Edgar Baumgartner
Wirkung, Wirkungsevaluationen und Evidenz in der Sozialen Arbeit
Konzepte wie «Wirkungsorientierung» und «evidenzbasierte Praxis» fordern ein, dass professionelle Leistungen an den erwarteten Wirkungen von Problemlösungen ausgerichtet werden. Wirkungsforschung und systematische Evaluationen sind daher zentral, wenn es um den Aufbau einer soliden Wissensbasis geht. Der Beitrag erläutert wichtige Begriffe und Ansätze zur Untersuchung von Wirkungen und zeigt, wie gemäss einer Studie Evaluationsaktivitäten in der Praxis der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit ausgestaltet sind und genutzt werden.
Rebekka Streck
Ohne die Nutzer:innen geht es nicht. Von (möglichen) Verdeckungen bei der Suche nach der Wirkung
In der Wirkungsforschung steht die Perspektive der Professionellen und der Leistungsträger im Vordergrund. Die Perspektive der Nutzer:innen droht hierbei verloren zu gehen, wenn ihr nicht ein prominenter Platz eingeräumt wird. Das ist erstaunlich, wo es doch die Nutzenden sind, die «mitmachen» dürfen oder müssen. So steckt im Nutzen Sozialer Arbeit die Arbeitsleistung von Menschen, die häufig mit geringen sozioökonomischen Mitteln ihr Leben in einer von Stigmatisierung und Diskriminierung geprägten Gesellschaft bestreiten. Diese Arbeit, die gesellschaftlichen Konflikte sowie die Sprache der Nutzer:innen gilt es, sichtbar zu machen.
Zur Leseprobe
Irene Abderhalden, Marcel Krebs
Stärkung der Sozialen Arbeit in der interprofessionellen Suchthilfe
Das von einer breiten Trägerschaft getragene Programm «Stärkung der Sozialen Arbeit in der interprofessionellen Suchthilfe und Suchtprävention» hat zum Ziel, die spezifische Fachlichkeit der Sozialen Arbeit in einem zunehmend von ökonomischen und medizinischen Strukturen geprägten Arbeitsfeld zu stärken. Ein zentraler Schwerpunkt lag auf der Erarbeitung von Empfehlungen für Sozialarbeitende, die in einem innovativen, kollaborativen Prozess von Forschung und Praxis entwickelt wurden.
Fachgespräch mit Tanya Mezzera, Janine Lanz und Luciano Autilio
«Wenn wir die Vertrauensbasis verlieren, dann müssen wir nicht mehr über die Qualität sprechen.»
Was zeichnet eine «qualitativ» gute Suchtarbeit aus? Welche Faktoren tragen dazu bei, dass Menschen mit Suchterfahrungen bestmöglich unterstützt werden? Im Gespräch mit erfahrenen Fachpersonen und einem Peer-Mitarbeitenden wird deutlich: Qualitätssicherung ist weit mehr als ein Schlagwort – sie ist essenzieller Bestandteil des Arbeitsalltags. Entscheidend ist ein biopsychosoziales Gesundheitsverständnis. Für den Interventionserfolg sind der Aufbau von tragfähigen Beziehungen sowie der Einsatz von adäquaten Sucht-, Fach- und Methodenkompetenzen erforderlich. Denn nur mit einer ganzheitlichen Betrachtung der Lebenswelt der Menschen mit Suchterfahrungen können nachhaltig Veränderungen bewirkt werden.
Carlo Fabian, Sarah Bühler, Andrea Zumbrunn
Früherkennung und Frühintervention: Das Wirkmodell
Früherkennung und Frühintervention (F+F) zielt darauf ab, gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Obwohl F+F in der Schweiz seit den 1990er-Jahren ein gängiger Präventionsansatz ist, fehlen wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit. Das im Artikel vorgestellte Wirkmodell stellt eine zentrale Grundlage für zukünftige Studien und praktische Anwendungen dar. Es basiert auf bestehenden Konzepten, empirischen Daten und Expert:innenwissen und kann helfen, F+F-Prozesse zu implementieren und deren Wirksamkeit zu evaluieren.
Severin Haug, Michael Schaub, Tobias Kowatsch
Wirkfaktoren bei mHealth-Anwendungen zum Alkohol- und Tabakkonsum
Mobiltelefonbasierte Applikationen, wie z. B. Smartphone-Apps, haben Potenzial für die Prävention und Verhaltensänderung auch bei Alkohol- und Tabakkonsum, jedoch ist deren Evidenz zur Wirksamkeit bislang gemischt. Erfolgreiche Alkohol-Apps bieten praktische und glaubwürdige Hinweise zur Problemlösung und zu Verhaltensalternativen. Tabakentwöhnungs-Apps profitieren von konkreten Zielsetzungen, Handlungsplänen, Problemlösungsstrategien sowie sozialer und medikamentöser Unterstützung. Insgesamt sind Personalisierung, Zielsetzung, Verhaltensbeobachtung und Feedback entscheidende Elemente, ergänzt durch Erinnerungen und interaktive Funktionen.
Małgorzata Dorota Michling
Frauenspezifische Suchthilfe: Vorausblick aus Deutschland
In Bayern ist die frauenspezifische Suchthilfe eine noch zu wenig beachtete, aber zunehmend notwendige Disziplin, um den spezifischen Bedürfnissen von Frauen mit Suchtproblemen gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang treten folgende Fragen auf: Wie wird frauenspezifische Suchthilfe in 20 Jahren aussehen, um aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden? Welche Kompetenzen sind notwendig, um frauenspezifisch zu arbeiten? Wie kann die Ausbildung von Sozialarbeiter:innen interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern, um eine umfassende Betreuung von Frauen mit Suchtproblemen zu gewährleisten?
Ivo Krizic
Personen mit Crack-Problematik in der Suchthilfestatistik act-info
Der Konsum von Crack hat in den letzten Jahren in der Schweiz zunehmend Besorgnis ausgelöst. Auf Basis der Suchthilfestatistik act-info zeigt der vorliegende Beitrag das Ausmass der Crack-Problematik auf und analysiert die Profile der betroffenen Klient:innen. Die Auswertung zeigt, dass die betroffenen Personen häufig in sehr prekären Lebensverhältnissen stehen, weitere Substanzen konsumieren und bereits aufgrund einer Opioid-Problematik in einer fragilen Situation waren. Eine umfassendere Datensammlung sowie frühzeitige und spezialisierte Behandlungsansätze sind aus Public-Health-Sicht dringend geboten.