SuchtMagazin Nr. 6/2020

Sucht-Perspektiven

Theoretische Reflektionen: Das Betäubungsmittelgesetz aus systemtheoretischer Perspektive; Doppel-Kontinuum gesund & krank | Gesundheit und Prävention: Herausforderungen der Zukunft; Genussfähigkeit als sinnvolle Ergänzung zur Selbstkontrolle | Aktuelle Herausforderungen: Jugendliche & Medikamente; Synthetische Cannabinoide; Advocacy-Arbeit von NPO

Artikel in dieser Ausgabe

Das Betäubungsmittelgesetz aus der Perspektive der soziologischen Systemtheorie

Die im aktuellen Betäubungsmittelgesetz formulierten Ziele sind mehrheitlich nicht erreicht worden. Eine systemtheoretische Analyse bietet Erklärungen für das Scheitern der Prohibition. Die Steuerungsversuche der Politik und des Rechtssystems scheitern an der Selbstorganisation des Wirtschaftssystems und erzeugen Folgen, die weit verheerender sind als die Schädigungen durch die verbotenen Substanzen selbst. Entsprechend stützt die hier vorgenommene Analyse die international immer offener geäusserte Forderung nach einer Abschaffung der Prohibition. Anstelle des Betäubungsmittelgesetzes wird eine Regulierung der heute verbotenen Substanzen im Rahmen der bestehenden Gesetze vorgeschlagen.

Zur Leseprobe

Das doppelte Kontinuum von gesund und krank

Wie verhalten sich Gesundsein und Kranksein zueinander? Eine Schwarz-Weiss-Vorstellung gilt als überholt, die Vorstellung eines Kontinuums mit vielen Grautönen zwischen den Polen gesund und krank findet breite Unterstützung. Dabei bleiben gesund und krank jedoch Gegensätze. Möglicherweise sollten wir uns davon verabschieden. Wohl gibt es ein Mehr oder Weniger an Gesundheit, allerdings losgelöst von einem Weniger oder Mehr an Krankheit.

Wenn das Glas Wein am Abend der einzige Weg zur Entspannung ist

Bisher wird der Konsum von Suchtmitteln, wie Alkohol, häufig als Defizit in der Selbstkontrolle verstanden: Man konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Möglicherweise verbirgt sich hinter dem Konsum aber auch ein Defizit in der Genussfähigkeit von Personen: Man greift zum «Genussmittel», um besser geniessen zu können. Aus dieser Perspektive ergeben sich neue Ideen für die Suchtprävention.

Synthetische Cannabinoide in der Schweiz – eine Herausforderung für die Suchthilfe

Seit Anfang 2020 häufen sich in der Schweiz Berichte von Personen, die unwissentlich mit synthetischen Cannabinoiden versetztes Cannabis konsumiert haben. Synthetische Cannabinoide stehen im Verdacht, für mehrere Todesfälle in Europa verantwortlich zu sein. Das Phänomen stellt die Suchthilfe vor grosse Herausforderungen. Die Stadt Zürich bietet seit 1. Oktober neu auch ein Drug-Checking-Angebot für Cannabis an. Darüber hinaus ist es entscheidend, Konsumierende für die zusätzlichen Risiken beim Konsum, die durch diesen Trend ausgelöst worden sind, zu sensibilisieren und Strategien zur Reduktion dieser Risiken zu vermitteln.

Problematischer Medikamentenkonsum in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Die Einnahme von Medikamenten ohne ärztliche Verschreibung unter Jugendlichen in der Schweiz ist eine Herausforderung für die Fachwelt. Der Missbrauch von Schlaf- und Beruhigungsmitteln sowie von Schmerzmitteln im Jugendalter ist fast immer im Kontext komplexer Störungsbilder anzutreffen. Die Früherkennung eines häufig komorbiden Konsums ist äusserst wichtig, um Vorphasen einer Abhängigkeitserkrankung erkennen und entsprechend handeln zu können. Welche Konsumtrends sind aktuell in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu beobachten? Ein Erfahrungsbericht aus Zürich und Luzern.

Advocacy-Arbeit von operativen NPO

In der Nonprofit-Arbeit in Europa wird das Thema «gesellschaftspolitische Einflussnahme» eher stiefmütterlich behandelt. Dabei ist «Advocacy» gerade in der Schweiz eine der zentralen Aufgaben von gemeinnützigen Organisationen, und dies nicht nur in politisch brisanten Bereichen wie Entwicklungszusammenarbeit oder Gesundheitsversorgung. Wesentliche Impulse der gesellschaftlichen Entwicklung müssen in einer Konkordanzdemokratie aus dem gemeinnützigen Bereich kommen. Doch viele Nonprofit-Organisationen (NPO) verstehen «Advocacy» heute nicht als ihren Auftrag.

Suchtprävention: Herausforderungen für die Zukunft

Die Suchtprävention weist heute in ihren Formen, Zielsetzungen und Inhalten zahlreiche Facetten auf. Angesichts der immer komplexeren Situationen müssen unterschiedliche Ansätze miteinander kombiniert werden. Und wie sieht es in der Zukunft aus? Welchen Problemen und Herausforderungen wird sich die Suchtprävention in Zukunft stellen müssen? Hier ein kurzer Überblick.

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