SuchtMagazin Nr. 5/2014

Arbeits­integration, Behandlung, Forschung

Herausforderung Arbeitsintegration | Gender- und Diversity-Check | Real-Time Monitoring | Einstieg Cannabis | Wirksamkeit der ambulanten Alkoholbehandlung | Eintrittsprofile Suchthilfe | Gewalt im öffentlichen Raum | Schlaf-/Beruhigungsmittel und Alkohol | Risikofaktor Alkohol bei Bluthochdruck | Trends beim Tabakrauchen

Artikel in dieser Ausgabe

Sucht als Herausforderung für die Arbeitsintegration

Die Bearbeitung von Suchtthematiken im Kontext von Arbeitsintegration darf nicht nur bei denjenigen ansetzen, die bereits ihren Arbeitsplatz verloren haben, vielmehr muss Arbeitsintegration bereits in den Unternehmen selbst beginnen. Hierzu liefert der Handlungsansatz Eingliederungsmanagement wichtige Grundlagen, da er sowohl auf der Fall- als auch auf der System- und Organisationsebene ansetzt, um eine nachhaltige Arbeitsintegration von suchtbetroffenen Beschäftigten erreichen zu können. Darüber hinaus trägt Eingliederungsmanagement auch dazu bei, die Integration von Erwerbslosen in den ersten Arbeitsmarkt zu verbessern.

Gender- und Diversity-Check suchtpräventiver Angebote

(Sucht-)Präventionsstellen sind im Schulkontext oftmals mit heterogen zusammengesetzten Klassen und Eltern mit unterschiedlichem Hintergrund konfrontiert. Eine diversitätssensible Ausgestaltung von Präventionsangeboten liegt also nahe. Die vorliegende Checkliste hat sich im zeitlich gedrängten Alltag einer regionalen Suchtpräventionsstelle bewährt. Präventionsangebote konnten angepasst und optimiert werden. Dabei erfolgte u. a. auch ein Kompetenzausbau des Teams.

Real-Time Monitoring in der Suchtarbeit

Im Rehabilitationszentrum für suchtmittelabhängige Männer casa fi delio wurde mit dem Real-Time Monitoring ein neuartiges Verfahren auf seine Eignung als Mittel des Prozessmonitorings im Übergang von der stationären Therapie in die Nachsorge getestet. Dabei zeigte sich seine Eignung sowohl aus Sicht der Bewohner als auch der Therapie und der Sozialen Arbeit.

Zur Leseprobe

Wirksamkeit ambulanter Behandlung bei Alkoholproblemen

In einer multizentrischen, überkantonalen Studie mit über 800 KlientInnen wird derzeit die Wirksamkeit ambulanter Behandlung bei Alkoholproblemen in der Schweiz überprüft. Die ersten Ergebnisse der Nachbefragung bei Austritt und 6 Monate danach zeigen deutliche Verbesserungen der alkoholbezogenen Problematik und überwiegend positive Veränderungen im Gesundheitszustand und der Lebenszufriedenheit.

Eintrittsprofile in der ambulanten und stationären Suchthilfe

Stationäre sozialtherapeutische Suchthilfeeinrichtungen befürchten, dass der Zugang zum stationären Angebot aus Kostengründen eingeschränkt wird und sich dies auf die Einrichtungen und auf die KlientInnen negativ auswirken wird. Anhand der Suchthilfestatistik act-info kann aufgezeigt werden, dass die stationäre Behandlung eher Drogenabhängige in prekären Lebenssituationen anspricht, während ambulante Hilfe eher von Cannabis konsumierenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgesucht wird.

Gewalt im öffentlichen Raum – welche Rolle spielt Alkoholkonsum?

Alkohol ist bei mehr als zwei Dritteln der Streitigkeiten und Ruhestörungen, aber auch bei Körperverletzungen und Tätlichkeiten im öffentlichen Raum im Spiel. Typischerweise sind junge Männer im Kontext des urbanen Nachtlebens am Wochenende beteiligt. Aber auch Frauen sind involviert und ein Viertel der Vorfälle ereignet sich ausserhalb einer Stadt. Da die Beteiligten mehrheitlich älter als 18 Jahre sind, handelt es sich nicht um Jugendgewalt im engeren Sinn.

Alkoholkonsum als Risiko für Bluthochdruck

Zahlen der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 20121 zeigen, dass 8.9% der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren mit einem chronischen Alkoholkonsum, von im Mittel mehr als 40 Gramm reinen Alkohols pro Tag für Frauen und mehr als 60 Gramm für Männer, einen zu hohen Blutdruck berichteten. Hingegen war dies nur bei 4.0% der Lebenszeitabstinenten der Fall. Auch unter Kontrolle weiterer Risikofaktoren blieb der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Bluthochdruck bestehen.

