SuchtMagazin Nr. 5/2018

Chancen­gleichheit

SuchtMagazin Nr. 5/2018
Chancen­gleichheit

Medium*
CHF 15.00

Neben begrifflichen Erörterungen zu Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit finden Sie in diesem Heft Fakten zum Thema aus dem Suchtbereich und Beiträge zum Stand der Chancengleichheit in der Gesundheitsförderung, im Gefängnis und in suchtakzeptierenden Settings.

Artikel in dieser Ausgabe

Chancengleichheit, Gerechtigkeit oder das gute Leben?

Menschen und Dinge sind gleich und verschieden. Wie genau ist Gleichheit zu verstehen? Menschen werden zwar als verschieden wahrgenommen, gleichzeitig gilt aber die Annahme, dass alle Menschen als gleichwertig zu sehen sind, als wichtige Grundlage unseres Zusammenlebens. Chancengleichheit bildet einen wichtigen Pfeiler einer sozial gerechten Gesellschaft. Wie genau ist Chancengleichheit zu definieren und theoretisch einzuordnen? Rawls Konzeption von fairer Chancengleichheit sowie der Capability Approach bilden wichtige Bezugspunkte für diese Überlegungen. Am Schluss stellt sich die Frage: Geht es um Chancengleichheit oder um das gute Leben, oder um beides?

Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit in der Gesundheitsförderung

Gesundheitliche Ungerechtigkeit, d. h. Unterschiede im Gesundheitszustand aufgrund von sozialer Ungleichheit, fordert die Gesellschaft zum Handeln heraus. Damit alle Menschen möglichst gleiche Chancen auf eine gute Gesundheit haben, sind die Angebote chancengerecht zu gestalten. Entsprechende Ansätze und Erfolgskriterien können sich an Modellen zur Beachtung der Intersektionalität ausrichten.

Zur Leseprobe

Der (liberale) Sozialstaat und das Problem der Chancengleichheit

Gleichheit und Chancengleichheit sind Grundpfeiler der demokratischen Gesellschaft. Ihnen stehen Werte wie Freiheit und Selbstverantwortung gegenüber. Das Verhältnis zwischen Gleichheit und Freiheit muss laufend neu austariert und die Aufgabe des Staates bei der Herstellung von Chancengleichheit politisch ausgehandelt werden. Die heute immer lauter werdende neoliberale Kritik am Sozialstaat führt zu einer Abkehr vom Solidaritätsgedanken auch im Bereich von Krankheit und Sucht.

Soziale Unterschiede im Tabak und Alkoholkonsum

Auch in einem reichen Land wie Deutschland bestehen erhebliche soziale Unterschiede in der Gesundheit und Lebenserwartung. Diese sind u. a. auf ein unterschiedliches Gesundheitsverhalten zurückzuführen, wobei dem Tabak- und Alkoholkonsum grosse Bedeutung beigemessen wird. Epidemiologische Studien zeigen, dass in sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen weitaus häufiger und stärker geraucht wird. Beim Alkoholkonsum sind die Ergebnisse uneinheitlich, weisen aber eher darauf hin, dass vor allem Frauen mit hoher Bildung überdurchschnittlich häufig regelmässig Alkohol konsumieren.

Strategie Sucht: Schwerpunkt gesundheitliche Chancengleichheit

Sucht ist ein transversales Thema, das alle sozioökonomischen Schichten, Personen jeden Alters, Bildungs- und Familienstandes sowie Menschen mit unterschiedlichem sprachlichem und religiösem Hintergrund betreffen kann. Die Zielgruppen der Suchthilfe und -prävention sind heterogen und ein Abbild der Gesellschaft. Die Förderung der Chancengleichheit in der Gesundheitsversorgung und des niederschwelligen Zugangs zur Suchthilfe bedingt folglich, dass diese Aspekte der Diversität berücksichtigt werden. Seit 2017 befinden sich die Nationalen Strategien Sucht und Prävention Nichtübertragbarer Krankheiten (NCD) in der Umsetzung. Sie stellen in ihren Massnahmen besonders vulnerable Zielgruppen in den Fokus.

Chancengleichheit – für die Gesundheit im Gefängnis?

Für die Gefängnismedizin gilt das Äquivalenzprinzip, das bedeutet, dass Gefängnisinsassen gleichbehandelt werden sollen wie Personen in Freiheit. Leider wird das Prinzip nicht in allen Belangen eingehalten. Fehlende personelle Ressourcen, mangelnde Weiterbildung des Fachpersonals und die ungesicherte Finanzierung führen häufig zu einer Chancenungleichheit. Im Grundsatz werden Behandlungen weitergeführt, Abklärungen getätigt und Suchthilfeangebote wie Substitutionsbehandlungen sowie Prävention, Testung und Behandlung von Infektionskrankheiten durchgeführt. Es gibt aber Ausnahmen, wie z. B. in Institutionen, in denen kein Fachpersonal vor Ort ist oder kein Kostenträger gefunden werden kann.

Verwirklichungschancen in suchtakzeptierenden Settings

Zur Förderung von Chancengleichheit für die Klientel von Kontakt- und Anlaufstellen (K+A), welche häufig von einer Kumulation sozialer und gesundheitlicher Benachteiligungen betroffen ist, braucht es Massnahmen, welche die Wahlmöglichkeiten erhöhen. Es sind innovative, suchtakzeptierende Angebote im Bereich Wohnen, Beschäftigung und Freizeit gefragt. Bei der Gestaltung solcher Massnahmen ist zu berücksichtigen, welchen Anspruch an Chancengleichheit Betroffene selbst stellen und inwiefern sie die Auffassung, an ihrer Benachteiligung selbst schuld zu sein, daran hindert.

Was Sie schon immer über den illegalen Drogenmarkt wissen wollten.

Wie sieht der Markt für illegale Substanzen in der Schweiz aus? Wieviel Heroin wird konsumiert und was kostet es? Wie und wo kann der Stoff gekauft werden? Wie rein ist Heroin resp. wie oft wird es gestreckt? Und womit? In welcher Form wird das Heroin verkauft und wer kontrolliert den Heroinmarkt in der Schweiz? Wieviel kann in diesem Markt umgesetzt und verdient werden? Auf diese und weitere Fragen liefert MARSTUP – eine Studie zum Markt von illegalen Substanzen im Kanton Waadt – zum Teil erstaunliche Antworten. Es handelt sich um die erste interdisziplinäre Studie dieser Art in der Schweiz.

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