Tanja Klöti, Carlo Fabian, Matthias Drilling
Sozialräume: verstehen – gestalten – verteidigen
Der Raum als wissenschaftliche Kategorie umfasst nicht nur geografische Orte, sondern besteht vor allem aus Beziehungen zwischen den Menschen, die sich in ihm befinden. Deshalb wird in den Sozialwissenschaften und mittlerweile auch in verschiedenen Handlungsfeldern der Begriff des Sozialraums verwendet, wobei sich unterschiedliche Ansätze der Sozialraumorientierung etabliert haben. Für die Gesundheitsförderung und Prävention bedeutet dies, soziale Netzwerke und Lebensbedingungen als zentrale Determinanten der Gesundheit verstärkt zu berücksichtigen und so zu gestalten, dass sich neue Handlungsmöglichkeiten ergeben.
Patrick Oehler, Nicola Thomas, Patricia Frei
Am Sozialraum arbeiten – Soziale Arbeit, Stadtentwicklung und Kontingenz
Aktuell werden viele
Städte wieder mehr als vor Jahren als attraktive Arbeits-, Wohn- und
Lebensräume wahrgenommen. Die Stadtregierungen spielen in diesem Wandel eine
entscheidende Rolle, da sie «ihre» Städte momentan als Beteiligte an einem
internationalen Standort-Wettbewerb begreifen und entsprechend neu (an)ordnen.
Ein für diesen Umbau strategisch wichtiges Steuerungsinstrument sind die neu
geschaffenen Abteilungen, Fach- und Arbeitsstellen für Stadtentwicklung. In diesen
Kontexten finden sich auch AkteurInnen der Sozialen Arbeit wieder, speziell
wenn es um «soziale» Themen der Stadtentwicklung geht.
Esteban Piñeiro
Topologie der drogenpolitischen Steuerung
Befragt man die Schweizer Drogenpolitik auf ihre sozialräumlichen Bezüge,
so wird man zuallererst auf die inzwischen verschwundenen offenen Drogenszenen verwiesen.
Mit der Entwicklung der Überlebenshilfe transformierten sie sich zu
professionell substituierten Milieus. Der Sozialraum bildet ein entscheidendes
Relais der drogenpolitischen Steuerung. Er konditioniert die Art und Weise, wie
die Drogenproblematik sich entfaltet.
Zur Leseprobe
Emmanuel Kuntsche, Mariana Astudillo, Béat Windlin
Alkohol – Erhältlichkeit, Konsum, Probleme: Ein Modell
Wissenschaftliche Studien belegen, dass risikoreiches Trinken und damit verbundene
Probleme umso geringer sind, je eingeschränkter die Erhältlichkeit von Alkohol
ist. Zur Verdeutlichung der Rahmenbedingungen und vermittelnder Faktoren wird
ein theoriegeleitetes Modell vorgestellt. Aus der Sicht evidenzbasierter
Prävention sollte die Besteuerung angehoben, die Einhaltung von Alters- und
Ortsbeschränkungen überprüft und Öffnungszeiten eingeschränkt werden.
Erwachsene und ältere Jugendliche sollten motiviert werden, keinen Alkohol an
unter 16-Jährige abzugeben. Darüber hinaus sollten Eltern restriktive Regeln
aufstellen.
Nadine Käser
Wie lebt es sich im Transitquartier?
Zur alltäglichen Aneignung eines benachteiligten Quartiers, auch als
Transitquartier bezeichnet, gab es bisher kaum konkrete empirische
Erkenntnisse. Neu können nun aus der Perspektive langjähriger BewohnerInnen
eines Transitquartiers in Bern verschiedene Dimensionen der Raumaneignung sowie
unterschiedliche Aneignungsmuster aufgezeigt werden. Diese verdeutlichen, in
welcher Hinsicht ein benachteiligtes Wohnumfeld als relevanter Alltags und Identifikationsraum
dienen kann.
