SuchtMagazin Nr. 6/2017

Konsum, Prävention, Behandlung

Konsum: Notwendigkeit, Gewöhnung, Sucht | Opioidanalgetika in der Schweiz | Suchttherapie im Wandel | Online-Geldspiel: Sozialschutzmassnahmen | Präventionsprogramm PLUS | Alkoholabhängigkeit als «We-Disease» | Drogenkonsum und Vaterschaft | Leistungssensible Suchttherapie | Bilder von Drogenkonsumierenden | Fazit. ForschungsSpiegel von Sucht Schweiz

Artikel in dieser Ausgabe

Konsum: Notwendigkeit, Gewöhnung, Sucht

Die Konsumgewohnheiten in den wirtschaftlich führenden Ländern gefährden die Gesundheit und belasten die Umwelt. In diesem Text wird aus einer interdisziplinären Perspektive analysiert, warum sich das Konsumverhalten trotz des vorhandenen Wissens um seine schädlichen Nebenwirkungen nur sehr zögerlich verändert.

Opioidanalgetika: Wo liegt die Schmerzgrenze?

Alarmierende Meldungen aus den USA über eine Opioidepidemie mitkatastrophalen Folgen werfen Fragen zu deren Entstehung auf, insbesondere was die Rolle der Verwendung von Opioidanalgetika angeht. Vor diesem Hintergrund wird eine Prüfung der Schweizer Situation anhand der verfügbaren Indikatoren vorgenommen. Wenngleich die Lage in der Schweiz sich nicht als alarmierend erweist, wird angesichts der beobachteten stetigen Zunahme der Verschreibungen von Opioiden eine erhöhte Wachsamkeit gegenüber dieser Entwicklung empfohlen.

Online-Geldspiel: Wirksamkeit von Sozialschutzmassnahmen

Sozialschutzkonzepte sind in staatlich regulierten Geldspielmärkten seit vielen Jahren weit verbreitet. Forschungsbefunde zur Wirksamkeit der einzelnen Massnahmen gibt es jedoch – gerade im Online-Bereich – nur beschränkt. Nach bisherigem Forschungsstand gibt es vor allem Hinweise für die Effektivität folgender Sozialschutzmassnahmen: Finanzielle und zeitliche Limiten, Spielunterbrechungen via Pop-up-Nachricht sowie personalisiertes Feedback. Die Dynamik des Geldspielmarktes erfordert dabei eine ständige Evaluation bestehender Sozialschutzmassnahmen.

PLUS: Österreichisches Präventionsprogramm für die 5. - 8. Schulstufe

Das Präventionsprogramm PLUS wird seit 2009 in ganz Österreich in der5. - 8. Schulstufe von den Fachstellen für Suchtvorbeugung durchgeführt. Die Lehrkräfte erhalten ein Manual mit zehn Unterrichtseinheiten pro Schuljahr und werden für die Umsetzung dieser Einheiten in ihren Schulklassen von PräventionsexpertInnen umfassend geschult und über den gesamten Durchführungszeitraum von vier Schuljahren begleitet. Die österreichweite Evaluationsstudie hat gezeigt, dass PLUS in Zusammenhang mit einem signifikant geringeren Anstieg der Konsumerfahrungen mit Zigaretten und Alkohol im Alter zwischen 13 - 14 Jahren steht.

Die Rolle der Partnerschaft: Alkoholabhängigkeit als «We-Disease»

(Ehe-)Partner beeinflussen sich in ihrem Befinden und Verhalten gegenseitig stark. Erkrankt ein Partner an einer psychischen Störung, belastet dies beide Partner gleichermassen. Eine psychische Störung ist deshalb kein individuelles Problem, sondern ein gemeinsames, eine «We-Disease». Eine Behandlung der Alkoholabhängigkeit im Sinne einer «We-Disease» führt zu besseren Behandlungserfolgen in Bezug auf die Alkoholabhängigkeit und stärkt gleichzeitig auch die Ressource Partnerschaft.

Drogenkonsum und Vaterschaft

Der Beitrag stellt ausgewählte Ergebnisse einer qualitativen Studie vor, mit der die spezifische Situation drogenbelasteter Väter, ihre Vaterschaftskonzepte und die Interdependenzen zwischen Drogenkonsum und Vaterrolle untersucht wurden. Widersprüche zwischen den Vaterschaftsvorstellungen und der Praxis der Vaterschaft sind wesentlich durch den Drogenkonsum bedingt. Umgekehrt bietet das Vaterwerden durchaus die Chance, als Wendepunkt im Leben von drogenbelasteten Männern zu fungieren.

Zur Leseprobe

Leistungssensible Suchttherapie – Sicherheit durch Haltung

Abstinenz bei einer Abhängigkeitserkrankung ist nicht selbstverständlich, sondern eine täglich zu erbringende Leistung. Diese Haltung ist den meisten Betroffenen und ihren Angehörigen fremd. Es überwiegt eine von Scham- und Schuldgefühlen geprägte Einstellung. Der Schwerpunkt der Kurzintervention «Leistungssensible Suchttherapie (LST)» liegt auf einer Haltungsänderung gegenüber der Abhängigkeitserkrankung. Der Einbezug nahestehender Personen spielt dabei eine zentrale Rolle. Es wird eine leistungssensible, von Stolz und Ehrlichkeit geprägte Haltung implementiert. In Wirksamkeitsüberprüfungen konnte gezeigt werden, dass die Teilnahme an LST zu einer signifikant tieferen Rückfallhäufigkeit führt.

Suchttherapie im Wandel der Zeit

Seit den Anfängen der Suchttherapie hat sich viel verändert. Die Formen der Sucht, die therapeutischen Methoden, die Substanzen und die gesellschaftliche Akzeptanz von Suchtproblemen sind heute ganz andere als noch vor vierzig Jahren. Als eine der wenigen stationären Suchthilfeeinrichtungen der Nordwestschweiz hat der Chratten diesem Wandel standgehalten. Das Rezept: Die Fähigkeit, sich schnell auf eine veränderte Nachfrage einzustellen, und der Mut, bestehende Konzepte und festgefahrene Strukturen zu hinterfragen. Eine Chronologie.

Bilder von Drogenkonsumierenden über Sozialarbeitende

AdressatInnen niederschwelliger Drogenarbeit in den Kontakt- und Anlaufstellen der Stadt Zürich verfügen über vielfältige Bilder von Sozialarbeitenden und der Sozialen Arbeit. In den Bildern ist eine enge Verbindung zwischen Sozialarbeitenden und Themen der Macht zu erkennen. Deutlich wird aber auch, dass positive Bilder von Sozialarbeitenden dann bestehen, wenn anwaltschaftliche und wertfreie Handlungsweisen erfahren werden.

Glosse: Unverständlicher Cannabisentscheid

Regula Müller

Alkoholsteuer und Mindestpreis für alkoholische Getränke

Es ist empirisch gut belegt, dass ein Preisanstieg alkoholischer Getränke zu einem Rückgang des Alkoholkonsums und der alkoholbezogenen Mortalität und Morbidität führt. Bisher war jedoch unklar, wie sich verschiedene Formen der Preispolitik auf unterschiedliche Gesellschaftsgruppen auswirken. Eine aktuelle Studie aus England zeigt nun, dass insbesondere Volumensteuern oder Mindestpreise geeignet wären, um den Konsum von Risikogruppen zu beeinflussen und die sozialbedingten, gesundheitlichen Unterschiede in der Bevölkerung zu verringern. Gleichzeitig würden diese Massnahmen für moderat Alkoholkonsumierende kaum eine finanzielle Auswirkung haben.

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