Heinz Messmer
KlientInnen und Fälle als Produkt der institutionellen Fallbearbeitung
Der vorliegende Beitrag
beschäftigt sich mit den sozialen, d. h. vorwiegend sprachlichen Mechanismen
der Produktion von KlientInnen. Am Beispiel von Hilfeplangesprächen in der
Kinder- und Jugendhilfe wird gezeigt, wie Kinder und Jugendliche in der
direkten Interaktion mit Professionellen thematisiert, kategorisiert und in die
Regularien der Fallbearbeitung eingepasst werden. Damit werden sie Teil einer
institutionell etablierten Vollzugswirklichkeit, die ihre Fälle gemäss den
Anforderungen des Moments prozessiert.
Fachgespräch mit Gabriela Graber, Sandro Flück und Philippe Pfeiffer
Die Klientel der Suchthilfe: Gestern – Heute – Morgen
Seit den 1990er-Jahren hat
die Suchthilfe unterschiedlichste Etappen durchlaufen; von den Auswirkungen
der offenen Drogenszene über die Etablierung der heroingestützten Behandlung
bis hin zur Auflösung der Trennung zwischen legalen und illegalen Substanzen.
Die Lebenswelten der heutigen Klientel sind divers, die Betroffenen werden
immer jünger und Komorbiditäten rücken in den Behandlungsfokus. In Fachkreisen
ist man sich jedoch einig: Die Suchthilfe braucht es auch in Zukunft. Neben
der Interdisziplinarität im Einzelfall wird die interinstitutionelle
Zusammenarbeit immer bedeutsamer.
Susanne Schaaf, Michael P. Schaub
Die Klientel in der stationären Suchttherapie – Entwicklung und Herausforderungen
Die Klientel in stationärer
Suchttherapie hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt: Von klassischen
Heroinkonsumierenden zu einer Personengruppe mit ausgeprägter
Mehrfachbelastung (Polysubstanzkonsum, Komorbidität, schwache Ressourcenlage).
Die Einrichtungen haben auf die veränderten Bedürfnisse mit ausgedehnter
Professionalisierung und Diversifizierung reagiert. Sie stehen aber weiterhin
vor Herausforderungen, wie z. B. die ungleichen Rahmenbedingungen hinsichtlich
der Finanzierung.
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Thilo Beck
Stellenwert der Suchtmedizin im Suchthilfesystem der Zukunft
Die Suchtmedizin erlebt
einen Trend von stationären zu ambulanten Behandlungsangeboten mit zunehmender
Flexibilisierung und Individualisierung. Eine Herausforderung stellt die
Integration von HausärztInnen dar. Angesichts der ausgeprägten Komorbidität der
Behandlungspopulation ist ein integrierter, interdisziplinärer und
interprofessioneller Versorgungsansatz unabdingbar. Um in einer Public Health
orientierten Gesundheitspolitik zu bestehen, und Sucht als Querschnittsthema zu
positionieren, bedarf es einer Bündelung der Kräfte der Anbietenden im
Suchthilfesystem.
Olivier Steiner, Carlo Fabian, Rahel Heeg
Die Zukunft der Suchtprävention: analog und digital
Die Digitalisierung stellt die Suchtprävention vor neue Herausforderungen. Mit der wissenschaftlich fundierten Ätiologie von Mediensucht, evidenzbasierten und innovativen politischen Massnahmen und fachlichen Zugängen sowie dem Einbezug von Betroffenen kann eine wirksame Prävention im digitalen Zeitalter gestaltet werden. Gerade die Vernetzungspotenziale digitaler Medien ermöglichen hierbei neue Zugänge, die in der Schweiz verstärkt erprobt werden sollten.
Petra Baeriswyl, Sophie Barras Duc
Früherkennung und Frühintervention (F+F) im Fokus der Lebensphasen
Gestützt auf die Nationale Strategie Sucht 2017-2024 intensiviert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) sein Engagement im Bereich der Früherkennung und Frühintervention (F+F). Basierend auf einer Situationsanalyse hat es gemeinsam mit zahlreichen Partnern ein Gesamtkonzept zu F+F entwickelt. Dieses umfasst Massnahmen in den Handlungsfeldern Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung, Prävention in der Gesundheitsversorgung, Prävention in Wirtschaft und Arbeitswelt, Koordination und Kooperation, Wissen sowie Sensibilisierung und Information.
Fachgespräch mit Philomena Colatrella
Die Versicherten der Zukunft
Eine Sache haben (fast) alle Personen in der Schweiz gemeinsam: Sie sind Versicherte einer Krankenkasse. Krankenkassen sind daher Akteurinnen, deren Rolle in der Gesundheitsversorgung von Interesse ist. Wie nimmt eine Krankenkasse ihre Versicherten in den Blick und welches Gesundheitsverständnis ist hierzu handlungsleitend? Welche Herausforderungen stellt die Digitalisierung und wie wird diese den Kontakt zu den KundInnen verändern? Werden in Zukunft vermehrt Gesundheits-Apps zur Behandlung von Krankheiten und Förderung von Gesundheitsverhalten eingesetzt? Wie weit darf und will eine Krankenkasse die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen und wo zieht sie ihre Grenzen?
Fazit. ForschungsSpiegel von Sucht Schweiz
Illegale Drogen: Markt und Konsumierende in der Krisenzeit
Im Frühling 2020 wurde angenommen, dass die Massnahmen, die im Kampf gegen die Corona-Pandemie ergriffen wurden, auch zu Versorgungslücken bei den illegalen Drogen und damit zu einer Veränderung des Angebots (Preis, Reinheit, chemische Zusammensetzung) führen könnten. Dies würde sich auch auf die Konsumierenden auswirken, speziell auf die besonders Gefährdeten. In einer interdisziplinären Zusammenarbeit haben fünf Institutionen Daten zusammengetragen, die Hinweise auf die tatsächliche Entwicklung des Marktes und der Situation der exponiertesten Drogenkonsumierenden geben sollten.