Raimund Kemper, Michael Bänninger
Platzda?! in Wädenswil: Aneignung öffentlicher Räume durch Jugendliche
Im Rahmen einer schweizweiten Studie beschäftigte sich das Projekt «Platzda?!
in Wädenswil» als sozialräumlich orientierter Präventionsansatz mit der
Aneignung öffentlicher Räume durch Jugendliche. Untersucht wurden Interessen-
und Nutzungskonflikte und deren Folgen. Dabei zeigte sich eine Diskrepanz
zwischen der negativen Aussenwahrnehmung öffentlicher Räume und der grossen
Bedeutung, welche diese für Jugendliche haben. In von Erwachsenen geplanten und
gestalteten Räumen haben die Bedürfnisse und Ansprüche Jugendlicher eine
schwächere Position. Aus einer lebensweltorientierten Perspektive wurden daher
Lösungsstrategien zur jugendgerechten Planung öffentlicher Räume entwickelt.
Manuel Fuchs, Elena Konstantinidis
Jugendliche im öffentlichen Raum – eine Bestandesaufnahme
Die «Juvenir-Studie» zeigt auf, dass der öffentliche Raum für die
Mehrheit der Schweizer Jugendlichen einen wichtigen Ort zur Freizeitgestaltung
darstellt. Aus Sicht der Offenen Kinder- und Jugendarbeit werden Jugendliche
aber zunehmend als Problemträger im öffentlichen Raum wahrgenommen. Daher bedarf
es in der Praxis eines reflektierenden Umgangs und einer Positionierung hinsichtlich
dieses Phänomens.
Andreas Wyss, Tobias Hochstrasser
Sozialräumliche Gassenarbeit – Anspruch oder Utopie?
Gassenarbeit sollte aufgrund ihrer Haltung und Methode eigentlich per se sozialraumorientiert
sein. Die durch den Schwarzen Peter in der Stadt Basel begleitete Klientel lebt
jedoch in einem eingeengten Sozialraum. Daher kann das Postulat eines
sozialräumlich strukturierten Hilfesystems nicht aufrechterhalten werden. Die
Weiterentwicklung zu einer stärkeren Sozialraumorientierung erscheint dabei
denkbar einfach, wird jedoch mitunter durch durch das Hilfesystem selbst
verhindert.
Silvio Flückiger
Sozialraumorientierung und Sicherheit im öffentlichen Raum
Um den komplexen Ansprüchen gerecht zu werden, welche die
Sozialraumorientierung an aufsuchend tätige Organisationen stellt, ist eine
Auseinandersetzung mit Themen wie Sicherheit im öffentlichen Raum,
Nutzungskonflikten und dem Einfluss, den das Verhalten der KlientInnen und der
Bevölkerung darauf hat, unumgehbar. Eine Möglichkeit damit umzugehen, ist die
Arbeit mit Doppelmandat, die eine aktive Einflussnahme sowohl auf die
Situation der KlientInnen, wie auch auf die Situation im öffentlichen Raum
ermöglicht.
Martina Hartmann
REGSAM – Regionale Netzwerke für soziale Arbeit in München
Im Netzwerk REGSAM kooperieren die Einrichtungen aus den Bereichen Soziales,
Bildung und Gesundheit innerhalb aller Stadtbezirke in München. Alle
AkteurInnen – Verwaltung wie freie Träger – arbeiten zusammen, um die Angebote
in den Stadtvierteln zu optimieren und die Qualität sozialer Arbeit weiter zu entwickeln. Ziel ist eine solidarische
Stadtgesellschaft, in der den Menschen, die Unterstützung brauchen, ausreichend
und gleichberechtigter Zugang zu Angeboten und Chancen eröffnet wird.
Jakob Huber, Iwan Reinhard, Lukas Vögeli
SuchtAkademie: Erfahrungen teilen, vernetzt handeln
Der aktuelle SuchtAkademie-Zyklus zum Thema «Sicherheit und soziale Integration
im öffentlichen Raum» liefert in sieben Handlungsfeldern Denkanstösse für
lokales Handeln in Quartieren und Gemeinden. Regionale und themenspezifische
Dialogforen dienen als Ausgangspunkte für den Erfahrungsaustausch, den Aufbau
gemeinsamer Problemwahrnehmungen und die weitere Auseinandersetzung mit akuten
Fragestellungen vor Ort. Der Artikel stellt die Handlungsfelder vor, gibt einen
Überblick über die verschiedenen Aktivitäten und beleuchtet den Wissenstransfer
in die Alltagsarbeit der Grundversorgung am Beispiel der Umsetzung des
Suchtpolitikkonzepts Winterthur.