SuchtMagazin Nr. 5/2016

Behandlung

Integrierte Suchtbehandlung | Integrated Dual Disorder Treatment | Unterstützung von Angehörigen | S3-Leitlinie «Alkoholbezogene Störungen» | Onlinebehandlung | Opioidsubstitution im Alter | Internetsucht | Arbeitsbündnis in der Suchttherapie | Angebotsplanung und -finanzierung | Fazit. Forschungsspiegel Sucht Schweiz

Artikel in dieser Ausgabe

Suchtbehandlung: Interdisziplinär? Sozialtherapeutisch? Integriert…

Der Beitrag widmet sich der integrierten Behandlung und bezieht sich dabei auf die mehrjährigen Erfahrungen der Suchthilfe Region Basel. Dazu gehören auch kritische sowie selbstkritische Rückblicke auf die vielen Veränderungen und Entwicklungen, welche die Suchtbehandlung geprägt haben. Es zeigt sich, dass integrierte Versorgung weitaus mehr ist als Vernetzung und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie ist ein Weg zur Überwindung von institutionellen und ideologischen Grenzen und vor allem ermöglicht sie es, die KlientInnen und ihre Bedürfnisse noch stärker ins Zentrum der Behandlung zu rücken.

Integrated Dual Disorder Treatment (IDDT) in Den Haag

In den vergangenen Jahren hat in den Niederlanden das gleichzeitige Auftreten von Abhängigkeitserkrankungen und komorbiden psychischen Störungen zunehmend an Bedeutung gewonnen. Das Doppeldiagnosezentrum in Den Haag bietet für diese Zielgruppe ein Spezialprogramm mit integrativem Behandlungsansatz: Integrated Dual Disorder Treatment. IDDT wird durch ein multidisziplinäres Team angeboten und kombiniert pharmakologische, psychologische, pädagogische und soziale Interventionen zugeschnitten auf die Bedürfnisse der PatientInnen und ihrer Angehörigen und angepasst an die jeweilige Motivationsphase.

Von der Evidenz zur Empfehlung: S3-Leitlinie «Alkoholbezogene Störungen»

Im Artikel wird am Beispiel der S3-Leitlinie «Alkoholbezogene Störungen» der Entwicklungsprozess einer Leitlinie (LL) dargestellt und deren Bedeutung in der Praxis analysiert. Im Rahmen der evidenzbasierten Medizin gibt die hochstandardisierte S3-LL Handlungsempfehlungen zu Diagnostik und Therapie bei Störungen durch Alkohol und wird von medizinischen Fachgesellschaften unterstützt. In der Schweiz stehen für die täglichen Entscheidungen in der suchtmedizinischen Beratung und Behandlung auch benutzerfreundliche und stets aktualisierte internetbasierte Handbücher zur Verfügung. Ob zukünftig der Aufwand einer S3-LL gerechtfertigt ist, wird von suchtpolitischen Strategien und Massnahmen abhängen.

Zur Leseprobe

Onlinebehandlung: Wirksamkeit, Erfolge und Potenziale

Onlineangebote werden zunehmend zum festen Bestandteil professioneller Beratung und Behandlung. Die Angebote differenzieren sich immer weiter aus. Sowohl die Wirksamkeit als auch zentrale Wirkprozesse, wie die therapeutische Beziehung, gelten als vergleichbar mit Präsenzberatung. In der Suchthilfe erreichen Onlineangebote neue oder schwer zugängliche Zielgruppen. Grosses Potenzial steckt auch in neuen Beratungsformen, welche einen flexiblen Wechsel zwischen Präsenzberatung und Onlinehilfe ermöglichen.

