SuchtMagazin Nr. 5/2017

Diversität

SuchtMagazin Nr. 5/2017
Diversität

Medium*
CHF 15.00

Professioneller Umgang mit Diversität | Diversität konkret | Suchtgefährdung bei geflüchteten Menschen | Migration und Glücksspiel | Tabakprävention bei benachteiligten Gruppen | Transidentität und Sucht | Herausforderung Gender | Menschen mit geistiger Behinderung | Versorgung im Alter | Forschungsspiegel

Artikel in dieser Ausgabe

Vom professionellen Umgang mit Diversität

Gesellschaftliche Diversität fordert Prävention, Gesundheitsförderung und Versorgung heraus, auch in der Suchtarbeit. Denn die Pluralität moderner Gesellschaften macht es schwierig, Ungleichheiten und Vulnerabilitäten zu erkennen und in adäquate Kategorien zu fassen. Benachteiligungssensitive intersektionale Sichtweisen auf Diversität sind zunehmend gefragt. Dabei bleibt die tägliche Umsetzung diversitätssensibler Informationsvermittlung, Beratung und Behandlung herausforderungsreich, denn Ungleichheit wird letztlich von Menschen gemacht – auch von Fachpersonen.

Diversität in der Suchthilfe: konkret

Suchthilfeinstitutionen müssen organisatorisch und konzeptuell rasch auf Veränderungen in der Klientel aber auch beim Personal reagieren und ihr Angebot entsprechend ausdifferenzieren. Aufträge des Kantons mit der dazugehörigen längerfristigen Projektfinanzierung sind wichtig, um neue Zielgruppen nachhaltig zu erreichen und die Angebote institutionell zu verankern. Dazu gehört u. a. auch die Integration der Diversitätsthematik in das Qualitätsmanagementsystem. Zwei Berner Institutionen aus dem Präventions- bzw. dem stationären Bereich geben Auskunft über ihren Umgang mit dem Thema Diversität und über kommende Herausforderungen.

Suchtgefährdung und Suchtprävention bei geflüchteten Menschen

Traumatische Erlebnisse, schwierige Alltagsbedingungen, unklare Zukunftsperspektiven und kulturelle Unterschiede im Aufnahmeland sind Risiken für eine Suchtentwicklung. Beobachtet werden insbesondere Alkohol-, Tabak-, Medikamenten- und Cannabisgebrauch. Universelle und selektive Suchtprävention sollte so früh wie möglich starten. Es existieren gut geeignete Ansätze, die für die Zielgruppe angepasst werden müssen. Beachtet werden muss die Bearbeitung von Traumata.

Migration und Glücksspiel

Auch wenn Glücksspiele um Geld quer durch alle gesellschaftlichen Milieus gespielt werden, ist gleichwohl das Risiko, dass sich daraus ein problematisches oder süchtiges Verhalten entwickelt, ungleich verteilt. Menschen mit Migrationshintergrund gelten in diesem Zusammenhang als besonders gefährdete Gruppe, welche zudem die bestehenden Hilfeangebote nur beschränkt wahrnimmt und auch geringere Erfolgsquoten begonnener therapeutischer Massnahmen aufweist. Die Ursachen hierfür sind komplex und bedürfen einer Analyse, welche die sprachlichen und soziokulturellen Besonderheiten der einzelnen Migrantengruppen entsprechend ihrer Herkunftsländer explizit berücksichtigt. So lassen sich evidente Hinweise erhalten, welche Massnahmen der Prävention und des Spielerschutzes für Menschen mit Migrationshintergrund zukünftig entwickelt und implementiert werden müssten.

Zur Leseprobe

Erfolgsfaktoren für die Tabakprävention bei benachteiligten Gruppen

In einkommensstarken Ländern verhält sich die Prävalenz des Tabakkonsums umgekehrt proportional zum sozioökonomischen Status der Bevölkerung. Die Tabakprävention erreicht also noch nicht alle Bevölkerungsgruppen. Erfolgsfaktoren zur Aufhebung dieser Benachteiligung zeichnen sich jedoch ab und entsprechende Instrumente für die Tabakprävention stehen zur Verfügung. Die Umsetzung kann angegangen werden.

Transsexualität, Transidentität und Sucht

Der Diagnose «Transsexualität» liegt ein Pathologiekonzept zugrunde, das von Fachleuten heute als nicht zutreffend angesehen wird. Mit dem Begriff «Transidentität » wird signalisiert, dass es um eine Variante menschlicher Identität geht. Es ist wichtig für Begleitungen, die KlientInnen allein und selbstverantwortlich entscheiden zu lassen, welche Schritte sie bei ihrer Transition machen wollen. Bei ca. 30% von Transidenten findet sich ein Substanzabusus, der aus den sozialen Belastungen (Stigmatisierungen und Diskriminierungen), denen sie ausgesetzt sind, resultiert. In diesen Fällen ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den an der Transition beteiligten Fachleuten nötig. Besonderes Augenmerk ist auf die soziale Integration der KlientInnen zu legen.

Gender im Suchtbereich

Das Thema Sucht und Gender hat in der Schweiz eine rund 30-jährige Geschichte. Diese wird zusammenfassend als Phase des Aufbaus und des Abbaus dargestellt. Neben anderen Gründen hat der unter Begriffen wie «Gender-Wahn» oder «Gender-Ideologie» geführte Kampf von verschiedenen Kreisen bis weit in die Politik hinein Wirkung gezeigt. Gender und Gender- Mainstreaming sind zu Unworten geworden. Trotzdem gibt es Erfolge aufzuzeigen und ein Blick in die Zukunft zeigt mögliche Weiterentwicklungen auf.

Sucht bei Menschen mit geistiger Behinderung

Menschen mit einer geistigen Behinderung bilden eine Risikogruppe für Suchtprobleme. Leider stellen Strukturmerkmale der traditionellen Suchtkrankenhilfe oft Barrieren für diese Menschen dar. In den Niederlanden erhält diese Gruppe immer mehr Aufmerksamkeit. Verschiedene Leitlinien zur Behandlung von Suchtproblemen bei Menschen mit einer geistigen Behinderung oder Lernbeeinträchtigung sind veröffentlicht worden.

Abhängige Menschen – auch im Alter gut versorgt?

Die Versorgung alternder abhängiger Menschen stellt Fachpersonen und Institutionen aus der Sucht- und der Altenhilfe vor grosse Herausforderungen. Im Hinblick auf ihre bedarfs- und bedürfnisgerechte Behandlung besteht grosser Nachholbedarf. Know-how-Transfer zwischen den involvierten Professionen sowie interdisziplinäre Zusammenarbeit sind nötig, um den heterogenen Bedürfnissen der Betroffenen gerecht zu werden und ihnen ein möglichst hohes Mass an Lebensqualität, Autonomie und Würde zu sichern.

Geldspiel: Legaler Rahmen und Problemlast in der Schweiz

Wenn es um Geldspiele geht, sind Interessenkonflikte vorprogrammiert. Während Geldspiele Einnahmen für den Staat und die Industrie generieren und für unproblematisch Spielende ein Freizeitvergnügen darstellen, entstehen durch exzessives Spielen Kosten für die Betroffenen, aber auch für die Gesellschaft. Ein kürzlich erschienener Artikel bietet einen Überblick über den regulatorischen Rahmen des Geldspiels sowie über die Prävalenzstudien in der Schweiz.

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