SuchtMagazin Nr. 2/2015

Aufwachsen heute

Veränderte Lebensbedingungen & neue Herausforderungen | Computerbezogene Abhängigkeiten | Substanzkonsum | Vergessene queere Jugend | Zwischen Peers, Familie, Herkunft & Öffentlichkeit | Finanzielle Handlungsfähigkeit | Auswirkungen von Cannabisverzeigungen | Präventionsbotschaften | Suchtprävention mittels Peer-Education

Artikel in dieser Ausgabe

Jugend heute: Veränderte Lebensbedingungen und neue Herausforderungen

Die Einflüsse, denen junge Menschen während ihrer prägenden Jugendphase ausgesetzt sind, beeinflussen ihre Lebensperspektiven und Handlungsoptionen. Veränderte Lebensbedingungen bedeuten daher immer auch veränderte Risiken und Herausforderungen. Der folgende Beitrag beleuchtet die veränderten Lebensbedingungen der heutigen Generation von Jugendlichen, welche Chancen und Probleme damit verbunden sein können und wie sich dies auf die Vorhersage eines Suchtrisikos auswirkt. Dabei werden vor allem der beschleunigte Entwicklungsverlauf, die Veränderung der Familie, die Rolle der Gleichaltrigen in den sozialen Medien und die gestiegene Bedeutung eines hohen Bildungsabschlusses betrachtet.

Substanzkonsum Jugendlicher: Was, wie viel und wie häufig?

Die Studie «Health Behaviour in School-aged Children» (HBSC Schweiz, 2014) zeigt, dass die meisten Jugendlichen in der Schweiz psychoaktive Substanzen zumindest ausprobieren, insbesondere Alkohol und Tabak. Verglichen mit 2010 konsumierten 2014 aber deutlich weniger Jugendliche Alkohol und Zigaretten. Dies gilt nicht für Cannabis. Dem «Suchtmonitoring Schweiz» (2013) zufolge sind Tabak- und Alkoholkonsum bei 20- bis 24-Jährigen im Vergleich zu Jugendlichen weiter verbreitet.

Vergessene queere Jugend

Sexualität ist ein zentrales Thema des Jugendalters. U. a. kommt es zur Ausbildung der sexuellen Orientierung. Im Fachdiskurs über die Bewältigung jugendlicher Entwicklungsaufgaben mittels Substanzkonsum wird sexuelle Diversität wenig berücksichtigt. Man könnte geradezu von einer vergessenen queeren Jugend sprechen. Dabei wäre eine diversitätsgerechte Herangehensweise mittels «Diversity Education» auch im Kontext von Sucht nicht nur für sexuelle Minoritäten von Bedeutung.

Zwischen Peers, Familie, Herkunft und Öffentlichkeit

Innerfamiliäre Spannungen, Liebeskummer, die Suche nach Anerkennung, nach einer Lehrstelle stehen bei einheimischen wie bei Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln mit zuoberst auf der Sorgenliste. Die Probleme können bei letzteren aber akzentuiert sein, z. B. aufgrund von traditionellen Vorstellungen in der Familie oder Diskriminierungserfahrungen. Die – nicht herkunftsgebundene – Peergruppe ist dabei ein wichtiges Gefäss zur Auseinandersetzung mit allen Themen des Aufwachsens, wozu auch der Substanzkonsum und die (mediale) Selbstdarstellung gehören.

Zur Leseprobe

Auswirkungen von Cannabisverzeigungen auf den Cannabiskonsum

Im Rahmen einer Pilotstudie wurden 26 Jugendliche zu ihren Erfahrungen mit der Cannabisverzeigung befragt. Die Intervention bewirkte im Wesentlichen eine Veränderung des Konsumverhaltens, aber kaum eine Veränderung der Häufigkeit des Konsums von Cannabis. Die Motivierende Kurzintervention (MK) als mögliche Massnahme wurde positiv beurteilt.

Jugendliche und computerbezogene Abhängigkeiten

Digitale Medientechnologien sind im Alltag von Kindern und Jugendlichen dauerpräsent. Studien zeigen, dass ein Teil der Heranwachsenden computerbezogene Abhängigkeiten entwickelt, die mit schwerwiegenden Belastungen der Betroffenen und des Umfelds einhergehen. Die Übergänge zwischen engagierter, exzessiver und suchtmässiger Nutzung digitaler Medien sind allerdings fliessend. Die wissenschaftlich kontroverse Diskussion um das Phänomen computerbezogener Abhängigkeiten verweist auf die Notwendigkeit weiterer Forschung, insbesondere auch, um fundierte Angebote der Gesundheitsförderung, Prävention und Intervention zu entwickeln.

Präventionsbotschaften für Jugendliche

Da Jugendliche meist nur ein geringes Interesse an Gesundheitsthemen haben und Risikoverhalten unter ihnen verbreitet und zum Teil anerkannt ist, stellen sie eine anspruchsvolle Zielgruppe für Präventionsbotschaften dar. Soziale Appelle, Handlungsempfehlungen zu funktionalen Alternativen und Unterhaltungsformate sind vielversprechende Möglichkeiten, um Jugendliche zu erreichen. Zudem spielen auch die vorherige Testung, die Medienwahl und die Integration der Präventionsbotschaften in die Gesamtkampagne eine wichtige Rolle für den Erfolg der Botschaft.

Peer-Education in der schulischen Suchtprävention

Peer-Education wird seit 20 Jahren als Methode in der universellen Suchtprävention eingesetzt. Eigens geschulte Jugendliche informieren Gleichaltrige über das Thema Sucht und Suchtprävention und setzen an der eigenen Schule mit Unterstützung der Lehrkräfte suchtpräventive Akzente. Der Peer-Ansatz birgt viele Chancen, wenn bestimmte Faktoren in der Umsetzung beachtet werden.

Kognitive und emotionale Aspekte finanzieller Handlungsfähigkeit

Die Fähigkeit, mit Geld und Finanzthemen adäquat umzugehen, wird in globalisierten Gesellschaften im Alltag aller Menschen immer wichtiger. Von einem breiten Begriffsverständnis finanzieller Handlungsfähigkeit ausgehend, stehen im vorliegenden Beitrag die kognitive und emotionale Entwicklung von Jugendlichen im Zentrum, da die Berücksichtigung entwicklungspsychologischer Grundlagen eine zentrale Voraussetzung für eine altersgerechte Förderung finanzieller Handlungsfähigkeit darstellt.

Je früher, desto schlimmer? Erkenntnisse zum Einfluss des Alters des ersten Alkoholkonsums auf Probleme im weiteren Lebensverlauf

Es erscheint unmittelbar einleuchtend: Je früher und damit je länger jemand Alkohol konsumiert, desto gravierender sind die Konsequenzen für die Gesundheit. Jedoch ist zu bedenken, dass nicht jede konsumierte Menge Alkohol schädlich ist und dass das Trinkverhalten von Jugendlichen oftmals sehr unregelmässig ist. In der ersten hier vorgestellten Studie wird untersucht, inwiefern sich der in der Literatur oft berichtete Zusammenhang zwischen einem frühen Einstieg in den Alkoholkonsum und späteren Problemen bei Jugendlichen finden lässt, die noch nie betrunken waren im Vergleich zu denjenigen, die bereits mind. einmal betrunken waren. Anschliessend werden die Ergebnisse einer zweiten Studie vorgestellt, die untersucht hat, welche Rolle Verhaltensauffälligkeiten und Trunkenheitserlebnisse im frühen Jugendalter für den exzessiven Alkoholkonsum im Erwachsenenalter spielen.

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