SuchtMagazin Nr. 4/2020

Jugend heute

Erreichbarkeit im Digitalen | Die Rückkehr der Rituale | Digitalisierte Jugendarbeit | Früherkennung & -intervention | Suchtprävention in der Schule | Cannabis und Jugendschutz | Illegale Substanzen in Fanszenen | HBSC: Konsum und Wohlbefinden

Artikel in dieser Ausgabe

Erreichbarkeit von Jugendlichen im Digitalen: Zugänge für Soziale Arbeit

Digitale Räume haben längst einen zentralen Stellenwert in den Lebenswelten von Jugendlichen, was als pädagogische Aufforderung verstanden werden kann. Mit Blick auf die Erreichbarkeit von Jugendlichen im Digitalen stellt der Beitrag exemplarisch drei Plattformen vor, blickt auf die Nutzungsmotive und beschreibt Ansatzpunkte für fachliches Handeln. Weitergehend wird mit Hilfe des Konzeptes der Affordanzen die Arbeit auf, in und über Social Media thematisiert und deutlich gemacht, wie Jugendliche erreicht werden können. Die daraus resultierenden Handlungsaufforderungen beschreiben pädagogische Zielformulierungen, die sich aus der Etablierung digitaler Räume ergeben.

Rituale in der digitalen Welt: Ein Blick auf die Jugend

Die Rückkehr der Rituale wird durch einige spezifische Aspekte definiert: Personalisierung des Rituals, Abwesenheit starker Institutionen und Erfindung neuer Rituale. Gerade wegen dieser Aspekte haben Rituale in der digitalen Welt ein besonders geeignetes Milieu gefunden. Jugendliche eignen sich deren vielseitigen Werkzeuge und Bilder an und erfinden auf der Suche nach Identität, Anerkennung und Zugehörigkeit neue Rituale. Das Ergebnis dieser Suche sind Formen der Ritualität, die gleichzeitig in der physischen und digitalen Welt stattfinden. Die Formen weisen darauf hin, dass sich die ritualisierten Übergangsphasen im Vergleich zur Vergangenheit geändert haben, nicht jedoch die Notwendigkeit für Jugendliche, diese mit symbolischen Handlungen zu markieren.

Mit Digitalisierung das Potenzial junger Menschen fördern

Kommerzielle digitale Plattformen missbrauchen potenziell die Daten ihrer Nutzenden und versuchen sie möglichst exklusiv zu binden. Die digitalisierte Jugendarbeit hingegen verknüpft in ihren Angeboten bewusst online und offline. Sie arbeitet nicht gewinn-, sondern wirkungsorientiert. Jugendarbeitende sind ExpertInnen in der Kommunikation und dem Aufbau von lokalen Gemeinschaften. Aus diesem Grund sind sie besonders geeignet, partizipativ mit Jugendlichen digitalisierte Formen der Vernetzung und der Kommunikation zu entwickeln.

F&F: Prävention zwischen Unterstützung und Kontrolle

Im Kern von Früherkennung und Frühintervention (F&F) stehen sowohl die Entwicklung von geeigneten Strukturen und Prozessen für F&F in spezifischen Settings als auch die Unterstützung und Förderung von gefährdeten Menschen. Fragen zu Machtverhältnissen und deren Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche werden im Rahmen von F&F jedoch kaum diskutiert, reflektiert oder geregelt. Hier bestehen sowohl bei fundierten Wirkungsforschungen als auch bei theoretischen Grundlagen Lücken. Die Lücken gilt es zu schliessen, um F&F zukunftsorientiert weiterentwickeln zu können.

Sucht als Thema schulischer Gesundheitsförderung und Prävention

Wirksame schulische Suchtprävention unterstützt Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben, verknüpft verhaltens- und verhältnispräventive Elemente und bezieht alle AkteurInnen innerhalb und ausserhalb der Schule mit ein. Eine so ausgerichtete Prävention entspricht den Grundsätzen von Gesundheitsförderung und beugt der Entwicklung verschiedener ungünstiger Verhaltensweisen vor. Die Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich zeigen modellhaft die Inhalte eines solchen Setting-Ansatzes für die Schule auf.

Cannabis und Jugendschutz

Fachstellen, Jugendarbeit, Lehrpersonen und Eltern tun sich im illegalen Kontext schwer, die Aufgaben zu erfüllen, die ihnen in der Primär- und Sekundärprävention zukommen. Dabei sind glaubwürdige Information und konstruktive Intervention die einzigen real anwendbaren Jugendschutzmassnahmen, solange Regulierungen fehlen, weil der Cannabishandel dem Schwarzmarkt überlassen wird. Ein Gesetz, das den Bedürfnissen und der realen Lebenswelt der Jugendlichen entspricht, den Handel reguliert und den Jugendschutz gewährleistet, wäre eine Chance für Prävention und Jugendschutz. Eine unkontrollierte Freigabe als Konsumgut hingegen würde einer verharmlosenden Vermarktung Tür und Tor öffnen.

Zur Leseprobe

Substanzkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Fussballfanszenen

Fussballspiele sind für viele junge Menschen zentraler Bestandteil des Lebens– als aktive Spielende oder als Fan eines Vereins im Stadion. Ist der Konsum von Alkohol bei Fussballveranstaltungen allgegenwärtig, tauchen zudem vermehrt Berichte auf, dass auch illegale Substanzen, wie Cannabis und Amphetamine, in Teilen der aktiven Fanszene konsumiert werden. Eine aktuelle Studie mit Fussballfans verdeutlicht, dass der Konsum von Alkohol und illegalen Substanzen verbreitet ist und dass das Konsumieren von illegalen Substanzen mit gewalttätigem Verhalten in Fussballkontexten assoziiert wird. Zudem berichten viele befragte Fans von psychosozialen Problemen. Fanprojekte sollten sich daher diesem Thema annehmen.

Substanzkonsum und Wohlbefinden der 11- bis 15-Jährigen. Was heisst das für die Prävention?

Die SchülerInnenbefragung «Health Behaviour in School-aged Children» (HBSC), welche alle vier Jahre durchgeführt wird, untersucht das Wohlbefinden der 11- bis 15-jährigen Jugendlichen und setzt dieses in Zusammenhang mit ihrem Substanzkonsum. Welche Zusammenhänge bestehen und was für Schlüsse kann die Prävention aus diesen Ergebnissen ziehen?

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