrei» arbeitet im Setting ihrer Selbstorganisationen (z. B. mit Vereinen) und motiviert mithilfe von zwei Online-Workshops zum Rauchstopp. Die bisherigen Erfahrungen der Peer-Workshop-Leitenden zeigen, dass die Gruppen erfolgreich erreicht werden können und die Teilnehmenden auch nach einer kurzen Mini-Intervention motiviert zu sein scheinen, mit dem Rauchen aufzuhören. Zugleich war mit dem Nachlassen der Corona-Pandemie zu beobachten, dass physische Treffen den Online-Workshops vorgezogen wurden.
Fazit. ForschungsSpiegel von Sucht Schweiz
Online-Glücks- und Geldspiele in der Schweiz: Resultate der eGames-II-Studie
Die eGames-II-Studie untersucht die Veränderungen von Verhaltensweisen bei Glücks- und Geldspielenden seit der letzten Studie im Jahr 2018, neue Formen des Online-Spiels und die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Die Resultate zeigen beunruhigende Trends, namentlich eine Zunahme des problematischen Spielverhaltens und das Aufkommen neuer Spielformen wie Finanzmarkt- und E-Sport-Wetten. Zudem zeigt die Studie die «Gamblification» von Videogames auf und warnt insbesondere vor den negativen Wirkungen der Lootboxen.