Etienne Maffli
Nebenwirkung Medikamentenmissbrauch: Lösungswege aus der Sackgasse?
Zahlreiche psychoaktive Medikamente weisen ein Missbrauchspotential auf. Aufgrund ihrer primär heilenden Funktion sind die Mechanismen der
Missbrauchsentwicklung zum Teil anders als bei Genussmitteln oder illegalen
Drogen. Die letzten Zahlen der Schweizerischen Gesundheitsbefragung SGB von
2007 deuten auf eine hohe Verbreitung der täglichen Einnahme von Schlaf-,
Beruhigungs- und Schmerzmitteln bei Frauen und älteren Personen hin. Massnahmen
in Bezug auf die Verschreibungsregelungen sollten erwogen werden.
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Cristina Crotti
Benzodiazepine – Sensibilisierung gegen die stille Sucht
Medikamentenabhängigkeit gehört zu den meistverbreiteten Suchtformen. Prävention
ist schwierig, weil sich der Konsum oftmals im Verborgenen abspielt.
Daher soll die öffentliche Information und Diskussion zwischen Fachleuten und
(potenziell) Betroffenen gefördert werden.
Alicia Casati
Z-Drogen: Nachfolger der Benzodiazepine?
Phar-Mon ist eine jährliche Beobachtungsstudie über den missbräuchlichen
Konsum von Arzneimitteln unter KlientInnen ambulanter Suchtberatungsstellen
in Deutschland. Dabei zeigt sich, dass die Verordnung der Benzodiazepine,
welche ein hohes Abhängigkeitspotential aufweisen, teilweise durch die Verschreibung
von Z-Drogen (Benzodiazepinanaloga) ersetzt wird. Diese scheinen
unter suchtmittelabhängigen Personen weniger missbrauchsanfällig zu sein,
allerdings besteht Uneinigkeit über ihr Abhängigkeitspotential.
Michael Liebrenz, Rudolf Stohler, Carlo Caflisch
Benzodiazepinabhängigkeit und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Benzodiazepine erfreuen sich seit langem breiter und dauerhafter
Einsatzmöglichkeiten. Gleichzeitig geht von ihnen ein nicht unerhebliches
Abhängigkeitspotential (low- und high-dose) aus. Bei PatientInnen mit einer
Hochdosisabhängigkeit wird die Substitutionsbehandlung mit langsam
anflutenden und lange wirksamen Benzodiazepinen der Entzugsbehandlung
gegenübergestellt.
Heike Schwemmer
Stationäre Behandlung von Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit
Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit treten häufig kombiniert auf. Auf
Seite der Medikamente stehen dabei die Benzodiazepine im Vordergrund,
daneben gibt es gerade bei der kombinierten Form der Abhängigkeit eine grosse Dunkelziffer. Es lohnt sich, genauer hinzusehen und zu behandeln. Ansätze und
Erfahrungen aus der Forel Klinik
Gerd Glaeskes
Ritalin und Co. für ADHS-Kinder – therapeutische Hilfe oder soziale Kontrolle?
Die Verschreibungszahlen von Ritalin und anderen Methylphenidat haltigen
Medikamenten steigen rapide an, obwohl multimodale Therapien dauerhafte
Verbesserungen der Symptomatik bei sorgfältig und qualifiziert diagnostizierten
ADHS-Kindern ohne arzneimittelbedingte Nebenwirkungen erzielen.
Gesellschaftliche Normen, soziale Bedingungen und einseitig orientierende
Werbestrategien der Pharmaunternehmen erschweren die kindgerechte
Behandlung ADHS erkrankter Kinder.
Thilo Beck, Luis Falcato
ADHS bei Erwachsenen: häufig – gut therapierbar – oft verkannt
ADHS ist eine bei Personen mit Substanzstörungen überproportional häufig
auftretende Erkrankung mit massgeblichem Einfluss auf Form und Verlauf
der Substanz- und weiterer psychischer Störungen. Mit einem multimodalen
Therapie-Ansatz unter Kombination psychotherapeutischer mit psychopharmakologischen
Interventionen ist ADHS gut und effektiv zu behandeln. Es sollte
routinemässig das Vorliegen einer komorbiden ADHS gesucht bzw. bestätigt
oder ausgeschlossen werden. Dies zeigen auch eigene Untersuchungen der
ARUD Zürich.
Friedhelm Löffelhardt
Was hilft? Ergebnisse einer Katamnese aus der stationären Suchttherapie
Die aargauische Stiftung für Sozialtherapie liess die Situation ehemaliger
PatientInnen ihrer beiden abstinenzorientierten stationären Einrichtungen
untersuchen. Ein hoher Anteil der KlientInnen lebt heute abstinent bis
risikoarm konsumierend in relativ stabilen Verhältnissen. Die bekannte
positive Korrelation von regulär beendeter Therapie und Lebenssituation
wurde bestätigt, allerdings konnte die Ressourcenlage vor Therapiebeginn –
wie bei vielen anderen Untersuchungen – nicht mit erhoben werden.