Irmgard Vogt
«Frauen sichten Süchte» – in der Vergangenheit und in der Gegenwart
Die geschlechtsspezifischen Unterschiede der substanzbezogenen Süchte sowie der Verhaltenssüchte folgen teils alten Rollenmustern, teils zeigt sich eine Emanzipation davon. So gesehen sind die Konsummuster von Frauen heute komplex; sie verweisen auf Fortentwicklungen der Rollenkonzepte, sind diesen aber in vielerlei Hinsicht noch verhaftet. Letzteres lässt sich zum einen daran zeigen, dass Mädchen und Frauen u. a. darauf verweisen, dass sie zum Konsum von psychoaktiven Substanzen verführt worden sind, zum andern daran, dass sie häufiger Opfer von Gewalttätigkeiten in Partnerschaften werden, insbesondere dann, wenn die Partner/Partnerinnen selbst Suchtprobleme haben. Auch wenn es um die Lebensphase der Familiengründung mit Schwangerschaft und der Betreuung von kleinen Kindern geht, dominieren alte Rollenmuster.
Gespräch mit Larissa Hauser, Marita Mullis und Marisa Schürch
Frauen in der Suchtarbeit: gewohnte Strukturen aufbrechen
Im Suchtbereich sind mehr Frauen in leitenden Funktionen tätig als in anderen Branchen, auch Teilzeitarbeit und Jobsharing sind eher möglich. Es gibt aber noch einiges zu tun: Frauen müssen ihr Selbstverständnis stärken, alte Rollenbilder und strukturelle Hindernisse müssen beseitigt, Jobsharings und Arbeitsteilung in der Familie ausgehandelt werden. Dazu gehören die finanzielle Aufwertung und die Anhebung des Renommees von weiblich geprägten Arbeitsfeldern. Drei Vertreterinnen von Suchthilfeeinrichtungen diskutieren diese Themen und berichten über ihre eigenen Erfahrungen.
Christa Berger
Mädchengerechte Suchtprävention
Obwohl Gendersensibilität als unbestrittenes Qualitätsmerkmal von Good Practice im Suchtbereich gilt, harzt es bei der Umsetzung. Die geschlechtstypischen Konsummuster und -motive, Suchtgefährdungen und negativen Auswirkungen wie auch unterschiedliche Lebensrealitäten und Bedürfnisse fordern differenzierte Angebote. Mädchengerechte Suchtprävention sollte auf der Grundlage ausgeprägter Genderkompetenz stattfinden, ohne Geschlechterstereotype zu verstärken.
Franziska Schicker
Frauen in den Kontakt- und Anlaufstellen
In den Kontakt- und Anlaufstellen (K&A) können seit fast dreissig Jahren im geschützten Rahmen und unter hygienischen Bedingungen psychoaktive Substanzen konsumiert werden. Wie sich Frauen in diesen niederschwelligen Einrichtungen bewegen und wie man als Fachperson mit ihren Anliegen umgeht, davon handelt dieser Artikel.
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Tina Fischer
Suchtmittelkonsum während der Schwangerschaft
Der Bevölkerung und auch den betroffenen Frauen ist klar, dass Drogenkonsum in der Schwangerschaft schädlich ist. Opioidabhängige Schwangere sind oft gut mit Methadon eingestellt, hier ist der unkontrollierte Beikonsum das Hauptproblem für das ungeborene Kind. Ein früher Vertrauensaufbau ist für einen guten Schwangerschaftsausgang entscheidend. Daher sollte ein individuelles, interdisziplinäres Konzept früh erstellt werden. Während auf Alkohol noch verzichtet wird, ist Nikotin akzeptiert und wird sehr oft von den Frauen verharmlost.
Lara Scherer, Kai W. Müller, Lisa Mader
Internetbezogene Störungen bei Frauen – ein unerkanntes Gesundheitsproblem?
Internetbezogene Störungen betreffen Frauen und Männer gleichermassen. Während unter männlichen Betroffenen die Störung durch Computerspielen und die suchtartige Nutzung von Onlinepornographie dominieren, überwiegt unter Frauen die suchtartige Nutzung von sozialen Medien. Auffällig ist, dass sich im spezifischen Versorgungssystem fast ausschliesslich männliche Patienten vorstellen. Bei betroffenen Frauen darf angenommen werden, dass sie sich eher wegen assoziierter Problemlagen und komorbider Störungen in Behandlung begeben und Symptome der zusätzlich vorliegenden internetbezogenen Störungen unerwähnt und damit unbehandelt bleiben.
Fazit. ForschungsSpiegel von Sucht Schweiz
Aktueller Stand der Epidemiologie bei suchtgenerierenden Substanzen in der Schweiz
Welches sind die aktuellen Konsumtrends bei Alkohol, Tabak, illegalen Drogen und Medikamenten in der Schweiz? Sucht Schweiz trägt jährlich die neuesten Daten aus der Epidemiologie zusammen und präsentiert diese als Teil des jeweils im Februar erscheinenden Schweizer Suchtpanoramas. Der folgende Artikel gibt einen Überblick.