Alwin Bachmann, Charlotte S. Kläusler-Senn, Carlo Fabian
Früherkennung und Frühintervention: Wo stehen wir?
Aktuelle Fortschritte der Früherkennung und Frühintervention liegen in
einer zunehmenden Orientierung der Angebote an den Bedürfnissen und
Alltagswelten von Betroffenen, der Ausgestaltung standardisierter
Instrumente sowie zielgruppengerechter Differenzierung der
Hilfsangebote. Stärkere Beachtung verdienen gefährdete ältere Menschen
sowie die Interventionsfelder Familie und Freizeit. Eine zentrale
Herausforderung bleibt die Stärkung interdisziplinärer Kooperationen an
relevanten Schnittstellen sowie die Erreichung gefährdeter Personen.
Walter Minder
Wünsche und Wirklichkeit: F&F in der Schulsozialarbeit
Die Schulsozialarbeit ist aufgrund ihrer speziellen Position
prädestiniert zur Frühintervention. Ihre relative Unabhängigkeit, ihre
Position zwischen den Disziplinen, der gute Zugang zur Schulleitung und
unkomplizierte Abläufe erleichtern es, die schwierigen Entwicklungen von
SchülerInnen in einem frühen Stadium zu erfassen und angemessen darauf
zu reagieren.
Vigeli Venzin, Gerhard Gmel
Kurzintervention bei Rauschtrinken
Die Fachstelle Suchtprävention Mittelschulen und Berufsbildung des
Kantons Zürich entwickelte in Zusammenarbeit mit Sucht Info Schweiz das
Pilotprojekt «Motivierende Gruppenkurzinterventionen bei risikoreich
Alkohol konsumierenden Berufs- und Mittelschülerinnen und -schülern».
Die Resultate der Pilotstudie zeigen, dass die Gruppenkurzintervention
mindestens vier bis sechs Monate nach der Intervention wirksam ist.
Lothar Janssen, Enrico Zoppelli
Kooperation zwischen Schule und Gemeinde
In
der Gemeinde Hombrechtikon im Zürcher Oberland wird mit dem
Präventionsprojekt «Hinschauen und Handeln» bereits seit 10 Jahren ein
umfassendes Programm mit Früherkennung und Frühintervention in den
Bereichen Schule und Gemeinde aufgebaut und angeboten. Im Folgenden
werden die wichtigsten Erfolgsfaktoren für den Aufbau des
Präventionsmodells sowie für die gelingende Kooperation zwischen Schule
und Gemeinde dargestellt.
Andreas Gantner
«Therapeutische Frühintervention»: MDFT in der Jugendsuchthilfe
In
den vergangenen Jahren wurden in der Suchthilfe zahlreiche
Frühinterventionsangebote erprobt und erfolgreich etabliert. Mit der
Einführung der Multidimensionalen Familientherapie MDFT im Rahmen der
INCANT-Studie liegt nun ein familienorientiertes Programm vor, welches
sich als therapeutische Frühintervention im Vorgehen von den bisherigen
Angeboten deutlich unterscheidet und eine zentrale Lücke zwischen
beratender Frühintervention und stationärer Langzeitrehabilitation
schliessen kann.
Zur Leseprobe
Michael Schaub, Severin Haug
Ambulante Therapie mit MDFT: Auch in der Schweiz eine Erfolgsstory?
Die
Therapie von psycho-sozial auffälligen cannabiskonsumierenden
Jugendlichen stellt ein schwieriges Unterfangen dar. Ein
vielversprechender Therapieansatz ist die aus den USA stammende
intensive Multidimensionale Familientherapie MDFT. In diesem Artikel
werden die wichtigsten Resultate zur Wirksamkeitsüberprüfung von MDFT in
der Schweiz aus der INternational CAnnabis Need of Treatment Study
INCANT zusammengefasst und in Bezug zu den Resultaten der anderen
beteiligten europäischen Länder gesetzt.
Alwin Bachmann, Alexander Bücheli
Frühintervention im Nachtleben
Trotz
Spassorientierung sind im Nachtleben auch problematische Konsummuster
anzutreffen. Da die Praxis zeigt, dass Betroffene den Weg zu einer
professionellen Beratung erst spät finden, sind neue Ansätze der
Früherkennung und Frühintervention im Partykontext gefragt. Mittels
eines neu entwickelten Fragebogens und Gesprächsleitfadens sowie der
verstärkten Vernetzung mit therapeutischen Angeboten soll diese Lücke
nun geschlossen werden.
Sophie Deiss
Offene Jugendarbeit als Beobachterin und Bindeglied
Eine Forschungsarbeit und die praktische Erfahrung ergeben, dass die
Offene Jugendarbeit durchaus das Potential hat, wichtige Akteurin für
Früherkennung und Frühintervention F&F bei gefährdeten Jugendlichen
zu sein. Voraussetzungen zur Erfüllung dieser Aufgabe sind: die
Beziehungspflege zu den Jugendlichen, Wissen zu Gefährdungsanzeichen,
Kompetenzen in der Gesprächsführung, eine reflektierte Wertehaltung
sowie eine gute regionale Vernetzung mit geklärten Rollen.
Andrea Feller
Frühintervention in der niederschwelligen Drogenhilfe
Seit mehreren Jahren wird in der niederschwelligen Drogenhilfe der Stadt
Zürich bei jungen Drogenabhängigen individuell interveniert. Am
Beispiel der Kontakt- und Anlaufstellen lässt sich aufzeigen, welche
Herausforderungen sich dabei stellen.
Hans-Ulrich Dallmann
«Fürsorgliche Belagerung»
Früherkennung und Frühintervention haben sich als Massnahmen etabliert,
um gefährdete Jugendliche frühzeitig Unterstützung anbieten zu können.
Gleichwohl werfen solche Massnahmen ethische Fragen auf. Wessen Probleme
werden eigentlich bearbeitet? Mit welchen legitimierenden Mythen wird
operiert? Droht der Ansatz in eine «fürsorgliche Belagerung» von
Kindheit und Jugend umzuschlagen?
Charlotte S. Kläusler-Senn, Carlo Fabian
Oltner-Charta
Stehen Früherkennung und Frühintervention in Gefahr als
repressiverzieherische Mittel missbraucht zu werden? Die Oltner-Charta
schafft ein Fundament, das eine fachlich und ethisch vertretbare
Früherkennung und Frühintervention bei Kindern und Jugendlichen sichert.
Die Charta wurde unter aktiver und engagierter Beteiligung von über 200
Fachleuten entwickelt und verabschiedet.