Unterstützung von Angehörigen: Status quo und Optimierungsbedarf

Die in diesem Artikel vorgestellte Bedarfserhebung zu Angeboten für Angehörige zeigt, wie zentral es für eine optimale Versorgung der Zielgruppe ist, die Leistungen einzelner Institutionen als Teil komplementärer Hilfsansätze zu verstehen und zu kommunizieren. Es gilt daher, Orientierung zu schaffen und das Wissen über die Handlungsmöglichkeiten von Angehörigen und über die passenden Unterstützungsangebote aktuell zu halten. Die Bemühungen Angehörige besser zu verstehen und ihnen eine Stimme zu geben, helfen ihnen, ihre widersprüchliche Lage als Stresssituation zu begreifen, die sich Schritt für Schritt bearbeiten lässt.

Opioidsubstitution im Alter: ein Update

Personen in Opioidsubstitution werden zunehmend älter. Damit verbunden kommt es im Rahmen der Substitutionsbehandlung zu einer Zunahme chronischer Erkrankungen und vielfältiger altersbedingter Einschränkungen, die das Versorgungssystem vor ganz neue Herausforderungen stellen. Die Bedürfnisse älterer Personen in Substitution unterscheiden sich erheblich von jenen jüngerer.

Internetsucht: Klassifikation und Behandlungsmethoden

In den letzten beiden Jahrzenten wurde die Internetnutzung für junge Erwachsene weltweit zu einem Lebensbestandteil. Mit steigender Internetnutzung erleben PsychotherapeutInnen eine steigende Nachfrage für therapeutische Massnahmen zur Linderung von gesundheits- und psychiatriebedingten Problemen als Konsequenz exzessiver Internetnutzung. Dieser Artikel beschreibt die Entstehung der Internetsuchtproblematik, reflektiert den Status quo der Internetsuchtdiagnose und fasst Behandlungsmethoden zusammen.

Arbeitsbündnis in der stationären Sucht- und Sozialtherapie

Unter einem Arbeitsbündnis wird in der stationären Sucht- und Sozialtherapie der Stiftung Terra Vecchia ein Sozialer Vertrag verstanden, der die Zusammenarbeit zwischen dem Betrieb, vertreten durch die Fachbegleitperson, und der Klientin oder dem Klienten regelt. Bei der Schliessung eines Arbeitsbündnisses wird dem Aspekt des «Offiziellen» von Beginn weg grosse Bedeutung beigemessen, um die notwendige Verbindlichkeit einzufordern. KlientInnen treten sowohl freiwillig als auch im Rahmen eines Zwangskontextes ein. Dies stellt hohe Anforderungen an die Fachbegleitperson. Kleine und grosse Erfolge der KlientInnen aufzeigen und wertschätzen stärkt das Bewusstsein der Selbstwirksamkeit und wirkt sich positiv auf den gesamten Verlauf aus.

Angebotsplanung und -finanzierung in den Kantonen

Die Kantone haben in der Steuerung des Suchthilfeangebots fachliche, finanzielle und politische Gegebenheiten aber auch veränderte Bedürfnisse der Klientel zu berücksichtigen. Spardruck auf verschiedenen Ebenen und die damit oft verbundene Forderung nach Behandlungen, die über das Krankenversicherungsgesetz (KVG) statt über die Sozialhilfe finanziert werden, Schnittstellenprobleme bei unterschiedlich finanzierten Angeboten, älter werdende und vermehrt psychisch belastete KlientInnen sind einige der Herausforderungen für eine integrale Angebotssteuerung. Wie damit umgegangen wird, wird am Beispiel der Kantone Schaffhausen und Bern gezeigt.

Schutzwirkung moderaten Alkoholkonsums: Pro und Kontra

Der Volksmund glaubt es schon lange zu wissen: Regelmässig ein Glas Wein schützt vor (Herz-)Krankheiten. Die Forschergemeinde ist sich da schon weniger einig. Während es eine lange Liste von Publikationen gibt, welche die protektive Wirkung von moderatem Alkoholkonsum belegen, werden auch immer wieder Stimmen laut, die dies bezweifeln, da die gefundenen Zusammenhänge nicht unbedingt ursächlich dem Alkoholkonsum zuzuschreiben sein sollen. Auf welche wissenschaftlichen Evidenzen berufen sich die VertreterInnen dieser beiden Lager?

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