Markus Meury
Alkohol in der Gesellschaft – aktueller Stand und Trends
Der Alkoholkonsum ist fest in den Gesellschaften der westlichen Kulturen verankert. Aufgrund der hohen Verbreitung kann davon ausgegangen werden, dass der Alkohol in der Schweiz gleichzeitig diejenige psychoaktive Substanz ist, die neben Tabak insgesamt die meisten Schäden verursacht. In diesem Spannungsfeld versucht der vorliegende Artikel einen groben Überblick zum aktuellen Stand bezüglich des Konsums und dessen Folgen sowie den Herausforderungen zu geben. Er beleuchtet auch wirtschaftliche und politische Triebfedern sowie gesellschaftliche Trends, um danach einen Blick auf die Potenziale der Prävention zu werfen.
Christina Rummel
Passivtrinken als gesamtgesellschaftliches Problem
Alkohol schädigt nicht nur die Konsumierenden selbst – sowohl Menschen im nahen sozialen Umfeld als auch die gesamte Gesellschaft tragen die Konsequenzen mit. Das Phänomen «Passivtrinken» bezeichnet Personen, die vom Alkoholkonsum anderer betroffen sind. Dabei zeigt sich, dass nahezu alle Lebensbereiche davon beeinträchtigt sein können (Angehörige, Partner, Kinder und Jugendliche und Ungeborene) und der Alkoholkonsum massives Leid verursacht. Aus diesem Grund muss Passivtrinken als gesamtgesellschaftliches Risiko anerkannt werden, um so die Unbeteiligten besser zu schützen.
Nicola Döring
Alkohol in Sozialen Medien: zwischen Glorifizierung und Prävention
Der vorliegende Beitrag beschreibt auf der Basis des aktuellen Forschungsstandes, wie Alkohol in Sozialen Medien dargestellt wird. Dabei wird deutlich, dass normalisierende und glorifizierende Alkoholdarstellungen in der digitalen Werbung sowie in massenmedialen und nutzergenerierten Social-Media-Beiträgen gängig, Präventionsbotschaften dagegen selten sind. Die Politik, die Medienbildung und die Suchtprävention sind dementsprechend gefordert, mit geeigneten Massnahmen auf die neuen Phänomene zu reagieren.
Zur Leseprobe
Markus Meury
Die brachliegenden Potenziale der Schweizer Alkoholpolitik
Strukturelle Prävention ist nachweislich wirksam, um Schäden zu verhindern. Sie tangiert jedoch oft wirtschaftliche Interessen und gesellschaftliche Ideologien und ist deshalb schwierig durchzusetzen. Die Alkoholpolitik der Schweiz hinkt aus Sicht der Prävention den meisten europäischen Staaten hinterher und hätte deshalb noch viele Potenziale auszuschöpfen. Welche Wege erfolgversprechend sein könnten, wird im nachfolgenden Artikel aufgezeigt.
Christina Rummel, Petra von der Linde
«Alkohol? Weniger ist besser!» – eine erfolgreiche Präventionskampagne im Porträt
Die Aktionswoche Alkohol in Deutschland unter dem Motto «Alkohol? Weniger ist besser!» findet seit 2007 in der Regel alle zwei Jahre statt. Vom 14. bis 22. Mai 2022 wurde die bundesweite Präventionskampagne bereits zum 8. Mal aufgelegt. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) organisierte die Aktionswoche Alkohol 2022 in enger Zusammenarbeit mit dem Suchthilfeverband Blaues Kreuz Deutschland e. V. (BKD). Der thematische Schwerpunkt lag dieses Mal im Bereich der Sucht-Selbsthilfe. Im Folgenden werden Ziele, Rahmenbedingungen, Elemente und der Impact der Kampagne beleuchtet.
Anne Graber
Ist abstinent im Trend?
Sober Curiosity,
Teetotalism, Liquid Evolution: Es klingt hip, modern und sehr gesund. Hinter
diesen Schlagwörtern steht ein neuartiger Trend, der auf einen gesunden
Lebensstil ohne Alkoholkonsum abzielt. Zum Hashtag «Sober Curiosity» findet man
auf der Social Media-Plattform Instagram heute rund 433 000 Beiträge.1 Was ist am Verzichtstrend dran? Ist er eine natürliche Entwicklung oder
gar eine Bewegung? Warum meinen viele, dieser Trend beträfe nur die junge
Generation? Und welchen Einfluss haben PR- und Marketingstrategien grosser
Unternehmen? Eine Bestandsaufnahme.
Martin Bienlein, Simon Weiss, Monika Huggenberger
Testkäufe von Alkohol – eine Erfolgsgeschichte
Mit Testkäufen von Alkohol
kontrollieren Bund, Kantone und Gemeinden, ob sich Verkaufsstellen an das
gesetzliche Abgabeverbot halten. Mehr als die Hälfte der Testkäufe führen die
Unternehmen selbst durch, ein Drittel das Blaue Kreuz. Während Detailhändler,
Bars oder Restaurants 2021 in 33,5 % der Testkäufe Alkohol an zu junge Personen
verkauften, betrug dieser Anteil im Onlinehandel 93,5 %. Damit ist der
Jugendschutz beim Onlineshopping inexistent. Griffigere Massnahmen sind hier
gefordert. Eine Ausweispflicht und automatisierte Kontrollen würden die
Situation stark verbessern. Daneben sind die Testkäufe in allen
Geltungsbereichen mit Jugendschutzalter gesetzlich zu verankern und in der
ganzen Schweiz einheitlich umzusetzen.
Wolfgang P. Schwelle, Walter Rohrbach
Geschichtliche Anekdoten und Kurioses der populärsten Droge der Welt
Der Alkoholkonsum reicht weit in die Geschichte der Menschheit zurück und ist wie keine zweite Substanz im Alltagsleben vieler Kulturen verankert. Dem vorliegenden Artikel liegt es fern, die negativen Auswirkungen dieser Substanz zu verharmlosen oder gar abzusprechen. Vielmehr zeigt er anhand von Anekdoten auf, dass Alkohol in vielen Kulturen ein steter Begleiter war und das Alltagsleben vieler Menschen geprägt hat. Haben Sie beispielsweise gewusst, dass man in Südkorea die höfliche Art des Einschenkens beachten muss und in Zentralasien alkoholhaltige Stutenmilch schluckweise nach Rang und Alter getrunken wird? Gerade ein Blick auf solche Aspekte bietet die Chance, das Phänomen Alkohol besser zu verstehen und so einen geeigneten Umgang zu finden.
Fazit. ForschungsSpiegel von Sucht Schweiz
Empfehlungen zu «risikoarmem Alkoholkonsum» – eine evidenzbasierte Analyse für die Schweiz
In der Schweiz gibt es Orientierungshilfen zum Alkoholkonsum. So empfiehlt die Eidgenössische Kommission für Alkoholfragen (EKAL) gesunden Männern nicht mehr als zwei Standardgetränke pro Tag und Frauen nicht mehr als ein Standardgetränk pro Tag zu trinken. Ein Standardgetränk entspricht etwa einer Stange Bier, einem Glas Wein, einem doppelten Schnaps und somit etwa 10-12 Gramm reinen Alkohols. Diese Empfehlungen stützen sich auf ähnlich gelagerten Empfehlungen in anderen Ländern ab und beruhen meist auf einem Konsensentscheid von Expertinnen und Experten. Eine empirische Stützung der Empfehlungen basierend auf schweizerischen Daten wird in diesem Fazit beschrieben.