SuchtMagazin Nr. 4/2019

Genetik

SuchtMagazin Nr. 4/2019
Genetik

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CHF 18.00

Genetik in der personalisierten Medizin | Gene und soziale Ungleichheit | Von Göttern, Genetik und Übermenschen | Anmerkungen aus historischer Perspektive | Schicksalhafte Gene? Ethische Sichtweise | Genetisch informierte Prävention | Genetik der Alkoholabhängigkeit

Artikel in dieser Ausgabe

Die Rolle der Genetik in der personalisierten Medizin: Chancen und Risiken

Die personalisierte Medizin ist eine grosse Chance, um im Sinne der PatientInnen Diagnose, Prädiktion und Therapie zu verbessern. Dies gilt momentan vor allem für monogene Erkrankungen. Bei dem rasanten Erkenntniszugewinn bei den Ursachen multifaktorieller Erkrankungen ist in Zukunft zu erwarten, dass auch hier die personalisierte Medizin sinnvoll eingesetzt werden kann. Wichtig ist, dass kompetente medizinische AnsprechpartnerInnen zur Verfügung stehen, die die PatientInnen bei der Interpretation der genetischen Biomarker-Daten begleiten.

Der Einfluss der Gene bei der Entstehung sozialer Ungleichheiten

Alles, was wir an Menschen beobachten, ist mit wenigen Ausnahmen sowohl genetisch als auch sozial bedingt. Dies gilt auch für soziale Ungleichheiten. Weder Gene noch soziale Umwelten allein können erklären, wie soziale Ungleichheiten entstehen. Wir verstehen den Beitrag sozialer Einflüsse besser, wenn wir zusätzlich den Beitrag der Gene in Rechnung stellen. Umgekehrt gilt das Gleiche. Gene und soziale Einflüsse wirken nicht nur nebeneinander, sondern vermischen sich auch und interagieren in vielfacher Weise miteinander. Epigenetische Prägungen sind dafür ein wichtiges Beispiel.

Von Göttern, Genetik und Übermenschen

Nachdem der Mensch an verschiedenste, nur indirekt zugängliche, ja gar göttliche Letztinstanzen geglaubt hat, rückt mit dem Homo genomicus nun das neueste dieser Modelle ins Zentrum der Gesellschaft. Der Mensch erscheint darin entweder als weitgehend fremdbestimmt oder als Übermensch, der für alles selbstverantwortlich ist – beides zum Preis seiner Freiheit. Damit wir frei bleiben, müssen wir auch im Zeitalter der Genetik politisch denken. Ein Essay.

Die verhängnisvolle Macht der Gene. Anmerkungen aus historischer Perspektive

Der Beitrag stellt auf der Grundlage von Forschungsergebnissen zu eugenischen Denkweisen in der «Alkoholfürsorge» in den 1930er- und 1940er-Jahren kritische Fragen an die aktuell dominanten medizinisch naturwissenschaftlichen Konzeptionen in der Suchthilfe. Dies insbesondere in Bezug auf genetische Forschungen, in deren Rahmen polygenetische Vorhersagen und die Festlegung von Risikoprofilen diskutiert werden. Anliegen des Beitrages ist es, der Sozialen Arbeit, die in der interprofessionellen Zusammenarbeit ihre Position zu finden versucht, ein kritisches historisches Wissen zur Verfügung zu stellen.

Schicksalhafte Gene? Eine ethische Sichtweise

Genetische Testverfahren bieten neue Möglichkeiten der Prädiktion und Diagnosesicherung bei substanzgebundenen Abhängigkeitserkrankungen an. Vor allem die prädiktive Genetik wirft dabei eine Reihe von gesellschaftlichen und ethischen Fragestellungen auf. Aus ethischer Sicht stehen vor allem Fragen der informationellen Selbstbestimmung, des Umgangs mit genetischen Daten sowie nach Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung im Rahmen von Vorhersagen des individuellen Gesundheitszustandes im Fokus. Es bleibt kritisch zu hinterfragen, ob Gentests tatsächlich einen Mehrgewinn für Einzelne darstellen.

Zur Leseprobe

Genetisch informierte Suchtprävention: Zukunft oder Illusion?

Es gibt nicht nur ein soziales Risiko der Sucht, sondern auch ein genetisches. Soziale Informationen werden in der Suchtprävention rege genutzt, genetische nicht. Direkte und indirekte Strategien, die das ändern könnten, zeichnen sich ab.

Genetik der Alkoholabhängigkeit: Gen-Umwelt-Interaktionen und Epigenetik

Seit mehreren Jahrzehnten wird versucht, den genetischen Hintergrund der Alkoholabhängigkeit aufzuklären. Aktuelle Ergebnisse weisen darauf hin, dass Gen-Umwelt-Interaktionen einen erheblichen Beitrag zur Entwicklung dieses klinischen Phänotyps beitragen. Darüber hinaus kristallisieren sich aus genomweiten Untersuchungen einzelne Varianten von Kandidatengenen heraus, die mit unterschiedlichen Umweltfaktoren wechselwirken. Welche möglichen Konsequenzen diese aktuellen Erkenntnisse auf Prävention und Therapie haben, sollte Gegenstand der weiteren Forschung sein.

Ausweis bitte! Erfahrungen mit dem versuchten Erwerb von Alkohol durch Jugendliche

Trotz restriktiver Vorschriften in der Schweiz erhält gut ein Drittel der Minderjährigen bei Testkäufen widerrechtlich alkoholhaltige Getränke. Dieser Anteil stagnierte in den letzten 10 Jahren. Durch entsprechende Rechtsgrundlagen wird versucht, die Erhältlichkeit von Alkohol zu regulieren. Wie diese Gesetze vom Verkaufs- und Servicepersonal umgesetzt und wahrgenommen werden, untersuchte eine kürzlich erschienene Studie (Stucki & Mathieu 2019). Daraus wurden Schlüsse gezogen, wie sich die Prävention dieses Wissen zunutze machen kann, um Präventionsprojekte durchzuführen und den Jugendschutz zu fördern.

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