SuchtMagazin Nr. 3/2014

E-Interven­tionen

SuchtMagazin Nr. 3/2014
E-Interven­tionen

Medium*
CHF 15.00

Ein Überblick | Telematisches Ich | Virtuelle Beziehungsgestaltung | Internet-Therapien | Qualitätsstandards der E-Beratung | Online-Portal Safe Zone | Jugendportal tschau.ch | E-Selbsthilfeangebote im Alkoholbereich | E-Beratung bei Internetsucht

Artikel in dieser Ausgabe

E-Interventionen: Ein Überblick

Der Artikel beleuchtet Möglichkeiten und Grenzen von E-Interventionen für psychosoziale Arbeit. Im Zuge einer allgemeinen Einführung werden verschiedene theoretische Bestimmungsstücke, Merkmale und Formen von E-Interventionen vorgestellt. Am Beispiel der Mailberatung, einer weitverbreiteten Form von E-Interventionen, werden einige vertiefende Aspekte diskutiert. Es wird deutlich, dass kompetent erbrachte E-Interventionen mindestens drei Faktoren konzeptionell berücksichtigen müssen: medienspezifische Eigenheiten, institutionell-strukturelle Vorgaben und Grenzen sowie adressatInnenbezogene Aspekte. E-Interventionen erfordern deshalb eine begründbar eigene Fachlichkeit und sind mehr als die blosse Auslagerung vorhandener Dienste in das Internet.

Telematisches Ich, virtueller Raum und Online-Beratung

Jede Beratungsmethode gründet auf einer impliziten oder expliziten Auslegung des zu beratenden Gegenübers. Während Fachpersonen im simultanen Setting mit einer räumlich anwesenden Person umgehen, bleibt das «Ich» der Online-Beratung anonym und hinter einem Bildschirm verborgen – es verweilt in Distanz. Mit den überlieferten, auf den simultanen Kontext zielenden Theoremen ist weder das telematische Subjekt noch der virtuelle Raum adäquat beschreibbar. Eine verlässliche, für Beratung taugliche Form der Adressierung wäre unwahrscheinlich, würde das Onlinesubjekt sich nicht entlang stabiler Möglichkeitsbedingungen konstituieren. Online-Interventionen sind längst Praxis, obwohl grundsätzliche Überlegungen zu deren Voraussetzungen fehlen.

Internetbasierte Therapien

Internetbasierte Therapien können das psychosoziale Angebot in vielfältiger Weise ergänzen. Trotz auch häufig geäusserten Vorbehalten hat sich das neue Therapieformat bereits in vielen Studien als wirksam erwiesen. Verantwortungsvoll eingesetzt können internetbasierte Behandlungsansätze mithelfen, die hohen Prävalenzraten psychischer Störungen zu reduzieren.

Betrunkene E-Mails, der Elch im Wohnzimmer – Aspekte der Online-Suchtberatung

Online-Beratung ist inzwischen eine professionell etablierte Form der Beratung. Die in schriftgestützter Beratung gegenüber Face-to-Face-Beratung zunächst weniger vielfältig enthaltenen nonverbalen Signale werden in der professionellen Gestaltung der Online-Beratungsbeziehung eingebracht und unterstützen bei der Selbstreflexion.

Qualitätsstandards für Suchtberatung im Internet

Qualitätsstandards sind wesentlich für die Implementierung von Beratungsangeboten, wie sie für das Online-Portal zu Suchtfragen «Safe Zone» geplant sind. Geeignete internationale Qualitätsstandards wurden dazu an die schweizerischen Verhältnisse angepasst und zur Konsensfindung Beratenden sowie deren Institutionen zur Beurteilung vorgelegt. Die resultierende Liste von Minimal- und Best-Practice-Qualitätsstandards umfasst die wesentlichen Qualitätsstandards für die Suchtberatung im Internet für die Schweiz.

Safe Zone: Das Schweizer Online-Portal zu Suchtfragen

Safe Zone ist ein Pilotprojekt des Bundesamtes für Gesundheit in Zusammenarbeit mit Kantonen, Suchtfachstellen und weiteren Partnern. Das Online-Portal bietet mit qualifizierten Fachpersonen aus den Bereichen Beratung und Behandlung, Prävention, Schadensminderung und Selbsthilfe zeitgemässe, qualitativ hochstehende Online-Suchthilfe an.

Zur Leseprobe

tschau.ch – Jugendinformation und Beratung 2.0

Jugendliche wachsen im digitalen Zeitalter mit webbasierten Angeboten auf, informieren sich in ihrer Lebenswelt über unterschiedliche Kanäle. Online-Plattformen wie z. B. tschau.ch nutzen die technischen Möglichkeiten des Internets und reagieren mit jugendgerecht aufbereiteten Inhalten und interaktiver Beratung auf das gewandelte Nutzerverhalten.

E-Selbsthilfeangebote im Alkoholbereich

Online-Selbsttests zur Überprüfung des eigenen Alkoholkonsums und Selbsthilfetools, z. B. mit Trinktagebuch, sind frei verfügbare und niederschwellige Angebote, die Personen bei einer Reduktion des Alkoholkonsums unterstützen. Insbesondere bei einem problematischen Konsum sind webbasierte Interventionen wirksame und kostengünstige Angebote, mit denen auch Personen erreicht werden können, welche keine Suchtfachstelle aufsuchen.

E-Beratung bei Internetsucht

Im Gegensatz zu anderen Abhängigkeiten kann das Ziel bei Internetsucht realistischerweise nur der kontrollierte Umgang mit dem Medium sein. Hierzu können Online-Selbsttests hilfreich sein. Zumindest für eine erste Einschätzung der persönlichen Situation eignet sich auch eine E-Beratung. Kontrainduziert ist E-Beratung allerdings dann, wenn der Schweregrad der Onlinesucht und hohe komorbide Belastungen (Suizidalität) eine diagnostische Face-to-Face-Einschätzung zwingend notwendig machen.

Suchthilfe 2.0 in der Praxis

Die Internet- und Handynutzung ist in der Schweiz überdurchschnittlich hoch. Dies birgt für die Prävention und Suchthilfe ein grosses Potenzial. Die Nutzung neuer Medien in diesem Fachbereich steckt hierzulande aber noch in den Kinderschuhen. Dabei würde sich eine Investition in die Entwicklung von Online-Angeboten lohnen – dies zeigte die Tagung «Suchthilfe 2.0» des Fachverbands Sucht: Damit können Menschen erreicht werden, die den Zugang zu Beratung und Therapie über herkömmliche Wege nicht finden.

Übertragbarkeit von US-amerikanischen Präventionsprogrammen auf Europa – wo liegen die Chancen, wo die Herausforderungen?

Gegenüber der Implementierung US-amerikanischer Präventionsprogramme gibt es in Europa häufig Vorbehalte. Gründe dafür sind neben einer Skepsis im Zusammenhang mit standardisierten Interventionen auch die Annahme, dass kulturelle Unterschiede zwischen Nordamerika und Europa eine Barriere für die Umsetzung und Wirkung dieser Programme darstellen. Ein Bericht des European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) thematisiert am Beispiel von vier bereits erfolgreich in Europa implementierten US-Präventionsprogrammen die Chancen und Herausforderungen der Übertragbarkeit solcher Programme auf Europa.

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