Laurent Laniel, Chloe Carpentier, Rainer Kasecker, Roland Simon
Europäische Drogenmärkte in einer globalisierten Welt
Erhebungen zu Drogenmärkten und -handel sind ihrer illegalen Natur
gemäss mit Unsicherheiten behaftet. Aus den von der Europäischen
Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht EBDD sowie von Europol und
UNODC gesammelten Informationen ergibt sich aber doch ein konsistentes
Bild der Entwicklungen und Veränderungen.
Roger Flury
Kommentar zur Entwicklung in der Schweiz
Sicherstellungsstatistiken lassen sich nur anhand langjähriger
Datenreihen interpretieren. Sie spiegeln in erster Linie die Tätigkeit
von Zoll- und Polizeibehörden. Auch können einzelne Zufallsfunde in
einer Jahresstatistik einen grossen Ausschlag bewirken. Dennoch bleiben
Sicherstellungsdaten ein wichtiger Indikator für die Verfügbarkeit von
illegalen Betäubungsmitteln auf dem Schwarzmarkt.
Franz Trautmann
Auswirkungen der Drogenpolitik auf den weltweiten Drogenmarkt
Die internationalen Bemühungen, den weltweiten Drogenmarkt einzudämmen,
sind – gemessen an den Zielvorstellungen der United Nations General
Assembly Special Session UNGASS1 – wenig erfolgreich gewesen. Es lassen
sich keine Belege für eine Reduktion des weltweiten Drogenproblems in
der Periode 1998-2007 finden. Eine Debatte über den Sinn der
gegenwärtigen Drogenpolitik und mögliche Alternativen ist zu wünschen.
Michael G. Bovens
Designerdrogen-Eldorado Schweiz: Maschen im Gesetz müssen enger werden
Das Angebot von Designerdrogen im Internet wächst praktisch ungehindert.
Das bestehende Betäubungsmittel- und Heilmittelgesetz zu umgehen, ist
(noch) relativ einfach. Mit der Einführung der neuen
Betäubungsmittelverordnungen 2011 wird mit dem ‹Verzeichnis e› ein
wichtiges Instrument zur Prävention und wirksameren Kontrolle von
Designerdrogen geschaffen.
Michael Schaub
Wenn der Staat mit Cannabis handelt
Die
Cannabispolitik ist in vielen Staaten gescheitert. Ein Vergleich
zwischen verschiedenen Ländern und eine Public-Health-Perspektive können
Rat bieten, wo die Entwicklung einer kohärenten Politik bisher
gescheitert ist. Eine kontrollierte Cannabisabgabe und ein
spezifischeres Ordnungsbussenmodell sind erfolgsversprechende Wege, die
genauer untersucht werden wollen. Hier könnte drogenpolitisch eine
internationale Vorreiterrolle wahrgenommen werden.
Martin Killias, Giangly Isenring, Gwladys Gilliéron, Joëlle Vuille
Drogenpolitik und Cannabismarkt Schweiz
Wie
beeinflusst die Drogenpolitik den Cannabismarkt? Daten aus
Untersuchungen zur Entwicklung in der Schweiz in den Jahren 2000 bis
2009 zeigen, dass eine stärker repressive Politik die Preise erhöht und
wohl auch die Menge des Cannabiskonsums beeinflusst. Umgekehrt kam es
nicht zu einer Vermischung der Märkte verschiedener Substanzen.
Roger Flury
Der Kokainmarkt Schweiz
Der
Konsum von Kokain ist in der Schweiz verbreitet: Gemäss den Schätzungen
der Bundeskriminalpolizei werden hierzulande jährlich zwischen 3'768
und 5'303 kg Kokain verbraucht. Regelmässige und abhängige
KonsumentInnen scheinen für das Gros des Verbrauchs verantwortlich zu
sein. Im illegalen Handel mit Kokain generiert diese Verbrauchsmenge
einen Umsatz zwischen 369 Millionen und 520 Millionen CHF. Die grossen
Gewinne werden dabei nahe am Absatzmarkt erzielt.
Zur Leseprobe
Carlos Nordt, Rudolf Stohler
Der Heroinmarkt in Zürich
Seit den frühen 90er Jahren liegt der Strassenpreis von Heroin in Zürich
ein Mehrfaches unter dem Preis, der in den frühen 80er Jahren gezahlt
wurde; dennoch reduzierte sich seit 1991 die Anzahl der
NeukonsumentInnen deutlich.
Bernd Werse
Kleinhandel von Cannabis und anderen Drogen
Auf der untersten Ebene des Drogenhandels stehen Geschäfts- und
Freundschaftsbeziehungen in einem engen Zusammenhang. Neben dem häufigen
unentgeltlichen gemeinsamen Konsum betrifft dies beispielsweise den
Kleinsthandel zur Eigenbedarfsdeckung. Dies zeigen neben internationalen
Studien zwei Erhebungen in Frankfurt am Main.
Bernd Werse (hat das Interview in die Wege geleitet)
«Mit dem Gewinn konnte ich rauchen» – Interview mit einem Kleindealer
Der Interviewpartner entwickelte bereits im frühen Jugendalter ein
Interesse an Cannabis und anderen Drogen. Mit 16 zog er auf einer
Klassenfahrt erstmals an einem Joint, rund eineinhalb Jahre später hatte
er einen täglichen Konsum entwickelt und begann dann zu dealen.