Weniger stark Rauchende, mehr Gelegenheitsrauchende

Das Rauchen von Tabak stellt weltweit eines der grössten Risiken für die Gesundheit dar. Im vorliegenden Beitrag werden anhand der Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragungen (SGB) von 1992 bis 2012 die Trends des Rauchens für verschiedene Gruppen von RaucherInnen nachgezeichnet. Vor allem der Anteil der sehr starken RaucherInnen ist von 1992 bis 2012 deutlich zurückgegangen. Ein gleichzeitiger Anstieg von gelegentlichem Rauchen führte jedoch dazu, dass die Raucherquoten im Jahr 2012 insgesamt etwa denen von 1992 entsprachen. In einer detaillierten Betrachtung der Rauchergruppen wurde eine Polarisierung deutlich: Die verbliebenen sehr starken RaucherInnen unternahmen weniger Aufhörversuche und berichteten einen schlechteren Gesundheitszustand.

Einstiegsalter in den Cannabiskonsum

Cannabisgebrauch ist in der Schweizer Bevölkerung weit verbreitet. Insbesondere der frühe Einstieg in den Konsum wird mit einer Reihe negativer Konsequenzen in Verbindung gebracht. Auf Basis der Schweizer Gesundheitsbefragung 20121 wird die Entwicklung des Einstiegsalters in den Cannabisgebrauch in verschiedenen Geburtskohorten untersucht. Das aktuelle durchschnittliche Einstiegsalter für 15- bis 19-Jährige liegt bei 15.7 Jahren. Während das Einstiegsalter in den jüngeren Kohorten weiter abgesunken ist, lässt die Risikoverteilung für den Cannabiseinstieg vermuten, dass sich dieser Trend in den kommenden Jahren nicht weiter fortsetzen wird.

Gleichzeitiger Gebrauch von Schlaf- oder Beruhigungsmitteln und Alkohol

Der gleichzeitige Gebrauch von Schlaf- bzw. Beruhigungsmitteln und Alkohol ist mit zahlreichen gesundheitlichen Risiken und negativen Folgen verbunden. Die Schweizerische Gesundheitsbefragung (SGB) zeigt, dass 3.3% der Schweizer Allgemeinbevölkerung eine hohe Wahrscheinlichkeit für den gleichzeitigen Gebrauch an mindestens einem der vergangenen 7 Tage aufweisen. Dieser Anteil ist über die vergangenen 15 Jahre in etwa stabil. Bessere Präventionsmassnahmen werden benötigt, um PatientInnen wirksam über die Risiken dieses Mischkonsums aufzuklären und um diese oft verkannte Problematik zu verringern.

Konsequenzen von Rauchen und Rauchstopp

Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Rauchen von Tabakprodukten und psychischen Störungen? Können Rauchende ihr psychisches Wohlbefinden durch einen Rauchstopp verbessern? In einer vor kurzem veröffentlichten Übersichtsarbeit gingen Taylor und Kollegen (2014) der Frage nach, ob ein Rauchstopp mit Veränderungen in der psychischen Gesundheit in Verbindung steht. Auf Basis von 26 eingeschlossenen Einzelstudien folgerten die AutorInnen, dass Personen, die mit dem Rauchen aufgehört hatten, im Vergleich zu Personen, die weiter rauchten, verbesserte Werte im Hinblick auf Angststörungen, depressive Störungen und Stress aufwiesen; Aufhörende berichteten zudem verbesserte Lebensqualität und verbesserten Affekt. Da die eingeschlossenen Studien Nachbefragungszeiträume von bis zu neun Jahren umfassten, kann gefolgert werden, dass diese Effekte durchaus längerfristiger Natur sind. Auch wenn noch weitere Forschung benötigt wird, um eindeutig zu klären, ob der Rauchstopp wirklich ursächlich für diese Verbesserungen der psychischen Gesundheit ist, kann doch klar festgehalten werden, dass RaucherInnen zumindest keine anhaltende Verschlechterung ihres Befindens nach dem Rauchstopp befürchten müssen.Auf der anderen Seite gibt es jedoch seit langem klare Evidenz für die schädliche Wirkung des Rauchens auf körperliche Gesundheit und Lebenserwartung sowie für die gesundheitsförderlichen Konsequenzen eines Rauchstopps. Im Folgenden soll eine kurze Zusammenfassung von wichtigen Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet gegeben werden.

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