SuchtMagazin Nr. 6/2018

Rauchstopp, Digitalisierung, Prävention

Eine Vielfalt an Themen zum Jahresende: das nationale Rauchstopp-Programm und seine Wirkungen, Suchmaschinen als Werbeträger für ein Selbsthilfeangebot, die Kombination von digitaler und Face-to-Face-Beratung, Erfolgsfaktoren der Prävention in Gemeinden, Verhaltenssüchte als (überstrapaziertes) Publikationsthema und Lernen aus negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums.

Artikel in dieser Ausgabe

Rauchstopp-Wettbewerbe: Erfahrungen und Ergebnisse

Von 2010 bis 2017 unterstützte der Rauchstopp-Wettbewerb über 20’000 Raucherinnen und Raucher beim Versuch, von der Zigarette loszukommen. Mit dem Auslaufen des Nationalen Rauchstopp-Programms fand der Wettbewerb im vergangenen Jahr zum letzten Mal in der bisherigen Form statt. Verschiedene Evaluationen und Berichte, die im Laufe der acht Jahre entstanden sind, erlauben einen erkenntnisreichen Rückblick auf das bewegte Projekt.

Rauchstoppinterventionen im medizinischen Setting

Einige Projekte des Nationalen Rauchstopp-Programms zielen auf eine Schulung von Gesundheitsfachpersonen. In welchem Umfang unterschiedliche Fachpersonengruppen tatsächlich zentrale Elemente von Rauchstopp- Kurzinterventionen anwenden, wurde 2016 untersucht. Obwohl im Vergleich zu früheren Evaluationen gewisse erfreuliche Ergebnisse festgestellt werden konnten (z. B. vermehrtes Abfragen des Rauchstatus durch die Ärzteschaft), besteht noch Verbesserungsbedarf. So sollte beispielsweise eine vermehrte Nutzung bestehender Ressourcen (Informationsmaterialien, Rauchstopplinie) angestrebt werden. Ebenso stellen Kursbesuche für Fachpersonen einen wichtigen Beitrag zum professionellen Umgang mit rauchenden PatientInnen/KlientInnen dar.

Wirkungspotenzial des nationalen Rauchstopp-Programms

Mittels einer Kontributionsanalyse wurde der Frage nachgegangen, welchen Beitrag das Nationale Rauchstopp-Programm (NRP) an die Reduktion der Rauchendenprävalenz in der Schweiz leistet. Gemäss Hochrechnungen und Einschätzungen hat das NRP jährlich einige Tausend Rauchende in die Rauchfreiheit geführt und es hat damit das Potenzial, die Rauchendenprävalenz jährlich um 0.1 bis 0.6% zu senken. Dabei hat der Ansatz der Qualifizierung medizinischer Fachpersonen mengenmässig das grösste Wirkungspotenzial.

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Blended Counseling in der Suchtberatung

In der Suchtberatung sind das persönliche Gespräch sowie die Mailberatung als Beratungsformate etabliert. Dass darüber hinaus die Kombination von digitalen Medien und Präsenzberatung gewinnbringend sein kann, zeigt ein Projekt der Fachhochschule Nordwestschweiz in Kooperation mit zwei Suchtfachstellen und Infodrog. In der Mehrzahl der evaluierten Fallverläufe wurde ein Nutzen auf Klientenseite dokumentiert. Zugleich wurde deutlich, dass die Umsetzung von Blended Counseling im Hinblick auf Technik, Datenschutz sowie die Medienkompetenz der Beratenden voraussetzungsvoll ist.

Online-Alkoholselbsthilfe: Nutzung mit und ohne Suchmaschinen-Werbung

Seit Aufschaltung des Selbsthilfeangebots MyDrinkControl zum Thema Alkohol im Mai 2012 wurde dieses 27‘177-mal genutzt. Das Online-Angebot gibt ein Feedback zum Alkoholkonsum mit dem Ziel, risikoarmen Konsum zu fördern. Bei drei von vier Nutzenden lag ein problematischer Alkoholkonsum vor. Die Promotion des Angebotes auf der Suchmaschine Google konnte die Nutzungszahl verdreifachen und gleichzeitig einen höheren Anteil an Männern, problematisch Alkoholkonsumierenden und weniger Gebildeten ansprechen.

Präventionsprojekte in Gemeinden – Erfolgsfaktoren!

Der Beitrag gibt auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstandes einen Überblick über evidenzbasierte Erfolgsfaktoren bei der Planung, Umsetzung und Bewertung von Präventionsprojekten in Gemeinden. Als wichtige Erfolgsfaktoren erweisen sich insbesondere eine umfassende Partizipation aller relevanten Anspruchsgruppen, der Fokus auf thematisch koordinierte Massnahmenpakete statt auf Einzelmassnahmen, die Einbindung von Politik und Netzwerken, die optimale Berücksichtigung lokaler Rahmenbedingungen sowie das Sicherstellen einer ergebnisorientierten Kooperation zwischen den verschiedenen AkteurInnen.

Vor- und Nachteile des Cannabisverbotes für die suchtpräventive Arbeit

Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach, ob das Cannabisverbot eher förderlich oder hinderlich für die suchtpräventive Arbeit ist und welche Vor- und Nachteile hier im Einzelnen gesehen werden. Zu diesem Zweck wurden alle Fachkräfte der Suchtprävention aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen befragt. Eine deutliche Mehrheit von ihnen befürwortet eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene verbunden mit strengen Alterskontrollen. Sie sieht darin ein geeignetes Mittel für eine effektivere Cannabisprävention.

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Die Verhaltenssuchtpublikations-Störung (VSP-S)

Bedauerlicherweise hat die Verhaltenssuchtpublikations-Störung keinen Eingang in die Klassifikationssysteme DSM-5 und ICD-11 gefunden. Um die künftige Forschung anzutreiben, werden Vorschläge zur begrifflichen Fassung und Operationalisierung des neuen Krankheitsbildes formuliert. Überlegungen zur Einordnung und Ätiologie der Verhaltenssuchtpublikations- Störung sind noch in den Anfängen. Lediglich unter NeuropsychologInnen besteht Einigkeit über die hirnorganischen Korrelate. Befunde zur Wirksamkeit psychotherapeutischer und/oder medikamentöser Behandlungsansätze sind widersprüchlich. Entgegen üblicher Praxis verweist der Autor auf ernsthafte Interessenkonflikte.

Was lernen jugendliche Rauschtrinkende aus den negativen Folgen ihres Alkoholkonsums?

Kater, Erinnerungslücken, Erbrechen, peinliche Dinge tun: Etliche Jugendliche berichten über solche Folgen nach übermässigem Alkoholkonsum. Dass diese Erlebnisse nicht abschrecken, zeigt eine aktuelle Forschungsstudie: Wer eine negative Konsequenz erlebt hat, ist meist sogar eher bereit, diese beim künftigen Alkoholkonsum in Kauf zu nehmen.

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