SuchtMagazin Nr. 5/2013

Diverse Themen

Schweizer Suchtpolitik | Österreichischer «Suchtwürfel» | EU-Drogenmarkt | Filmprojekt «Mein perfekter Tag» | Schadensminderung und Strafverfolgung | Latenzkinder in suchtgefährdeten Familien | EU-Projekt «Take Care» | Suchtarbeit auf dem Sozialdienst | Case Management in der Suchthilfe | Plädoyer für den stationären Aufenthalt

Artikel in dieser Ausgabe

Suchtpolitik Schweiz: aus der Vergangenheit lernen

Ein Blick in die Geschichte der Alkohol-, Tabak- und Drogenpolitik zeigt, dass die Suchtpolitik der Schweiz ihren Auftrag bislang bestenfalls teilweise erfüllt hat. Vorliegender Beitrag zeigt auf, wo wir in der Suchtpolitik heute stehen, was aus der Vergangenheit gelernt werden kann, und welche Investitionen jetzt dringend notwendig sind.

Österreich: Der Weg zum «erweiterten Suchtwürfel»

Eine Delphi-Studie, die im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit als Grundlage für die Entwicklung einer nationalen österreichischen Suchtpräventionsstrategie konzipiert war, orientiert sich am «Schweizer Würfel-Modell der Suchtpolitik», wobei sich im Verlauf der Studie einige Anpassungen und Ergänzungen ergaben, die dann zum «erweiterten Suchtwürfelmodell» führten. Dabei wurden u. a. «Therapie» und «Schadensminderung» zum Bereich «Suchthilfe» zusammengefasst, die Dimension «Konsummuster» um die Kategorie «Abstinenz» erweitert, die unmittelbar mit der Klientel interagierenden Interventionsfeldern durch mittelbar agierende ergänzt und auf die zentrale Basis der Suchtpolitik (Rahmenbedingungen) hingewiesen.

Zur Leseprobe

EU-Drogenmarkt: Neue Erkenntnisse

Der illegale Drogenmarkt in der EU ist in seinem Umfang ein überschätztes, in seiner komplexen Vernetzung mit anderen illegalen Märkten aber vielfach unterschätztes Phänomen. Die Analogien mit den legale Märkte prägenden Mechanismen sind auffällig. ExpertInnen betonen die nachhaltigen Effekte der Wirtschaftskrise, die von politischem Konservatismus begleitet wird, auf den Drogenmarkt (zunehmender Konsum) und auf die Drogenpolitik (Sparmassnahmen und mehr Repression). Die Ineffektivität, die hohen Kosten und unbeabsichtigten negativen Konsequenzen der prohibitiven Drogenpolitik legen eine Prüfung drogenpolitischer Alternativen nahe.

Schadensminderung und Strafverfolgung in der UNO-Drogenpolitik

Schadensminderung war für die Drogenkontrollorgane der UNO lange ein Tabuthema. Seit einiger Zeit häufen sich die Anzeichen, dass das Thema auf der internationalen Ebene mehr Akzeptanz findet. Neuerdings wird Schadensminderung sogar mit Strafverfolgung in Verbindung gebracht. Das ist begrüssenswert, birgt aber politische Risiken.

«Mein perfekter Tag»: Ein innovatives Filmprojekt

«Mein perfekter Tag» ist ein internetbasiertes, interaktives Filmprojekt der Suchtpräventionsstelle Winterthur, das die Lebenswelt von Jugendlichen ins Zentrum stellt. Diese drehten Kurzfilme zu ihrem «perfekten Tag». Die Clips wurden auf YouTube platziert und über eine Facebook-Seite von Peers bewertet und kommentiert. Das Projekt verfolgte einen ressourcenorientierten Ansatz der Suchtprävention. In der Fokussierung und Überprüfung der inhaltlichen Projektziele liegt noch Optimierungspotential für weiterführende Projekte.

Latenzkinder in suchtgefährdeten Familien

Die sog. Latenzzeit – also die Lebensphase der späten kindlichen Entwicklung zwischen dem 8. und 12. Lebensjahr – ist häufig für Familien eine relativ ruhige Zeit. Das Kind ist «aus dem Gröbsten raus», hat sich in Schule und im Sozialbereich etabliert und ist in seiner Emotionalität weitgehend stabil. In Familien mit einem erhöhten Suchtrisiko bzw. einem Risiko von psychiatrischen Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten kann diese Phase aber die Basis für in der Adoleszenz auftretende Verhaltensprobleme, Suchterkrankungen sowie psychosomatische Störungen sein.

TAKE CARE: EU-Projekt für Jugendliche mit riskantem Alkoholkonsum

Einen verantwortungsbewussten Alkoholkonsum bei Jugendlichen in Europa zu fördern – dies war das Ziel des Projekts TAKE CARE. Dazu wurden in einem Mehrebenenansatz Interventionen mit Jugendlichen und weiteren Zielgruppen aus deren Umfeld (Eltern, Schlüsselpersonen und Verkaufspersonal) durchgeführt. Das Projekt wurde von der Europäischen Union (EU) gefördert und in zehn EU-Ländern umgesetzt. Die Evaluation zeigt, dass rund die Hälfte der riskant trinkenden Jugendlichen, die am Projekt teilgenommen haben, ihren Alkoholkonsum reduzierte.

Suchtarbeit auf dem Sozialdienst

Die Expertise der Sozialen Arbeit in der Suchtarbeit auf dem Sozialdienst liegt in der Bearbeitung sozialer Aspekte der Sucht über eine kontinuierliche, interinstitutionelle und interprofessionelle Begleitung von Veränderungsprozessen in Zusammenarbeit mit den KlientInnen. Das Modell der «Fachstelle Suchthilfe» des Sozialdienstes der Stadt Bern verpflichtet sich dieser Expertise.

Case Management in der ambulanten Suchthilfe

Mit Hilfe koordinierter und zielgerichteter Dienstleitungen ist die PERSPEKTIVE Region Solothurn-Grenchen bestrebt, für alle Anspruchsgruppen wirkungsvolle und bedarfsgerechte Behandlungsangebote zu erbringen. Dies gelingt aber nur innerhalb klar definierter Strukturen. Vermehrte Koordination und Planung auf übergeordneter Ebene ist notwendig.

Ein Plädoyer für den stationären Aufenthalt

Stationäre Behandlung hat heute einen schweren Stand. Der Kostendruck und die Erkenntnis, dass bei Weitem nicht alle Süchtigen nach einer stationären Therapie drogenfrei bleiben, führen zu Diskussionen über Sinn und Unsinn von stationären Einrichtungen. Seit Jahren hören wir mit Erstaunen, wir würden nicht nachhaltig arbeiten. Der Artikel greift diese Kontroversen auf und ruft dazu auf, den Begriff der Nachhaltigkeit neu zu betrachten. Ein gut gekelterter, mit 65 Jahren Berufserfahrung durchsetzter, manchmal etwas polemischer und unwissenschaftlicher Essay von zwei Leitern stationärer Einrichtungen – lassen Sie es sich munden!

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